Mülheim. Leser erinnern sich an zwei beliebte Gaststätten auf der Mülheimer Heimaterde. Manchmal ist damit auch die eigene Familiengeschichte verbunden.

Gemütliche Ausflugslokale hatte Mülheim einst viele. Sie waren nicht nur an den Wochenenden und in den Ferien gut besucht. Einige hatten sogar den passenden Namen wie „Bergklause“ oder „Zur Schönen Aussicht“.

Postkarten, die diese Anwesen zeigten, sind auch Dokumente für die Umtriebigkeit der Wirte. „Täglich frisches Bier“, „Gesellschaftsräume für mehr als 300 Personen“, „Frühstücksterrasse mit Ruhrblick“ oder „Haus für gehobene Festlichkeiten“ sind nur einige Aufdrucke auf Vorder- oder Rückseite. In der aktuellen Corona-Zeit fehlen solche großen Säle, um viele Menschen auf dem gebotenen Abstand zu halten. Erkennen lassen die alten Karten und Erinnerungen unserer Leserinnen und Leser jedoch: Früher hatte die Stadt mehr Gaststätten. Die Leute gingen häufiger aus. Mehr Vereine trafen sich in Lokalen.

Ihre Erinnerungen und alten Fotos sind gefragt

Wer Erinnerungen hat oder Hinweise zu den gezeigten Bildern geben kann, schickt diese bitte an die WAZ-Lokalredaktion, Eppinghofer Straße 1-3, 45468 Mülheim Ruhr. Ihre E-Mails sind ebenfalls erwünscht an: redaktion.muelheim@waz.de

Ihre alten Fotoschätze schicken Sie per E-Mail im JPG-Format an die Redaktion oder bringen diese einfach bei uns vorbei. Ihre alten Bilder werden im Lauf der Serie in der WAZ veröffentlicht. Vielleicht können andere Leser bei der Einordnung helfen

„Das Bild zeigt das Ausflugslokal ,Im Siepental’ am Sunderweg in der Heimaterde in den 1930er Jahren. Heute ist das Gelände aufgeschüttet und gehört zum Heißener Friedhof“, so antwortet Hans-Gerd Cramer auf unsere Frage zu einem Bild der Folge 132 unserer Serie.

Ausflugslokal auf der Heimaterde wurde von den Großeltern geführt

„Pächter und Bewirter waren meine Großeltern Gustav und Elise Hinne. Deshalb wurde das umgebende Wäldchen im Volksmund auch ,Hinnebüschken’ genannt. Auf dem Bild sind auch meine Großeltern und Verwandte zu sehen“, führt Cramer weiter aus.

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„Im Ausflugslokal gab es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Zusätzlich verkauften meine Großeltern im Vorflur des Wohnhauses Bier. Sie hatten auch alkoholfreie Getränke wie Limo und Süßigkeiten. Ältere Bürger erinnern sich, dass auf dem Gelände ein Teich war, auf dem man Kahn fahren konnte“, schreibt der Leser. „Im Zweiten Weltkrieg war das Ausflugslokal geschlossen. Nach dem Krieg wurde der Pavillon zu Wohnzwecken umgebaut. Meine Geschwister und ich verbrachten im ,Hinnebüschken’ manch schöne Stunden.“

Lokal wurde Mitte der 1980er Jahre geschlossen

Ein anderer Leser, Wolfgang Rossenbeck, hat in der Redaktion angerufen. Er erklärt: „Auf dem Foto ist das Lokal ,Amsel-Klause’ auf der Heimaterde zu sehen. Rossenbeck hat dazu herausgefunden: „Das Lokal hat ein Bruder der Familie Buhle betrieben, die in Heißen eine Gärtnerei hat.“ Es sei bei den Nachbarn eine beliebte Gaststätte gewesen. Viele Ausflügler nutzen das Lokal auch als Rastplatz und zogen nach der Stärkung weiter.

Die Fassade des Hauses war mit reichlich Efeu bewachsen. Die Fester hatten die Bewohner freigeschnitten, damit noch Tageslicht in die Räume gelangte. Die Terrasse neben dem Lokal hatte ein Dach und eine Zaunumrandung. Betreiber der „Amsel-Klause“ war Bruno Buhle. „Mitte der 1980er Jahre Jahre wurde das Lokal am Humboldthain geschlossen“, ergänzt Wolfgang Rossenbeck.