Mülheim. Maskenpflicht, Sportunterricht im Freien, digitale Ausstattung – vieles ändert sich zum neuen Schuljahr in Mülheim. Ein Überblick der Regeln.

Wenn am kommenden Mittwoch der Unterricht nach den Sommerferien startet, wird alles anders sein, als man es jemals an den Schulen erlebt hat. Es herrscht Maskenpflicht, der Planungsaufwand ist enorm, viele Abläufe müssen sich erst einspielen. Die Mülheimer Schulen sind gut vorbereitet – und gehen mit zahlreichen Regeln und Pflichten ins neue Schuljahr, die das Schulministerium auf 21 Seiten in dieser Woche dargelegt hat. Ein Überblick.

Maskenpflicht für alle: „Eine große Herausforderung“

Grundsätzlich gilt für alle Schüler, Lehrkräfte und andere Personen, die sich in Schulgebäuden aufhalten, die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Aber es gibt Ausnahmen: Grundschüler dürfen ihre Maske ablegen, wenn sie an ihrem Platz sitzen, müssen sie allerdings wieder aufsetzen, sobald sie sich im Klassenraum bewegen, zum Beispiel zur Tafel gehen. Lehrkräfte sowohl an Grund- als auch weiterführenden Schulen müssen keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn sie den Mindestabstand von 1,50 Meter gegenüber allen Schülern einhalten können.

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„Das wird eine große Herausforderung“, sagt Peter Hofmann, Abteilungsleiter für die Schulverwaltung. Er weist darauf hin, dass Kinder an Ganztagsschulen unter Umständen acht bis neun Stunden nur mit Maske verbringen dürfen. Denn: Auch auf dem Schulhof darf sie nicht abgenommen werden, weil der Mindestabstand nicht garantiert werden kann. Allerdings gibt es einen kleinen Spielraum: „Für bestimmte Unterrichtseinheiten bzw. in Prüfungssituation“ könne von der Pflicht abgesehen werden.

Sportunterricht: Nicht ausreichend Sportanlagen zur Verfügung

Sport mit Maske? Das funktioniert kaum. Deswegen soll der Sportunterricht bis zu den Herbstferien im Freien stattfinden. Allerdings haben nicht alle Mülheimer Schulen die Möglichkeit dazu. In einem Treffen der Stadtverwaltung mit den Schulleitervertretern hat Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sport Services (MSS), darauf hingewiesen, dass richtige Sportanlagen nicht ausreichend zur Verfügung stehen.

Auch der Schwimmunterricht ist noch nicht gesichert. Theoretisch möglich ist er, die ohnehin schwierige Koordination bei der geringen Mülheimer Wasserfläche wird nun aber noch einmal erschwert. Der MSS will nun die Schulen abfragen, inwieweit Bedarf besteht.

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Öffentlicher Nahverkehr: Ruhrbahn fährt normalen Betrieb

Die Ruhrbahn habe zugesichert, den normalen Betrieb zu Schulzeiten anzubieten, sagt Peter Hofmann. Darin enthalten sind ein halbes Dutzend Einsatzbusse, die verstärkt zum Unterrichtsbeginn und -ende fahren. Aufgestockt werde die Taktung vorerst nicht.

Einige Schulen haben sich entschieden, mit einem entzerrten Unterrichtsbeginn zu starten. So zum Beispiel die Realschule an der Mellinghofer Straße. „Um den ÖPNV zu entlasten und für die Organisation bei uns starten die Fünft- und Sechstklässler um 7.45 Uhr, die Siebt- und Achtklässler um 8 Uhr und die Neunt- und Zehntklässler um 8.15 Uhr“, sagt Schulleiterin Judith Koch. Allerdings bedeute dies auch einen enormen Koordinationsaufwand.

Digitale Ausstattung: Erste Endgeräte für Schüler bald verfügbar

In den vergangenen zwei Wochen seien, so Peter Hofmann, die Förderrichtlinien für die Endgeräte sowohl für Schüler aus sozial schwachen Familien als auch für Lehrer angekommen. In enger Absprache mit den Schulen sollen nun die Geräte bestellt werden – es können Laptops oder Tablets sein, Smartphones sind ausgeschlossen.

Schulstart mit Hitzefrei?

In den kommenden Tagen werden Rekordtemperaturen bis an die 40 Grad erwartet und auch kommende Woche bleibt es heiß. Die Klassenräume werden sich bis zum Schulstart vermutlich stark erhitzen.

Ob hitzefrei gegeben wird, entscheiden die jeweiligen Schulleitungen. Ein Richtwert ist eine Raumtemperatur von über 27 Grad. Schüler der Grundschule und der Jahrgangsstufen fünf und sechs dürfen nur nach Absprache mit den Eltern vor dem regulären Unterrichtsschluss entlassen werden. Für Oberstufenschüler gibt es kein hitzefrei.

„Wir fangen aber auf jeden Fall erstmal an“, sagt Judith Koch, Leiterin der Realschule an der Mellinghofer Straße. Gegebenenfalls können die Schüler aber in den ersten Tagen schon früher nach Hause gehen.

Vorab hatte die Stadt allerdings bereits die Erlaubnis bekommen, nach einer kleinen Ausschreibung 400 Geräte für Schüler zu bestellen. Sie sollen spätestens bis zu den Herbstferien ankommen und zielgerichtet verteilt werden. Sie können so zum Beispiel auch in Klassen eingesetzt werden, die wieder in Quarantäne geschickt werden müssen. Allerdings bemühe sich das Gesundheitsamt, die Zahl der Quarantänen niedrig zu halten – und möglichst in Corona-Fällen nur die direkten Kontaktpersonen abzuschotten.

Offene Ganztagsschule: Keine Maskenpflicht in der Betreuung

Anders als im Unterricht, müssen die Kinder in den Gruppenräumen der OGS-Nachmittagsbetreuung keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch die Essensversorgung soll normal möglich sein – unter Einhaltung der Hygienevorschriften.

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Die Anwesenheit der OGS-Kinder muss dokumentiert werden. Eine Durchmischung von Schülern unterschiedlicher Klassen ist theoretisch möglich – „aber einige Schulen werden das nun umorganisieren“, sagt Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule und Sprecher der Mülheimer Schulleitervereinigung. „Denn bei einer Infektion ist es gut möglich, dass ganze Gruppen in Quarantäne geschickt werden müssen.“ Die Grundschulen werden einiges tun, um die Quarantäne-Fälle gering zu halten.