Mülheim. Palästinensischer Hirtenjunge verlor Bein nach einem Streit mit einem israelischen Siedler. Nach Mülheimer Spenden wurde eine Prothese angepasst.

„Ich bin glücklich, dass ich wieder laufen kann. Dank an alle Spender.“ Das sind die freudigen Worte von Suleiman Rahayla. Der Hirtenjunge war von einem israelischen Siedler im Jordantal angeschossen worden. Weil schnelle medizinische Hilfe nicht möglich war, verlor ein Bein. Nun hat er eine Prothese erhalten. Mit dieser Gehhilfe kann der Beduine wieder seinen Hirtenberuf ausüben. Dazu beigetragen haben Spenden aus Mülheim, die nach einem Aufruf in dieser Zeitung eingingen.

„Die Geschichte von Suleimans Schicksal hat viele Menschen bewegt und sie haben geholfen, dem Jungen wieder eine Lebensperspektive zu geben“, bedankt sich auch Heiner Schmitz, der seit Jahren Kontakt mit den Palästinensern hält.

Er musste die Ziegenherde verkaufen, um die Krankenhauskosten zu bezahlen

Im Oktober 2018 hatte Suleiman Rahayla ein vorbeifahrender israelischer Siedler nach einem Streit ins Bein geschossen, als Suleiman mit seiner Ziegenherde eine Straße überqueren wollte. Sein Bruder, der mit seiner Herde in der Nähe war, half Suleiman, möglichst schnell medizinische Hilfe zu bekommen.

Dr. Ali Hosni Mustafa Brahma passt Suleiman die neue Beinprothese an. 
Dr. Ali Hosni Mustafa Brahma passt Suleiman die neue Beinprothese an.  © Heiner Schmitz | Heiner Schmitz

In Jericho konnte ihm niemand helfen. Als er nach einigen Behinderungen endlich ein Krankenhaus in Jerusalem erreichte, war das Bein nicht mehr zu retten und musste amputiert werden. Suleiman musste seine Ziegenherde verkaufen, um die Hospitalkosten bezahlen zu können.

Hirtenjunge bedankt sich bei den Spendern

Heiner Schmitz lernte Suleiman im November 2019 im Jordantal, nördlich von Jericho kennen. „Sein größter Wunsch war, eine Prothese zubekommen und wieder als Hirte arbeiten zu können. Dieser Wunsch wieder laufen zu können, wurde jetzt erfüllt“, berichtet Schmitz. Die Prothese wurde von Dr. Ali Hosni Mustafa Brahma vermessen und unter seiner Aufsicht in einer Prothesenwerkstatt in Nablus hergestellt.

Vor einigen Tagen war der Moment gekommen. Das künstliche Bein wurde im Beisein von Suleimans Familie angepasst. Alle waren glücklich über diese Gabe und die neue Lebensfreude. „Suleiman wird sicher noch einige Zeit brauchen, um sich gut mit der Prothese bewegen zu können. Aber der Anfang ist gemacht“, schildert Heiner Schmitz die Ereignisse. In einer E-Mail, die ihn erreichte, bedankte sich der Hirtenjunge bei allen Spendern ganz herzlich. Mit dieser Prothese habe man ihm wieder eine Perspektive für sein Hirtenleben gegeben.