Mülheim. Leser Werner Giesen aus Mülheim ging auf Spurensuche. Er fand unter anderem heraus: Die Ziegelei in Dümpten gehörte der Familie Klucken-Schweda.
Die Sandvorkommen, die einst im Stadtgebiet ausgebeutet wurden, sind mehreren Leserinnen und Lesern in Erinnerung geblieben. Zur Dümptener Sandgrube sowie zum Abbaubereich am Mintarder Berg gibt es weitere Erkenntnisse und sogar ein aktuelles Foto. Einige Leser fühlen sich wahrscheinlich erst zu einer Reaktion animiert, wenn sie die Erinnerungen anderer gelesen haben. Danke für Ihre Unterstützung. Aus zahlreichen E-Mails wissen wir, dass Abonnenten unsere Serie sammeln und sich mit anderen über die Stadtgeschichten austauschen, die wir mit Ihrer Hilfe zusammentragen können.
Zur Sandgrube in Dümpten schreibt Werner Giesen, er habe im Dümptener Bilderbogen 2 des Bürgervereins ein weiteres Foto gefunden. „Männertreffs – wie auf unserem Foto in der Sandgrube bei Klucken-Schweda – gehörten, wie die Aufnahme zeigt, auch 1911 schon zum gesellschaftlichen Leben in Dümpten.“
Der Name ist bis heute in Dümpten ein Begriff
Weiter ist in dem Heft zu lesen „Vielleicht haben sich solche Treffen und die reinen Männerumzüge zum Himmelfahrtstag („Vatertag“) entwickelt. Die Männergruppe in Sonntagsstatus bei einer Feierlichkeit mit Bierfass und Krug in der Hand, unter freien Himmel, vor gleichem Gelände-Hintergrund. Die Rheinische Schlagkarre ist auch auf dem Foto zu sehen. Der Text in Sütterlinschrift mit der Jahreszahl 1911.“
In der Bildbeschreibung werden das Datum und der Name der Sandgrube bei Klucken-Schweda genannt. Es könnten die Besitzer oder Inhaber gewesen sein. „Der Name ist in Dümpten bis heute ein Begriff. Klucken-Schweda betrieb auch eine Traditionsgaststätte aus der Kaiserzeit, in der die damalige Schickeria aus Dümpten feierte. Die Gaststätte hieß bis zum Ende „Klucken-Schweda“ und wurde 2015 geschlossen“, schreibt Werner Giesen.
Suche startete am Hexberg am Lepkes Hof
Und wo befand sich diese Sandgrube? An der Stadtgrenze zu Oberhausen? „Am 1. April 1910 wurden die Landkreise aufgelöst und in die Stadt Mülheim eingemeindet. Nördliche Teile (Unterdümpten und Unterstyrum) wurden Oberhausen zugeschlagen.“ Giesen suchte und fand heraus: „Ein Großteil von Dümpten liegt auf einer Anhöhe. Durch die Eingemeindung rückte die Grenze näher zum Tal der Anhöhe.“
Im Netz fand er auf der Seite „Metropole Ruhr“ (dort sind flächendeckende historische Luftbilder des Ruhrgebietes aus verschiedenen Zeiten gespeichert) die passenden Ansichten. „Die frühesten Luftaufnahmen sind aus 1925. Zu suchen begann ich am Lepkes Hof. Auf dem Lepkes Bauernfeld am Hexberg, gegenüber der heutigen Gaststätte „Liebling“, ist eine große unregelmäßige Fläche mit Vertiefungen wie eine Baugrube und Spuren in ovaler Form zu erkennen.“
Bruchkante unterhalb von Wittkamps Wäldchen
Beim Abgleich mit einer Karte von 1907 erkannte Werner Giesen: An dieser Stelle war eine Ziegelei eingezeichnet. „Die Gebäude müssen kurz vor der Luftaufnahme abgerissen und entfernt worden sein.“ Weiter suchte Giesen entlang der Grenze Richtung Mellinghofer Straße: „Ich fand auf dem Luftbild ein Gelände unterhalb vom Wittkamp-Wäldchen mit einer langen Bruchkante, wie sie auf dem Foto mit den Sand schaufelnden Männern zu sehen ist.“
„Es gibt in Dümpten an der Grenze zu Oberhausen keine andere Stelle, die solch eine markante Geländeform aufweist. Das ist mit höchster Wahrscheinlichkeit das Gelände der Sandgrube Klucken-Schweda. Die grubenartige Vertiefung unterhalb der Bruchkante ist gut zu erkennen. Im etwas zurückliegenden Bereich des Geländes befand sich damals eine große Ziegelei“, erläutert der Leser.
Bis heute ist Grubenrand im Gelände erkennbar
Auf einer alten Karte von 1927 ist diese lange Bruchkante mit der Ziegelei eingezeichnet und gut erkennbar. In einer Karte von 1960 ist die Bruchkante im Gelände noch im vollen Umfang festgehalten. „Heute befindet sich auf einem Teil des Geländes das Haus ,Auf dem Bruch’ der Seniorendienste. Im Garten der Anlage und darüber hinaus kann man die Bruchkante im Steilhang noch gut erkennen“, lautet das Suchergebnis Werner Giesens.
Alte Bagger verrotten am Mintarder Berg
So wie Werner Giesen in Dümpten die Bruchkante der einstigen Sandkuhle von Klucken-Schweda im Garten des Altenwohnheims Auf dem Bruch wiedergefunden hat, konnte auch Dieter Oesterwind rostendes Blech mit seiner Kamera dokumentieren.
„Ich war im Frühjahr in der ehemaligen Sandgrube und habe dort alte und verrottete Materialien wie Förderbänder und Krane gefunden“, schreibt Oesterwind. Dazu hat er gleich ein Foto mitgeschickt, auf dem die verrottenden Teile zu erkennen sind. Nach dem Ende des Sandabbaus sind sie dort wahrscheinlich einfach stehengeblieben. Die Natur hat sich das Terrain zurückerobert. Fast überall ist Gestrüpp über die Baumaschinen gewachsen.
Die Jahrzehnte als stumme Zeugen überdauert
Manchmal überdauern Relikte aus alten Zeiten Jahrzehnte als stumme Zeugen der Vergangenheit. Am Mintarder Berg ist das Gelände nicht gerade einfach zu durchwandern. Das scheint ein Grund dafür zu sein, weshalb niemand die rostenden Maschinen dort wegräumte. „Besser nicht anfassen“, werden manche sagen. Sie scheinen dem Sandgrubenbetreiber von damals gehört zu haben. Es sieht stark danach aus. Bewiesen ist damit aber noch nicht, ob einst blaue Bagger oberhalb des Dorfes arbeiteten.