Mülheim. Regler auf Abwegen: Die Rockabilly-Frauen von Silverettes räumten am Autokino ab. Der Flughafen spielte seine Atmosphäre als Konzertort aus.

Wenn’s stimmt, dass jede gute Beziehung mit einer schüchternen Annäherung beginnt, dann könnte es auch in Zukunft was werden zwischen dem Flughafen und der Mittwochsreihe der Regler. Am vergangenen Mittwochabend standen sich Bühne und Publikum – besser gesagt Autokorso – zunächst zaghaft gegenüber. Die Silverettes aber lockten Stück für Stück die Menschen hinter den Windschutzscheiben hervor – mit elektrisierendem Rockabilly.

Doch erst einmal musste sich Jane, Hanny und Ira an die neue Corona-Form des Applaus spendens gewöhnen – Hupe geben. Obwohl sich das Frauentrio auf Spritztour mit ihrem A-Cappella-Stück „All about that bass“ einst ins Auto gesetzt hatte, und kaum etwas mehr zur Musik der 40er und 50er Jahre passt als das Autokino. Schließlich feierte es damals seine Blütezeit. „Ihr dürft euch auch auf’s Dach setzen“, riefen die Sängerinnen über den Platz. Das wirkte schon bald.

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Silverettes im Mülheimer Autokino: Wippen hinterm Lenkrad

Oder war’s der treibende Rockabilly-Beat mit mehrstimmigen Gesang, der sich irgendwo zwischen schwarzen Südstaaten-Blues und beschwingten Rock’n Roll niedergelassen hat? Die Silverettes jedenfalls wissen beide Strömungen zu spielen. „All about the bass“ ist so eine lässige Retro-Nummer, die aus den 40ern hätte sein können – wenn’s nicht von Meghan Trainor 2014 geschrieben worden wäre. Die Silverettes geben dem Stück aber noch den richtigen Kick Koketterie auf den Weg.

Hans-Uwe Koch und Peter-Michael Schüttler (Regler Produktion) freuen sich, dass die Mittwochsreihe im Autokino auftreten konnte.
Hans-Uwe Koch und Peter-Michael Schüttler (Regler Produktion) freuen sich, dass die Mittwochsreihe im Autokino auftreten konnte. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Mit mehr Tempo gehen es „Rockabella Baby“ und „Bad Guy“ an. Wer da nicht längst draußen war, wippte zumindest hinterm Lenkrad und lauschte den Stücken im Radio auf Welle 93,7. Na klar: Distanz war auch auf dem zur Konzertbühne mit Leinwand umgebauten Flughafen geboten. Und das Rauchen unter freiem Himmel war wegen der Trockenheit nicht drin.

Machte aber nichts. Denn der Flughafen mit Luftschiffhalle konnte dennoch seine Karten ausspielen: Und so stiegen einige aus den gut 60 Boliden aus Mülheim, Essen und Oberhausen oder klappten einfach das Verdeck runter, um mit der Musik die Abendsonne über dem Flughafenfeld atmosphärisch untergehen zu sehen und ein mitgebrachtes Bier zu trinken.

Zukunft der Freilichtbühne bis Juli 2021 gesichert

Der Flughafen als Konzertbühne? Das könnte auch im kleinen Rahmen und in einer Zukunft nach Corona funktionieren – wenn’s die Feldlerche nicht stört. Für die Regler war der Abend endlich wieder die Chance, ein bisschen Mittwochsabendatmosphäre zu erzeugen. Schließlich soll die Reihe nicht nur musikalisch Laune machen, sondern auch Leute zusammenbringen. Regler-Mann Hans Uwe Koch merkte man die Erleichterung bei der Bandansage an.

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Und eine gute Nachricht hatte der auch dabei: 1032 Menschen haben bislang die Regler in Corona-Zeiten unterstützt. „Mit totaler Gänsehaut“ sagte Koch an, die Freilichtbühne ist deswegen schon jetzt bis Juli 2021 gesichert.