Mülheim. Chefärztin Dr. Andrea Schmidt, die auch stellvertretende Ärztliche Direktorin am Evangelischen Krankenhaus ist, über den neuen Arbeitsalltag.

Im Krankenhaus gelten auch nach dem Corona-Lockdown strengere Regeln als anderswo. Nicht nur Patienten, auch die Mitarbeitenden mussten in den letzten Monaten umdenken, sich an einen neuen Arbeitsalltag gewöhnen. Vor allem in einem der sensibelsten Bereiche, in der Frauenklinik am Evangelischen Krankenhaus, die werdende Mütter betreut, ist heute vieles anders. Chefärztin Dr. Andrea Schmidt, die auch stellvertretende Ärztliche Direktorin am EKM ist, berichtet.

Die Babys fragen ja nicht nach Corona, wenn sie auf die Welt kommen - was war wie immer auf der Geburtsstation?

Dr. Andrea Schmidt: Wir hatten die ganze Zeit strenge Hygienemaßnahmen, aber die Väter waren im Kreißsaal bei der Geburt immer zugelassen. Und wir konnten auch die ganze Zeit Familienzimmer anbieten, weil wir genug freie Betten hatten. Das ist alles ganz normal gelaufen.

Was war, was ist anders?

Alle, die im Haus unterwegs sind, müssen bis heute Mundschutz tragen, auch die Besucher. Die Schwangere unter der Geburt im Kreißsaal natürlich nicht. Nach wie vor gilt eine Registrierungspflicht für alle, die sich im Haus aufhalten. Und wir haben festgelegte Besuchszeiten, es ist auch nur ein Besucher pro Zimmer zugelassen. Es gilt ja, den Kontakt einzuschränken. Auch die jungen Eltern müssen sich entscheiden, wen sie sehen möchten.

Die Arbeitsweise des medizinischen und pflegerischen Personals hat sich geändert...

Ja, der Arbeitsalltag, die Abläufe haben sich sehr verändert, alles unter Berücksichtigung der strengen Hygieneregeln. Wir haben weniger Besprechungen in den Gremien. Zur Visite in die Patientenzimmer gehen nicht mehr mehrere Ärzte, sondern maximal einer. Es gibt auch keine Drei-Bett-Zimmer mehr.

Auch im Blick auf die Patienten, die ambulant zu uns kommen, als Notfall oder zu den Sprechstunden, hat sich einiges getan. Wir haben im gesamten Haus die Wartebereiche verändert, damit mehr Platz ist, und die Sprechstundenzeiten erweitert, dadurch haben wir zeitliche Abstände zwischen den Patienten und im Wartezimmer die notwendige Distanz. So arbeiten wir jetzt weiterhin, denn für uns ist Corona noch nicht vorbei, solange es keine Therapie gibt.

Was bedeutet das für die Frauenklink, die ja ganz besonderen Wert auf die persönliche Betreuung ihrer Patientinnen legt?

Wir hatten am Dienstag unsere erste virtuelle Kreißsaalführung. Es gab ein Online-Meeting mit einer Hebamme und mir. Zehn angemeldete Paare konnten Fragen stellen und sich mit uns austauschen. Wenn das gut angenommen wird, werden wir künftig mehr Termine anbieten, als bei der "echten" Kreißsaalführung. Wir können derzeit ja leider keine Gruppen bei uns im Haus empfangen.

Und auch die Kurse finden noch nicht wieder statt?

Alle Kurse in der Elternschule sind coronabedingt zum Stillstand gekommen. Auch die Kurse zur Selbstuntersuchung der Brust und die Walkingkurse für onkologische Patienten haben pausiert. Einige Kurse sollen jetzt aber bald nach und nach wieder stattfinden, natürlich unter Einhaltung der Hygieneregeln. Zum Beispiel unser Infoabend "Fit für das Baby". Auch unsere Geburtsvorbereitungskurse wollen wir jetzt wieder starten. Das wird nicht mehr lange dauern. Das Stillcafé soll bald wieder öffnen. Es ist aber nichts mehr so wie zuvor, wir müssen alle umdenken.

Hatten Sie eigentlich auch Covid-19-Patientinnen in der Frauenklinik?

Ja, wir haben auch einzelne Fälle von Covid-19-Patientinnen betreut. Es ist alles gut gegangen.

Was hat sich für Sie persönlich im Berufsalltag verändert?

Während des Lockdowns gab es ja in vielen, gerade nicht-medizinischen Bereichen eine Art Arbeitspause. Bei mir war das Arbeitsaufkommen sehr hoch, schon wegen der Aufgaben des Krisenstabs. Wir haben ja alles getan, um den Worst Case, den schlimmsten Fall, unbedingt zu verhindern. Es gab weniger Besprechungen, aber dafür mehr Telefonate. Entscheidungen wurden persönlich, auf kurzem Dienstweg und schneller getroffen. Das war ein Vorteil.

Es gab kaum Chancen für Fortbildungsveranstaltungen. Gerade im Frühjahr finden immer viele Ärztekongresse statt, da ist in diesem Jahr etliches ausgefallen. Inzwischen sind wir ja schon drei Monate weiter, da läuft jetzt vieles online. Wie auch beim Kontakt mit den Patienten per Videochat und Telefonsprechstunde.

Was stört Sie selbst am meisten an der aktuellen Situation?

Es ist alles etwas anders, aber die Arbeit ist ja die gleiche geblieben. Die Kommunikation mit der Maske finde ich schon ziemlich schwierig. Es kommt beim Patienten-Arzt-Gespräch doch auch viel auf die Mimik an. Da fehlt etwas, das ist schon eine ganz andere Art der Kommunikation.

ANMELDUNGEN FÜR TELEFONSPRECHSTUNDEN

Anmeldungen für die Telefonsprechstunden mit den Hebammen nimmt die Mülheimer Frauenklinik im EKM unter der Kreißsaal-Nummer 0208 - 309-2512 entgegen.

Für die Online-Kreißsaalführungen in der Frauenklinik können werdende Eltern sich per E-Mail anmelden im Sekretariat: sandra.schaffrien@evkmh.de