Mülheim. 20 Mülheimer Geschäfte haben sich an der Aktion „RadFair“ beteiligt. Was das Fahrrad noch braucht, um eine Alternative zum Auto zu werden.

Wer Mülheimer Geschäfte mit dem Fahrrad ansteuert, muss nach nahen und sicheren Stellplätzen oft suchen – das ist zumindest die erste Erkenntnis, die die Aktion „RadFair“ gebracht hat. ADFC und Parents-for-Future haben Mülheimer aufgerufen, eine Woche lang Läden in der Stadt mit dem Rad zu besuchen. Als Belohnung gab es Rabatte und kleine Geschenke. Bis Samstag kann man noch mitmachen.

Gut 20 Mülheimer Geschäfte haben sich beteiligt. Beim „4330“ an der Wallstraße gibt es etwa einen Regenüberzug für den Sattel. Das passte inhaltlich schon mal, denn die Aktionswoche ist bislang nur selten mit gutem Wetter bedacht worden. „Einige kamen schon vorbei“, sagt Mitarbeiterin Hanja Litzba, hauptsächlich Familien. Doch der Regen hat offenbar den großen Ansturm leider vernieselt.

Mülheimer Geschäfte können zeigen, dass es sie trotz Corona noch gibt

Gleich ums Eck bei Püngel & Prütt hat Jana Weyer die ähnliche Erfahrung gemacht. „Ein paar Leute schauten wegen der Aktion schon vorbei – aber der Grundgedanke, das Fahrrad zu stärken, passt sehr gut in unser Konzept der Nachhaltigkeit und zu unserer Zielgruppe“, unterstützt die Mitinhaberin die RadFair.

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Einen guten und auch von den Initiatoren beabsichtigten Nebeneffekt hatte die Aktion ohnehin: Die Inhabergeführten Geschäfte konnten zeigen, dass es sie trotz Corona-Krise immer noch gibt. Ab Dienstag etwa will Püngel und Prütt wieder das Café eröffnen – auch dafür konnte Weyer nun werben.

RadFair: Den Austausch unter Fahrradfahrern in Gang bringen

„Die Stadt müsste viel mehr Wege für das Fahrrad schaffen“, ist Karin Tator, Inhaberin der „Bücher(t)räume“ in Broich, zu der Erkenntnis gekommen. Obwohl man den Buchladen recht gut über den nahen Radschnellweg erreichen kann. Sogar von Haarzopf aus, sagt Mitinhaberin Petra Büse-Leringer aus Erfahrung. Nur: Vor dem Geschäft gibt es keinen einzigen Fahrradständer zum Abstellen – wohl aber zwei bis drei Autoparkplätze. Der Bürgersteig ist deshalb zu schmal, um noch eine Abstellanlage dort aufzustellen.

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Die Macher der RadFair wollen mit ihrer Aktion genau auf solche Mängel hinweisen, sagt Hanna Schenck, Sprecherin der Mülheimer Parents for Future. „Wir wollen den Austausch unter Fahrradfahrern in Gang bringen und zeigen, dass man vieles mit dem Fahrrad erledigen kann. Viele, die mitgemacht haben, haben aber nicht nur kritische Stellen gefunden, sondern auch neue Wege, die sie ohne die Aktion vielleicht nicht entdeckt hätten.“

Probleme beim Radeln oder auf Fußwegen melden

Fotostory einreichen

Die Aktionskarte mit teilnehmenden Läden, Rabatten und Überraschungen gibt es online: parents4future.net/de/muehlheim-ruhr

Bis zum 20. Juni kann man seine persönliche Fahrrad-Fotostory noch einreichen. Hier soll mit Bildern und Text die Geschichte einer Tour erzählt werden. Einfach unter #RadFairMH posten. Infos online. Zum ADFC Ideenmelder: mh-ideenmelder.hpadm.de

Begleitend dazu hat der ADFC einen Ideenmelder für Mülheim eingerichtet, auf dem man Probleme beim Radeln oder auch auf Fußwegen melden kann. Mehr als 70 Einträge gibt es dort. Nicht wenige betreffen die Innenstadt. Deshalb begleitet die Aktion auch ein Positionspapier des Fahrradclubs. Das fordert etwa eine bessere Anbindung der Innenstadt mit Fahrradwegen aus den Mülheimer Stadtteilen, um die City zu vitalisieren. Und auch eine bessere Durchlässigkeit für Radler, indem man den Löhberg und Viktoriastraße sowie die Wallstraße in beide Richtungen für sie freigibt.

„Es ist cool, dass die Menschen durch die Aktion bemerken, was für das Alltagsradeln fehlt“, sieht Mitorganisatorin Hanna Schenck dennoch bei der RadFair „Luft nach oben, aber wir haben sie mit nur wenig Vorlauf und Werbung auf die Beine gestellt“. Ursprünglich sollte sie den ausgefallenen Fahrradfrühling und die FairFlair ersetzen. Jetzt aber könnte daraus etwas Eigenständiges entstehen. „Wir würden zukünftig gerne mehr Stadtteile einbinden und die Aktion über einen längeren Zeitraum laufen lassen“, kündigt Schenck an.