Mülheim. Die Betreiber der zwei Mülheimer Diskotheken, Phönix und Ballermann, leiden unter der monatelangen Partypause. Sie fordern Hilfe von der Politik.

Die zwangsverordnete Partypause macht den Mülheimern Clubbetreibern schwer zu schaffen. Während Kinos und Theater nun wieder öffnen dürfen, bleiben Diskotheken weiter dicht. Dort kommen sich Menschen naturgemäß besonders nahe, einen Termin für eine Wiedereröffnung gibt es noch nicht. Die Betreiber der Clubs "Phönix" und "Ballermann 6" appellieren daher an die Politik: "Bitte vergesst uns nicht."

Als Projekt von und für Fans den Laden renoviert und wiedereröffnet

Mit viel Schweiß und Herzblut hatten Tanja Franz und ihre Freunde in einem Crowdfunding Projekt den ehemaligen TIC-Club an der Sandstraße renoviert und ihn als "Phönix" aus der Asche wieder auferstehen lassen. Im September 2019 fanden die ersten Gothic-Partys und -Konzerte statt, im März 2020 mussten sie im Lockdown schließen. "Das hat richtig weh getan", erinnert sich Tanja Franz. "Wir hatten gerade mit viel Mühe ein Topteam, das auf Minijob-Basis angestellt war, zusammengestellt - für diese Mitarbeiter tut es mir besonders leid."

Heute wissen die Freunde immer noch nicht, wie und wann es weitergehen kann. "Zumindest haben wir einen längeren Atem als manch anderer Clubbetreiber", sagt sie. "Wir haben unsere festen Jobs und betreiben das Geschäft nebenher ohne großen Verdienst."

Die monatlichen Fixkosten laufen weiter

Und: "Zum Glück haben wir tolle Vermieter, die uns entgegen gekommen sind." Dennoch: Die Fixkosten wie Gas, Strom, Miete laufen monatlich weiter. Wie lange die Freunde das noch stemmen können, bleibt ungewiss. "Wir würden uns so freuen, wenn es bald weitergehen könnte." Schließlich fühle sich das Team mit den Gästen verbunden, habe eine virtuelle Theke im Netz eingerichtet, auf der jeden Samstag ab 21 Uhr Musik gestreamt wird.

Ärgerlich findet Tanja Franz, dass "an alle Branchen gedacht wird, nur an uns nicht". Dabei habe auch das Feiern einen hohen Stellenwert und gehöre zum kulturellen Leben dazu. Für die Gastronomie werde über einen verringerten Mehrwertsteuersatz auf Speisen nachgedacht, "aber was ist mit Getränken?", fragt Tanja Franz. Auch die Vergnügungssteuer zu senken, sei eine Option, über die zumindest diskutiert werden könnte. Zumal diese in Mülheim besonders hoch angesetzt sei.

Senkung der Vergnügungssteuer wäre ein positives Zeichen

Lee-Marc Sommer betreibt seit 19 Jahren den benachbarten Ballermann 6 an der Sandstraße. Mit Party- und Schlagerprogramm bildet er das musikalische Gegenstück zu seinen Nachbarn. Auch Sommer würde am liebsten so schnell wie möglich wieder aufschließen. Der Unternehmer hat noch weitere Betriebe in Dinslaken, darunter einen Gastro-Betrieb in einem Schwimmbad und ein Bowlingcenter. Ersteres ist ganz geschlossen, zum Bowlen kommen momentan nur wenige Gäste. Mit Rücklagen und Geld aus dem Soforthilfeprogramm des Bundes können die Fixkosten bezahlt werden - jedoch nur über einen begrenzten Zeitraum. "Bis September/Oktober halten wir gut durch, danach wird es eng", sagt Sommer.

Über eine Senkung der Vergnügungssteuer nachzudenken, wäre auch für ihn ein positives Signal von der Kommune. "Zumal manche Städte gar keine Vergnügungssteuer erheben." Ebenso unfair findet er es, dass in anderen Städten Open-Air-Veranstaltungen stattfinden, wo sich die Menschen dicht an dicht drängen, Indoor aber immer noch nicht gefeiert werden darf.

Mit 300 Gästen wären zumindest die Fixkosten gedeckt

Dennoch ist er zuversichtlich, im Spätsommer oder Herbst wieder aufschließen zu dürfen. Auch unter Auflagen: "Für 300 Leute würde ich öffnen, das lohnt sich zwar nicht wirklich, damit wären aber wenigstens die Fixkosten gedeckt." Schließlich müssten DJs, Security, Thekenpersonal bezahlt werden. Ein weiteres Problem: Von den rund 60 Aushilfen des Clubs haben sich viele bereits andere Jobs gesucht, um in der Krisenzeit über die Runden zu kommen. "Da müsste ich erst einmal abfragen, wer überhaupt noch verfügbar ist", sagt Sommer.

Ein neues Partyprogramm sei aber schnell auf die Beine gestellt. "Das können wir spontan organisieren." Ob die vorwiegend jungen Gäste überhaupt Lust aufs Feiern haben? "Die kommen garantiert", ist sich Sommer sicher.

INFO:

- Von der einstigen Partymeile Sandstraße sind das Phönix und der Ballermann die einzigen beiden verbliebenen Diskotheken im klassischen Sinn.

- An der Sandstraße gibt es zudem noch das "Franky's im Güterbahnhof" sowie das "Luck in a Cup", beide können als Event-Location angemietet werden. Nebenan ist noch ein Escape-Room und eine Laserball-Halle angesiedelt. Im hinteren Bereich der Sandstraße gibt es zudem das "Ruhrwellness", ein 1000 Quadratmeter großer Sauna-Club für schwule und bisexuelle Männer.