Mülheim. Eine Dampfturbine soll den Eppinghofer Kreisverkehr schmücken. Nun meldet der Ex-BAMH-Chef „Verkehrssicherungsbedenken“ an. Ein Bühnenstück?
Kunst und Verkehr – geht das überhaupt zusammen? Die vier Meter hohe Skulptur einer Concordia – Göttin der Lebensfreude und Eintracht – hatte vor einigen Jahren in der Nachbarstadt Oberhausen für bizarre Friktionen gesorgt, weil sie im Kreisverkehr stehen sollte, wie die Natur sie schuf. Nackt halt. Affront für Frauen, Ablenkung für die Männerwelt? Concordia sucht ihr Plätzchen bis heute. In der sympathischen Stadt an der Ruhr scheint sich nun ein Bühnenstück ähnlichen Ausmaßes anzubahnen – im Eppinghofer Kreisel.
Dort will die Bezirksvertretung 1 eine Dampfturbine aufstellen lassen. Doch nun meldet der Stadtverordnete Jochen Hartmann Zweifel an, ob die Verwaltung denn hier „Verkehrssicherungsgesichtspunkte“ geprüft hätte: Der „Errichtung eines solchen Großobjekts könnten Verkehrssicherungsbedenken unterliegen“, heißt es in einem Antrag für den Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung.
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Künstlerische Gestaltung unter „Beachtung der Verkehrssicherheit“ möglich
Beispiele kann Hartmann aus dem „Spiegel“ anfügen. In Binzen etwa wollte die Behörde nachträglich einen acht Meter-hohen Aluminiumdreispitz aus einem Kreisel sicherheitshalber abräumen. Der „Geysir von Monheim“ platzte schon bei der Planung. Grund für die Kreis-Debatten ist eine EU-Richtlinie 2008/96 von 2011. Demnach seien starre Hindernisse auf der Kreismittelinsel nicht mehr erlaubt.
Allerdings keine Regel ohne Ausnahme: Innerhalb von Ortschaften sei eine künstlerische Gestaltung „unter Beachtung der Planungsgrundsätze und Belange der Verkehrssicherheit möglich“. So etwas kann teuer werden: Rund 166.000 Euro hat man in Binzen hinlegen müssen, um den Dreispitz nachträglich abzusichern.
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Dampfturbine am Eppinghofer Kreise seit einem Jahr Thema
Ob es sich beim Eppinghofener „Readymade“ um große Kunst handelt, muss zwar die Kunstgeschichte klären – die Maße allerdings liegen auf dem Tisch: „Die Turbine ist nur 1,30 Meter hoch, 2,60 Meter breit und lang“, zeigt sich Hansgeorg Schiemer, Geschäftsführer der CDU-Fraktion, baff erstaunt über den Antrag des ehemaligen BAMH-Fraktionschefs Hartmann.
Denn seit gut einem Jahr ist die 9,25 Tonnen schwere Turbine in der Debatte. Geprüft auf Verkehrssicherheit habe die Stadt mehrere Modelle, bestätigen die Stadt und auch Jörg Wagemakers von Siemens. Von größeren Objekten habe man bereits Abstand genommen. „Wir sind mit der BV bei Siemens gewesen, um uns das Stück anzusehen. Niemand aus der Politik hatte danach Bedenken, auch die Verwaltung nicht“, befürchtet Schiemer ein „Zerreden“ der Idee.
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Aus seiner Sicht wäre das Stück Mülheimer Industriegeschichte weiterhin ein unbedenkliches, schmückendes Wahrzeichen auf dem „Einfallstor zur Stadt“. Doch die Debatte dreht sich nun unverhofft weiter – im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung.