Mülheim. Das Aus für Runners Point trifft in Mülheim und Duisburg „absolut gesunde Läden“, sagt der Geschäftsführer. Für ihn und sein Team ist das hart.
Runners Point schließt alle Läden: Das hat die Geschäftsführung vor einer Woche bekannt gegeben. Betroffen sind auch die beiden Mülheimer Shops im Forum und im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ). Die Beschäftigten vor Ort trifft die schlechte Nachricht wie ein Schlag.
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Das Sportschuhgeschäft im RRZ ist eine sogenannte „Regiefiliale“, wird also direkt von der Zentrale in Recklinghausen geführt. Runners Point im Forum ist dagegen inhabergeführt. Hier hat ein Franchisenehmer das Sagen: Marcus Kintzel, Geschäftsmann und erfahrener Ausdauerathlet. Im Herbst 2011 hat er die Filiale am Hans-Böckler-Platz eröffnet.
Mülheimer Geschäftsführer: „Absolut gesunde Läden müssen schließen“
Zwei Jahre später startete Kintzel mit einem zweiten Runners-Point-Shop in der Duisburger Innenstadt durch. Jetzt zieht ihm der Schließungsbeschluss den Boden weg. Der 50-Jährige ist erschüttert. „Hier werden wirtschaftlich stabile Betriebe einfach zu gemacht“, sagt er. Viele Arbeitsplätze sind betroffen. Bei Runners Point im Forum seien, je nach Saison, 15 bis 20 Leute beschäftigt, darunter acht Festangestellte. Sie verlieren jetzt ihren Job.
Seine beiden Läden seien „absolut gesund und wären noch über Jahre tragfähig“, erklärt Kintzel. „Wir haben eine sehr gute Community und konnten dem Internet dadurch Paroli bieten.“ Selbst in der Mülheimer Innenstadt, bekanntlich einem schwierigen Einzelhandelsstandort, hätten sie sich behauptet. „Sogar die Coronakrise haben wir relativ gut überstanden.“ Erst am 20. April konnten die Geschäfte nach mehrwöchiger Zwangspause wieder öffnen, hatten den Neustart begrüßt und gefeiert: „Wir sind unglaublich dankbar, dass unsere Kunden uns genauso vermisst haben wie wir sie!“, schrieb das Team auf Facebook.
Sogar die Coronakrise gut überstanden
„Jetzt müssen wir schließen, nur weil irgendwelche anderen Leute keine Lust mehr haben“ - dies zielt in Richtung des amerikanischen Mutterkonzerns Foot Locker, der Runners Point 2013 aufgekauft hat. Da bestanden Marcus Kintzels Läden bereits. Er selber habe von der Entscheidung am vergangenen Wochenende „lapidar“ erfahren, aber keinerlei nähere Informationen bekommen. „Besonders traurig ist, dass ich auch meinen Mitarbeitern noch gar nicht sagen kann, wie es für sie weitergeht.“ Er geht derzeit davon aus, dass der Betrieb bis Herbst weiterlaufen kann.
Unternehmen: Entscheidung nicht leicht gemacht
In der Zentrale von Runners Point, beziehungsweise Foot Locker, wird all dies offen gelassen. Auf Anfrage teilt ein Unternehmenssprecher lediglich mit: „Nach der Bewertung unserer Geschäftstätigkeit und der Wettbewerbslandschaft in Deutschland über den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate beabsichtigt Foot Locker Inc., das Runners-Point-Geschäft in Europa zu konsolidieren.“ Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Betroffen seien insgesamt rund 550 Beschäftigte in den Läden und rund 170 in der Zentrale in Recklinghausen.
Lauftreff gehört dazu
Das Team von Runners Point ist auch beim Mülheimer Firmenlauf schon sehr erfolgreich in Erscheinung getreten.
Der gleichnamige Lauftreff, organisiert von Marcus Kintzel, trainiert ebenfalls schon seit Jahren.
Gestartet wird jeden Mittwoch um 19 Uhr am Forum. Laut Kintzel sind 20 bis 25 Sportlerinnen und Sportler regelmäßig dabei.
Marcus Kintzel, gebürtiger Mülheimer, agiert generell unter dem Motto: „Gib alles, nur nie auf!“ Als Langläufer bewältigt er bevorzugt extreme Distanzen. Schon mehrfach hat er 100-Kilometer-Rennen bestritten, ist Mitglied in mehreren Sportvereinen. Wie er diese große Herausforderung - die erzwungene Schließung seiner Läden - meistern wird, weiß er noch nicht. Die Sportgeschäfte in Eigenregie weiterführen? „Ad hoc ist das wohl kaum machbar“, meint er, „die Geschäftslandschaft ist nicht mehr so wie vor zehn Jahren.“
Auch Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum bleibt vorerst geöffnet
Auch die Runners-Point-Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum ist aktuell noch geöffnet „und soll dies auch vorerst noch bleiben“, teilt Centermanagerin Heike Marzen auf Anfrage mit. Wie lange, das ist derzeit in der Runners-Point-Zentrale nicht zu erfahren.