Mülheim. In der Kita Fledermäuse können Kinder am Quasselfenster oder im Videochat erzählen, was sie bewegt. Erzieher wünschen sich mehr Wertschätzung.
Um mit ihren Schützlingen in Kontakt zu bleiben, müssen Erzieher und Erzieherinnen in diesen Zeiten kreativ werden. Nicola Brehmenkamp und ihre Kollegen des Mülheimer Fröbel-Kindergartens "Fledermäuse" halten über Audiodateien, Videotelefonie und ein "Quasselfenster" Kontakt zu Kindern, die daheim bleiben müssen. Ärgerlich finden es die Pädagogen daher, wenn manche Leute meinen, sie hätten wenig zu tun.
Im Speldorfer Kindergarten Fledermäuse des freien Trägers Fröbel gGmbH, der in Mülheim zwei Kitas betreibt, ist es derzeit stiller als sonst. 16 von den insgesamt 90 Kindern werden an der Hansastraße aktuell in drei Gruppen notbetreut. "Uns fehlen die Kinder, das Spielen, Lachen, Turnen, Essen und Lernen mit und von ihnen", sagt Einrichtungsleiterin Nicola Brehmenkamp. "Die Beziehung, die man mühevoll zu den Kindern aufgebaut hat, ist nun wie abgeschnitten."
Übers Internet werden Bücher vorgelesen
Trotz der Ruhe haben die Erzieher viel zu tun. Denn um mit den Kleinen in Kontakt zu bleiben, hat sich das Team einiges einfallen lassen: Etwa personalisierte Malbücher, aufgezeichnete Morgenkreise, ein selbstgestaltetes Memory vom Kita-Personal und natürlich Videotelefonie. Übers Internet wurden Bücher vorgelesen, Turnstunden organisiert, Elterngespräche geführt und einfach nur gequatscht. Dafür gibt es auch das "Quasselfenster", an dem die Kinder zu bestimmten Zeiten vorbeikommen können, um ihren Erziehern wichtige Neuigkeiten zu erzählen: "Ein Kind hatte einen Zahn verloren, ein anderes berichtete, dass es nun ohne Stützräder fahren kann."
Täglich skypen die Kinder aus der Notbetreuung mit ihren Freunden, die zuhause sind - sie singen zusammen oder zeigen sich ihre neuen Schultornister, die sie hoffentlich zur Einschulung im August tragen dürfen. "Natürlich ersetzt das nicht die aktive Kinderbetreuung bei uns in der Einrichtung und entlastet Eltern im Homeoffice nicht gänzlich", weiß Brehmenkamp. "Aber es ist eine Unterstützung und vermittelt das Gefühl: Ich hab‘ dich nicht vergessen!"
Hohes Maß an Flexibilität gefordert
"Menschen, die sich in unserem Beruf nicht auskennen, haben keinerlei Idee davon, was wir aktuell in der Kita tun", sagt Nicola Brehmenkamp. Es gebe tatsächlich Leute, die der Meinung sind, "dass wir seit der 'Schließung' der Kindergärten bei voller Bezahlung einfach zuhause bleiben und nicht arbeiten". Dabei seien es gerade sie, die dafür Sorge tragen, dass Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten gehen können.
"Zusätzlich haben wir eine Menge aufgearbeitet, Dinge, die sonst oft liegen bleiben, da einfach die Zeit und das Personal fehlen." Daher würden sich die Erzieher mehr Wertschätzung für ihre Arbeit wünschen. Denn die Notbetreuung sei zwar leistbar, verlange allen Beteiligten aber ein hohes Maß an Flexibilität ab, so Brehmenkamp.