Mülheim. Mit großer Solidarität seitens der Bürger konnten die Regler den Kulturort retten – zumindest bis zum Jahresende. Überraschungsaktion ist geplant.

Sie hatten auf die Solidarität der Mülheimer Bürgerschaft gehofft. Dass der Regler-Vorsitzende Hans-Uwe Koch aber so bald schon entwarnen kann, damit rechneten sie nicht. Die im Juli drohende Insolvenz der Freilichtbühne ist zumindest bis zum Jahresende abgewendet. Die Liquidität der beliebten Kulturstätte an der Dimbeck ist bis dahin gesichert.

Große Identifikation mit besonderem Veranstaltungsort

„Man hat uns spüren lassen, dass das gemeinsame Kulturerleben hier für viele so wichtig wie ein Lebensmittel ist“, schildert Regler-Mann Stefan Bevermann eine offenbar große Identifikation und Sehnsucht nach diesem unkonventionellen, oft anarchischen Veranstaltungsort. 683 Spenden gingen in kurzer Zeit ein. Der Start-up-Unternehmer Jörn Gedig hat etwa mit seinem Shop 4330 Mülheim spontan eine T-Shirt-Aktion ins Leben gerufen.

Die Sitzplätze werden schon mal geputzt, vielleicht kann es in diesem Jahr ja doch noch Veranstaltungen in der Freilichtbühne geben.
Die Sitzplätze werden schon mal geputzt, vielleicht kann es in diesem Jahr ja doch noch Veranstaltungen in der Freilichtbühne geben. © Regler Produktion

157 Unterstützer-Hemden hat Gedig bislang verkauft, je zehn Euro pro Shirt kommen dem Erhalt zugute. Auch die DJs Dennis Weiler, Stefan Falkenberg und Sascha Vogt haben zu ihren virtuellen Livestreampartys in Franky’s Güterbahnhof einen Batzen an Spenden zusammengetragen. 700 Euro brachten sie den Reglern – im Hut, also dem Markenzeichen, das den Kulturort berühmt gemacht hat und sich in Mülheim an vielen Stellen als Zeichen der Solidarität etabliert hat.

Unterstützende Aktionen: T-Shirt-Aktion und virtuelle Party

Zudem senkten die Kulturschaffenden die Fixkosten, nahmen die Soforthilfe in Anspruch. So haben die Regler weiterhin ihre Autonomie vom städtischen Haushalt bewahren können – Koch und Bevermann ist diese Eigenständigkeit wichtig: „Wir wollten von Anfang an nicht vom Kulturhaushalt der Stadt abhängig sein – wir ticken da anders. Wir sind Netzwerker und haben gute Beziehungen zum Ringlokschuppen und Theater an der Ruhr. Uns ist es deshalb wichtig, dass mit den Mitteln eine möglichst breite Kulturlandschaft erhalten bleibt.“

Liquidität bis zum Jahresende gesichert – das bedeutet allerdings auch: Spenden sind weiterhin notwendig. Und: Veranstaltungen unter freiem Himmel mit vielen Besuchern wird es in diesem Jahr nach aktuellem Stand nicht geben. Zwar hat das Team erst in diesem April das Naturdenkmal Freilichtbühne auf Vordermann gebracht, doch erst im Mai 2021 rechnen die Regler damit, dass an der Dimbeck wieder Konzerte und die beliebte Mittwochsreihe laufen werden. Gehen die Regler also ein Jahr lang in die Sendepause? „Nein“, kündigt Koch geheimnisvoll an, dass die Kulturanarchos schon ‘was in der Pipeline haben: „Soviel nur: Ihr werdet noch von uns hören.“