Mülheim. Die Händler in Mülheims City hatten es schon vor der Corona-Krise nicht leicht. Nach der Ladenöffnung bleibt der bange Blick in die Zukunft.
Während in den zwei Mülheimer Einkaufscentern am Montag noch zahlreiche Geschäfte, die eigentlich hätten öffnen können, abgeschlossen waren, blieb in der Fußgängerzone rund um die Schloßstraße in der Innenstadt kaum ein Geschäft zu.corona- in mülheims forum sind viele läden noch geschlossen
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Die Zeiten vor Corona waren schon nicht rosig, da mochten die Innenstadt-Händler offenbar gar nicht lange zögern oder zaudern. Kaum ein Geschäft in der City blieb am Montag geschlossen, wenn einige Händler auch ihre Öffnungszeiten verkürzt haben. Der eine so, der andere so; eine Abstimmung etwa über die Werbegemeinschaft hat es offenbar nicht gegeben.
Mülheimer Schuhhändlerin hätten mit solch einem Zulauf nicht gerechnet
Die Menschen strömten nicht in Massen in die Innenstadt, manch ein Gewerbetreibender stand auch im Eingang zu seinem Geschäft – entweder im Plausch mit seinem ebenso beschäftigungslosen Nachbarn oder einfach nur, um sich die Zeit des Wartens auf Kundschaft mit ein paar Sonnenstrahlen zu erwärmen.
Es gab auch Händler, die waren überwältigt, dass sie deutlich mehr Zulauf hatten als erhofft. Etwa Schuhhändlerin Birgit Karenfort. „Bombastisch“, zog sie ihr erstes Resümee am Nachmittag. Es sei gar mehr losgewesen als sonst an einem Montag. Karenfort hatte eine Erklärung dafür: „Die Leute haben Nachholbedarf.“ Klar: Der Frühling ist längst in voller Ausprägung da – bei vielen der passende Schuh dazu aber nicht.
Bei einigen Innenstadt-Händlern ist die Soforthilfe noch nicht angekommen
Karenfort hat in der Krisenzeit zuletzt einen Profi eingeschaltet, um bei Facebook und Instagram auf ihren Laden aufmerksam zu machen. Zuletzt war ihr Plan B noch, bei weiterhin geschlossenem Laden doch in den Online-Handel einzusteigen, obwohl die Retourenzahl in der Branche ruinös hoch ist. Karenfort atmet durch: Diesen Schritt müsse sie zunächst nicht wagen. Ihre Kunden atmen auch durch: Karenfort hat wie einige City-Händler Mundschutz in ihr Angebot aufgenommen. Auch Schuhproduzenten haben diese Marktlücke erkannt. Die Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter hat Karenfort am Montag für beendet erklärt.
Noch keinen Grund zum Aufatmen sieht Kathleen Mengede-Klüß, Chefin bei Foto Mengede. Personalausweisstelle zu, kaum noch Hochzeiten, kaum Aufträge von Firmen oder anlässlich von Veranstaltungen und Feiern: „Uns fehlt ein ganzer Monat Umsatz“, bilanziert sie die bisherige Corona-Krise. „Wir schaffen vielleicht zwei, drei solcher Monate“, sagt sie – unter einer Bedingung: dass die Soforthilfe endlich mal fließt. Einen Antrag darauf hat Mengede-Klüß am 28. März gestellt, bislang aber noch keinerlei Reaktion. Das gehe einigen Innenstadt-Händlern so, weiß Citymanagerin Gesa Delija zu berichten.
„Ich denke positiv und glaube, dass wir mit einem blauen Auge da rauskommen“
Die Hoffnung mag aber auch Mengede-Klüß nicht aufgeben, man habe schließlich schon einiges am Standort Innenstadt mit- und überlebt. „Ich denke positiv und glaube, dass wir mit einem blauen Auge da rauskommen.“
Nachbarin Heike Simons, die an der Wallstraße das Blumengeschäft „Flowers & More“ betreibt, hat den Optimismus ebenso nicht verloren. Ihren Blumenladen konnte sie schon in den vergangenen Wochen öffnen, insbesondere ihre Abo-Kunden hätten ihr glücklicherweise überwiegend die Treue gehalten, wenn auch der Umsatz etwa durch Hochzeiten oder Feiern fehle. Am Montag verkaufte Simons eher weniger als in den Wochen zuvor. Ihre Erklärung: Die Leute seien eher bei Oberhösel in Saarn, um endlich mal Schuhe zu kaufen. . .
Schutz vor Ansteckung: „Da klaffen Theorie und Praxis doch weit auseinander“
Oder in einer der Modeboutiquen, die endlich mal wieder Umsatz generieren durften. „Es ist nicht schlecht angelaufen, ich bin doch überrascht“, berichtete die Verkäuferin einer kleinen Damenboutique, „fast einen normalen Montag“ erlebt zu haben.
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In einer anderen kleinen Boutique war die Verkäuferin weniger angetan vom neuen „Erlebnis“ mit Kunden. „Da klaffen Theorie und Praxis doch weit auseinander“, sagte sie mit Blick auf die Schutzbedingungen im engen Laden. „Die Kunden springen von hier nach da, suchen eine Bluse zur Hose. . .“ – da die Abstandsregeln einzuhalten, sei schwer. Das könne schnell heikel werden. Selbst trägt sie einen Mundschutz. Doch viele Kunden kämen ohne – und wüssten nicht mal, dass der Mundschutz nicht die Verkäuferin selbst schütze vor einer Ansteckung.
Die Innenstadt-Händler wissen, dass das Eis, auf dem sie wandeln, weiter ein dünnes ist. „Noch herrscht kein großer Andrang“, stellt auch Citymanagerin Delija fest. Aber der Anfang für eine Wende, der ist hoffentlich gemacht.