Mülheim. Eine Mülheimer Landschaftswächterin beklagt, dass aktuell viel Müll an und in der Ruhr landet. Das Kontaktverbot werde vielfach missachtet.

Das gute Wetter zu Ostern war erneut eine Nagelprobe für das Einhalten des Kontaktverbotes. Ein beliebtes Ausflugsziel für Mülheimer sind auch zu Corona-Zeiten die Ruhrauen. Um den Kontakt zu anderen Spaziergängern zu vermeiden, zieht es immer mehr Sonnenhungrige zu entlegenen Plätzen, um dort ungestört das gute Wetter zu genießen. Das bereitet der langjährigen Landschaftswächterin Karin Piek große Sorgen und viel Arbeit.

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Warum sehen Sie die Naturschutzgebiete entlang der Ruhr von der Schloßbrücke über die Ruhrauen bis hin nach Mintard momentan besonders gefährdet?

Karin Piek: Gerade in der Zeit von Corona, dem damit einhergehenden Kontaktverbot und der Arbeit im Home-Office ist bei gutem Wetter an der Ruhr ein immenser Betrieb und ein hoher Druck auf die Ruhrauen. Entlang des Ruhrufers hinter der Mendener Brücke liegen die Leute auf Decken, was im Übrigen auch schon aufgrund der Kontaktsperre verboten ist, bis zu Dicken am Damm. Obwohl es ein eingezäuntes Gebiet ist. Dort sind Feuchtbiotope, die unter Naturschutz stehen. Außerdem haben wir gerade Vogelbrutzeit und Rehkitze werden geboren. Selbst die besonders schützenswerten Fauna-Flora-Habitat-Gebiete werden von vielen Leuten als Toilette genutzt. Der Tierbestand hat schon in den vergangenen Jahren durch solch ein Verhalten der Spaziergänger sehr gelitten.

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Was sind ihre Befürchtungen und was ärgert Sie ganz besonders?

Ich befürchte, dass immer mehr Tiere durch dieses Verhalten der Menschen aus den geschützten Gebieten verdrängt werden. Viele Vögel, die früher in den Schutzgebieten an der Ruhr gebrütet haben, brüten dort nicht mehr. Die Störungen waren zu groß. Das betrifft auch die Eisvögel, die wir mit Glück immer mal wieder am Mühlenbach-Gebiet bewundern dürfen. Und was mich ganz besonders ärgert, ist die Vermüllung. An und in der Ruhr ist so viel Müll wie lange nicht mehr. Die Leute sitzen am Ufer und schmeißen, ohne nachzudenken, den Unrat in die Natur. Alles, was ich moniere, steht auf den Schildern an den Gehwegen entlang der Ruhr aufgelistet. Die Leute wollen es einfach nicht sehen und verstehen. Natürlich nicht alle, aber leider sehr viele.

Haben Sie das Gefühl, mit Ihrem Engagement gegen Windmühlen zu kämpfen?

Wir Landschaftswächter würden uns schon über Unterstützung seitens des Ordnungsamtes freuen. Wir schaffen das einfach nicht mehr alleine und sind angesichts der Menge an Verstößen überfordert. Aber auch die Bürger können den Naturschutz und uns unterstützen, indem sie jetzt zur Vogelbrut aus dem Uferbereich und generell aus den markierten und umzäunten Naturschutzgebieten rausbleiben, auf den Wegen bleiben und keinen Müll einfach wegwerfen. Damit wäre uns schon sehr geholfen.