Mülheim. Acht Holzhäuser auf dem Saarner Kirmesplatz in Mülheim sind als Behelfskrankenhaus hergerichtet. Was erwartet die Kranken? Ein Besuch vor Ort.

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten mit wirklich schweren Symptomen ist in Mülheim noch überschaubar. Am Donnerstag lagen sieben Erkrankte im Evangelischen Krankenhaus, einer im St. Marien-Hospital. Doch auch für den schlimmsten Fall will sich die Stadt rüsten. Das Behelfskrankenhaus steht.

Genutzt werden acht Holzhäuser auf dem Saarner Kirmesplatz, Teile der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft, die leer steht. Dort befindet sich auch das Corona-Diagnosezentrum. "Ein großes Glück, dass wir diese Liegenschaft noch haben", sagt Sven Werner, Chef der Berufsfeuerwehr, die das Krisenmanagement in Mülheim koordiniert.

Hoffnung, dass das Corona-Behelfskrankenhaus nie benötigt wird

Mitarbeiter des Mülheimer THW haben in den einfachen Zimmern Bettgestelle gerückt, so dass in jedem Raum nur noch zwei Personen liegen werden, haben Matratzen herbei geschafft. All dies musste nicht eingekauft werden, sondern war noch im Bestand vorhanden. Bettwäsche steht leihweise zur Verfügung, von einer Firma, die Krankenhäuser beliefert. Medizinische Grundausstattung soll folgen, sobald sie tatsächlich benötigt wird. Bislang besteht Hoffnung, dass dieser Fall nie eintritt.

Maximal 200 Patienten können hier untergebracht werden. "Es ist eine Auffangstation für Corona-Patienten, die keine schweren Symptome mehr haben, aber noch virulent sind, also nicht nach Hause entlassen werden können", erläutert der Feuerwehrchef. "Die Betonung liegt auf ,Behelf'. Das hier ist kein Krankenhaus für schwer pflegebedürftige Menschen."

Nicht geeignet für schwer pflegebedürftige Patienten

Die Unterkunft in den Holzhäusern ist tatsächlich ausgesprochen schlicht. Zu den Toiletten und Waschräumen läuft man über das Gelände. Betreut werden soll die Einrichtung vom DRK, das auch für die Verpflegung sorgen wird, wahrscheinlich über den Menü-Service. Medizinisches Fachpersonal sucht die Stadt Mülheim gerade mit Hilfe eines öffentlichen Aufrufs.

Völlig offen ist derzeit die Frage, wer letztlich die Kosten für dieses Notprogramm und generell für die Bewältigung der Corona-Krise trägt. "Wir planen hier für den schlimmsten Fall der Fälle", sagt Sven Werner. "Wenn das hier zum Einsatz kommt, sind die Krankenhäuser völlig überlastet. Wir müssen handeln. Die Frage der Finanzierung muss an anderer Stelle geklärt werden."

Auch die Wolfsburg steht notfalls als Krankenstation zur Verfügung

Als weiteres Ausweichkrankenhaus steht die katholische Akademie Wolfsburg in Speldorf zur Verfügung. Laut Feuerwehrchef gibt es bereits entsprechende Absprachen mit deren Leitung und dem Bistum Essen als Träger. Praktisch: Das Tagungshaus, das sich momentan in Zwangspause befindet, ist komplett eingerichtet und könnte kurzfristig genutzt werden. Dort würden allerdings keine Corona-Kranken untergebracht, sondern nur nicht-infektiöse Patienten.

ERSTER FEUERWEHRMANN AN CORONA ERKRANKT

Auch bei der Mülheimer Berufsfeuerwehr gibt es jetzt den ersten Corona-Infizierten: Er wurde am Mittwoch positiv getestet und befindet sich in Quarantäne.

Neun weitere Einsatzkräfte, die mit dem Erkrankten unter anderem auf dem Rettungswagen eng zusammengearbeitet haben, wurden von der Feuerwehr ebenfalls in Quarantäne geschickt. Bei ihnen muss das Testergebnis abgewartet werden.