Mülheim. Nach dem Rückzug von Diane Jägers als gemeinsame Mülheimer OB-Kandidatin von CDU und Grünen bringt sich nun ein Grüner ins Spiel: Wilhelm Steitz.
Mit Wilhelm Steitz wirbt jetzt, nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von OB-Kandidatin Diane Jägers (CDU), ein Grüner um Unterstützung bei seiner Partei und bei der CDU, um möglicherweise gemeinsamer Kandidat einer schwarz-grünen Koalition in Mülheim zu werden. Ob der langjährige stellvertretende Präsident der Bezirksregierung Köln zum Zuge kommt, steht allerdings noch in den Sternen.
CDU und Grüne hatten am 18. März den überraschenden Rückzug von Diane Jägers öffentlich gemacht. Keine sechs Monate sind es mehr zum Kommunalwahltermin im September, wenn er aufgrund der Corona-Krise nicht verschoben wird. CDU und Grüne halten weiter daran fest, möglichst mit einem gemeinsamen OB-Kandidaten in die Wahl zu gehen. Das wird durch die Corona-Krise erheblich erschwert, sind doch zurzeit keine Versammlungen möglich.
Steitz ist seit 1998 an verantwortlicher Stelle im öffentlichen Dienst tätig
Wilhelm Steitz ist ein Aspirant auf die Kandidatur. Der 65 Jahre alte Mülheimer Grüne ist von seinem Kreisverband nach dem Aus von Jägers noch einmal kontaktiert worden – und wäre bereit zu einer Kandidatur. Dieser Zeitung liegt ein Schreiben von Steitz vor, in dem er sich an die Mitglieder der Mülheimer Grünen wendet und für die Unterstützung seiner Person wirbt.
Steitz ist seit 2013 Vizepräsident der Bezirksregierung Köln und dort für die Zentralen Dienste zuständig, unter anderem für Personal- und Rechtsangelegenheiten. Eigentlich sollte seine Dienstzeit dort in diesen Tagen enden. Weil aber noch keine Nachfolge parat steht und die Behörde wegen der Corona-Krise aktuell sehr belastet ist, hält Steitz dort vorerst seine Stellung. Vor seiner Zeit in Köln war der gebürtige Mülheimer acht Jahre lang Beigeordneter der Stadt Dortmund. Er verantwortete in der Westfalenmetropole die Bereiche Recht und Ordnung, Stadtgrün, Bürgerdienste, Sport und Freizeit.
Seine Nachfolgerin in Dortmund, ausgerechnet: Diane Jägers. Steitz’ Wiederwahl in Dortmund wäre allein schon nicht möglich gewesen, weil die rot-grüne Zusammenarbeit im dortigen Stadtrat aufgekündigt worden war und die CDU mit Schaltpositionen versorgt werden sollte. Steitz verweist in diesem Zusammenhang auf seine berufliche Vita. Es sei nie sein Ziel gewesen, länger als eine Wahlperiode lang eine führende Position in einer Behörde einzunehmen – „um unabhängig zu bleiben“.
Steitz war bis 1998 in der Mülheimer Kommunalpolitik aktiv
Schon von 1998 bis 2005 war er als Beigeordneter im öffentlichen Dienst tätig – bei der Stadt Rösrath im Rheinisch-Bergischen Kreis. Von 1983 bis 1998 betrieb Steitz in Mülheim ein von ihm gegründetes Anwaltsbüro, seine Schwerpunkte lagen auf dem Sozial-, Familien- und Ausländerrecht.
Seit 1984 ist Steitz Mitglied der Grünen, bis zu seinem Wechsel auf die Beigeordneten-Stelle in Rösrath brachte er sich unter anderem als Ratsmitglied in die Kommunalpolitik ein. Im Schreiben an die grüne Basis listet der 65-Jährige einige Projekte auf, „an denen ich mitwirken durfte und an die ich mich gern erinnere“. Dazu zählten laut Steitz die Gründung der Medl als Mülheimer Energiedienstleister, der politisch erzwungene Ankauf der ehemaligen Neue-Heimat-Siedlung durch die SWB oder etwa die Übergabe des Ringlokschuppens an einen freien Träger und die Rettung des Styrumer Freibades als Naturbad.
Grüne Basis kommt in Videokonferenz mit Steitz ins Gespräch
Für Donnerstagabend planen die Grünen eine Videokonferenz, während der sich Steitz der Aussprache mit den Mitgliedern stellen soll. Steitz hat angekündigt, dann auch seine Vorstellungen zur Amtsführung preiszugeben, ebenso „einige inhaltliche Schwerpunkte“.
Grünen-Vorstandssprecherin Kathrin-Rosa Rose bestätigte dies ebenso wie Steitz selbst gegenüber der Redaktion. Rose stellte klar, dass es sich bei der Personalie Steitz zum jetzigen Zeitpunkt nicht um einen Vorschlag des Parteivorstands an die Mitglieder handele, sondern lediglich um eine Bewerbung von Steitz. Wie letztlich ein Mitgliedervotum in Corona-Zeiten zu organisieren sei, sei eine offene Frage. Vorstand und Personalfindungskommission seien aber erfreut über die qualitätsvolle Bewerbung von des behördenerfahrenen Juristen.
CDU gibt sich zurückhaltend – sie führe selbst noch Gespräche
Rose betont, dass es weiterhin Ziel sei, mit der CDU gemeinsam in eine OB-Kandidatur zu gehen. Die CDU hat Kenntnis von der Steitz-Bewerbung. Doch ihre Vorsitzende Astrid Timmermann-Fechter gab sich zunächst einmal zurückhaltend: „Wir werden das im Kreisvorstand beraten und prüfen.“ Die CDU selbst führe auch noch Gespräche mit möglichen Kandidaten.