Mülheim. Mundschutz aus eigener Herstellung kann medizinische Atemschutzmasken zwar nicht ersetzen. Dennoch sind sie ein sinnvoller Fremdschutz.
Not macht bekanntlich erfinderisch. Und momentan herrscht große Not in Sachen Mundschutz. In Geschäften sind die Schutzmasken schon lange vergriffen, im Internet werden horrende Preise verlangt. Viele Schneider und Hobbynäher möchten sich in dieser Krisenzeit einbringen und nähen deshalb Mundschutze, um den Engpass zu überbrücken.
Auch Barbara Lankhorst sitzt derzeit fleißig an ihrer Nähmaschine und produziert Stoffmasken. Rund 100 Masken hat die Schneiderin im Ruhestand schon genäht. Sie gehen an eine Bürgerinitiative in Heiligenhaus, die sich um Menschen kümmert, die zur Risikogruppe gehören und unter anderem Einkäufe erledigt oder andere Hilfe anbietet.
Schnittmuster und Nähanleitungen gibt es im Internet
Große Masken für Erwachsene, kleine Masken für Kinder, die die ehemalige Schneiderin noch liebevoll mit bunten Aufnähern verziert. Schnittmuster und Nähanleitungen gibt es im Internet mittlerweile unzählige. Ein richtig oder falsch gebe es eigentlich nicht. „Wichtig ist natürlich, dass der Stoff so zugeschnitten ist, dass Mund und Nase bedeckt sind“, erklärt die 63-jährige Saarnerin.
„Außerdem ist es wichtig, dass man die Masken waschen kann, denn sie sollen ja wiederverwendbar sein.“ Dass die Masken seine Träger nicht vor dem Coronavirus schützen, weiß die Saarnerin. „Sie schützen vor allem andere, fangen Partikel auf, wenn ich huste, niese oder spreche.“ Um die Wirksamkeit einer Maske zu erhöhen, arbeitet Barbara Lankhorst mit zweilagigem Baumwollstoff, aus praktischen Gründen verarbeitet sie Gummibänder, damit die Masken schnell und einfach auf und abzusetzen sind und nicht lange geschnürt werden muss.
Schützt vor Partikeln, die andere abhusten oder niesen
Dass solche Masken nicht gleichzusetzen sind, mit Atemschutzmasken, die einen mikrobiellen Filter haben, betont auch Dr. Stephan von Lackum, der auch Mitglied des Krisenstabs in Mülheim ist. Nur so genannten FFP2 oder FFP3-Masken seien für medizinisches Personal im Umgang mit dem Coronavirus zertifiziert. Je höher die Ziffer, desto dichter der Filter.
Überflüssig findet der Mülheimer Mediziner die selbstgenähten Masken deshalb aber nicht. „Es ist besser als nichts und schützt auch einen selber ein bisschen vor Partikeln, die andere in die unmittelbare Umgebung abhusten oder niesen“, so von Lackum. „Außerdem schützt es auch davor, dass man sich immer wieder unbewusst ins Gesicht fasst.“
Bei 60 oder 90 Grad müssten die Masken aber nicht zwingend gewaschen werden müssen. Denn die Detergenzien im Waschmittel töten das Coronavirus auch schon bei einer 40-Grad-Wäsche ab. Dasselbe gelte für Seife, weshalb das regelmäßige Händewaschen besonders wichtig im Kampf gegen das Coronavirus sei.