Mülheim. Bürger sollen soziale Kontakte auf ein Minimum beschränken, das trifft auch Gastronomiebetriebe in Mülheim hart. Allerdings gibt es Ausnahmen.

Hamsterkäufe, Absagen von Sport- und Kulturveranstaltungen, Einschränkungen im Reiseverkehr: Das Coronavirus stellt den Alltag vieler Menschen auf den Kopf. Auch Gastronomiebetriebe bleiben nicht verschont.

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In Schleswig-Holstein sollen Restaurantbesucher registriert werden, die Stadt Köln verfügt die Schließung von Diskotheken und in Berlin ist selbst Kneipen die Öffnung untersagt. Wie schaut die Situation der Gastronomiebetriebe in Mülheim aus? Und wer geht noch aus? Antworten suchte diese Redaktion bei einem Streifzug durch verschiedene Lokale in der Innenstadt.

Junger Gast meint: „Man nicht unbedingt zu Hause bleiben“

Mustaf El-Chami serviert am Samstag Cocktails im Alex. Betriebsleiterin Melek Firik klagt, dass der Umsatz um 90 Prozent eingebrochen sei.
Mustaf El-Chami serviert am Samstag Cocktails im Alex. Betriebsleiterin Melek Firik klagt, dass der Umsatz um 90 Prozent eingebrochen sei. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Es ist Samstagabend und im Mezzomar ist kein Tisch mehr frei. Von der Forderung der Bundeskanzlerin, auf soziale Kontakte zu verzichten, ist hier nichts zu spüren. Ein paar Meter weiter bietet sich das gleiche Bild im König Pilsener Wirtshaus an der Hafenpromenade. Dennoch meint eine Angestellte, dass es weniger Andrang als sonst um diese Zeit gebe.

Bei den Gästen herrscht ein entspannter Umgang mit dem Thema Corona. „Es gibt in Mülheim noch nicht so viele Fälle, dass man unbedingt zu Hause bleiben muss“, findet Gordian. Mit ihm am Tisch sitzt sein Freund Moritz, der eine Ausbildung zum Optiker absolviert: „Bei meiner Arbeit komme ich den Kunden schon relativ nahe. Das ist, was die Ansteckungsgefahr betrifft, riskanter als hier in der kleinen Runde zu sitzen.“

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Gastronom: „Ich lasse mir meinen Lebensstil nicht einschränken“

Ein Mülheimer Gastronom, der an anderen Stellen in der Stadt wirkt, heute jedoch zum gemütlichen Essen Gast im Mezzomar ist, hält die Forderungen, daheim zu bleiben, für übertriebene Panikmache: „Ich liebe die Geselligkeit und lasse mir meinen Lebensstil nicht einschränken.“ Wichtiger für ihn ist es, auf Hygiene zu achten und Abstand zu den Mitmenschen zu halten.

Ballermann 6 am Samstag geschlossen, Phönix geöffnet

Die Diskothek Ballermann 6 an der Sandstraße hatte am Samstag geschlossen. Auf ihrer Facebookseite heißt es, dass die Entscheidung „in enger Zusammenarbeit mit den Mülheimer Behörden“ getroffen wurde.

Im Gegensatz dazu war der Besuch des benachbarten Clubs Phönix möglich. Als besondere Maßnahme wurden die Besucher mittels Zettel erfasst. „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, einen unbeschwerten Abend verbringen zu können“, äußert sich der Club im Netz.

Im Alex an der Schloßstraße stellt man seit ungefähr zwei Wochen einen Rückgang der Besucherzahlen fest: „Unser Umsatz ist um 90 Prozent eingebrochen“, sagt Betriebsleiterin Melek Firik. Der Laden ist heute noch nicht einmal halb voll. „Sonst haben wir hier am Samstagabend alle Tische besetzt.

Einige Gastronomen klagen über gravierende Umsatzeinbußen

„Ebenso unter den Auswirkungen der Epidemie leiden die Rathsstuben. Hier wird am Wochenende gerne Fußball geschaut. Aufgrund der Absage des Bundesligaspieltags entfällt eine wichtige Einnahmequelle. „Das ist für uns eine Katastrophe, denn bei den Spielen ist der Laden immer recht voll“, berichtet Besitzer Christian Eisel. Der derzeitige Umsatz mache nur noch 15 Prozent der normalen Wochenendeinnahmen aus.

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Nicht viel anders die Situation gegenüber in der Shisha-Bar Dressed Diamond. Inhaber Nasir Öztep versteht die Welt nicht mehr: „Es geht komplett den Bach runter.“ Durch Angebote versucht er, den Gästeschwund einzudämmen: „Aber es bringt nichts, die Leute kommen nicht raus.“ Nach Rauchverbot und häufigen Razzien sei der Ausbruch von Covid-19 der nächste Faktor, der das Geld nicht in die Kassen fließen lasse.

Betriebe achten mehr auf Hygiene

Nasir Öztep von der Shisha-Bar Dressed Diamond beklagt kräftige Umsatzeinbußen: „Es geht komplett den Bach runter.“
Nasir Öztep von der Shisha-Bar Dressed Diamond beklagt kräftige Umsatzeinbußen: „Es geht komplett den Bach runter.“ © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Verstärkt wird in den Gastronomiebetrieben auf Hygiene geachtet. Im Dressed Diamond brauche sich keiner Sorgen zu machen, beim Shisharauchen infiziert zu werden. „Hier bekommt jeder Gast sein eigenes Mundstück“, erklärt Öztep. Die vom gleichen Betreiber geleiteten Lokale Mezzomar und König Pilsener teilen mit, dass sie unter anderem ihren Mitarbeitern empfohlen haben, von Besuchen öffentlicher Veranstaltungen abzusehen. Im Alex werden zusätzlich zur Desinfektion von Tischen und Toiletten die Türklinken einer antiseptischen Reinigung unterzogen.