Mülheim. Nun muss auch das Theater an der Ruhr seine Vorstellungen am Wochenende absagen. Welche Auswirkungen das Coronavirus auf den Kulturbetrieb hat.
Nun hat die Sorge um die Ausbreitung des Coronavirus auch den Raffelberg eingeholt: Das Theater an der Ruhr hat zunächst alle sechs Veranstaltungen für das Wochenende abgesagt, betroffen sind Die Physiker, Boat Memory, Schneewittchen, Matinee Judas und die Klanglandschaft mit Bassekou Kouyaté und Ngoni Ba.
Das TAR handle aus Eigenverantwortung, sagt Geschäftsführer Sven Schlötcke: „Wir können den gebotenen Sicherheitsabstand nicht garantieren, die Belüftung ist begrenzt und die Dauer der Veranstaltung ist auch länger, als es die Kriterien empfehlen.“ So habe man zu keiner anderen Lösung kommen können.
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Mülheims TAR sorgt sich um die Judas-Premiere am 20. März
Damit reiht sich auch das Theater am Raffelberg in die Schlange der Kulturorte ein, die sich der allgemeinen Lage in Land und Bund freiwillig beugen. Auch etwa der Ringlokschuppen zog bereits am Mittwoch die Konsequenz und sagte sogar die Premiere des Tanztheaters am Freitagabend schweren Herzens ab.
Bitter war es auch für das TAR etwa, die Klanglandschaften mit Bassekou Kouyaté und Ngoni Ba kurzfristig streichen zu müssen. Wer bereits Karten für die Wochenendveranstaltungen hat, kann diese unter 599 01 88 in Gutscheine umwandeln lassen. Die Absagen betreffen vorerst nur die Veranstaltungen am Wochenende, doch Schlötcke ahnt, dass dies noch nicht das Ende der spontanen Spielpause sein könnte.
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Schon in der nächsten Woche steht am 20. März die Premiere von „Judas“ an – ein Glanzpunkt in der aktuellen Spielzeit. Sie ist nach augenblicklicher Lage ebenfalls gefährdet. Doch erst einmal will sich Schlötcke weiter informieren, „um auf Basis objektiver Informationen eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen. Ich fühle mich bei der Informationslage nicht wohl“, kritisiert der Geschäftsführer, dass sowohl Bund als auch Kommune die Verantwortung weitgehend den Kulturstätten überließen.
Längere Spielpause stellt vor allem freie Künstler vor finanzielle Probleme
Bereits in der vergangenen Woche haben Gäste im TAR ihre Karten wegen des Coronavirus storniert. Die Veranstaltungsausfälle kann der Kulturbetrieb aktuell noch kompensieren. TAR-Geschäftsführer Schlötcke hofft allerdings, dass es auch eine gesellschaftliche finanzielle Solidarität mit den Kulturbetrieben geben wird.
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Denn der Virus kann noch weitere Kreise ziehen. Agenturen und freiberufliche Mitarbeiter, die mit dem Theater zusammenarbeiten, sind bereits im stärkeren Maße von Einnahmeverlusten betroffen, denn ihnen kann aus Gründen der „höheren Gewalt“ abgesagt werden. Die festen Mitarbeiter im TAR arbeiten aktuell ganz normal am Spielplan weiter. Allerdings kann sich auch das bei mittel- und langfristigen Spielpausen ändern.
Wenn die Ausfälle bis zum Ende der Osterferien oder bis zu den Sommerferien andauern, stehen nicht nur liebgewonnene Veranstaltungen wie die Weißen Nächte auf der Streichliste. Auch wenn Stellen dann zwar nicht abzubauen seien, kann es jedoch zu Kurzzeitarbeit kommen, räumt Schlötcke ein. Das müsse aber seitens der Stadt vorgegeben werden, weil das Theater eine Stadttochter sei.