Mülheim. Mit mehr Besucherservice sowie mehr Zeit für Beratung und Konzeption geht das Kunstmuseum auf den Neustart zu. Wie Digitalisierung dazu beiträgt.

Wenn das Kunstmuseum im Sommer 2021 wieder seine Türen am Synagogenplatz öffnet, wird es nicht nur im neuen Licht erstrahlen, sondern auch beim Service glänzen: Für mehr Bürgernähe und Nutzerfreundlichkeit sorgt dann die Digitalisierung – genauer: ein digitales Besuchermanagementsystem.

Sperriges Wort – man wird sicher mit der Zeit etwas Griffigeres finden. Aber in der Kürze liegt die Würze auch hier: Tickets für die Ausstellung können Besucher dann im voraus online von der heimischen Tastatur aus bestellen und bargeldlos bezahlen. Zudem will man bei der Gestaltung der Eintrittskarten mehr Liebe walten lassen, und etwas Besonderes bieten anstelle eines nüchternen Billetts auf Thermopapier.

Auch interessant

Mehr Service für Besucher, mehr Zeit um zu beraten

„Für Besucher von großen und mittelgroßen Museen ist der Online-Service inzwischen ganz normal, deshalb war es uns wichtig, diese Leistung auch anzubieten“, sieht Museumsleiterin Beate Reese hier einen wichtigen Schritt zu noch mehr Kundenfreundlichkeit.

Für die Mitarbeiter des Museums wird die Betreuung von Besuchern ebenfalls vereinfacht: Führungen etwa für Besuchergruppen und Schulklassen sind digital besser zu organisieren, Termine können übersichtlicher verwaltet werden. Die Online-Buchung verrät zudem schnell, wie viele Besucher sich bereits an welchen Tagen für eine Ausstellung interessieren.

Der Verwaltungsaufwand ist hoch

Entsprechend lassen sich auch zusätzliche Führungen an absehbar stark nachgefragten Tagen planen. „Der extreme Ansturm auf die Nolde-Ausstellung war nur einer der wichtigen Gründe, warum wir unser System überarbeitet haben“, sagt Leiterin Beate Reese – allein für die Nolde-Ausstellung von Mai 2017 bis Januar 2018 wurden 93 Führungen und 47 Workshops gebucht.

Der Verwaltungsaufwand ist nicht zu unterschätzen: „Deshalb gibt uns eine digitalisierte Buchung mehr Zeit, um Führungen konzipieren zu können und etwa Anfragen von Schulklassen noch besser beraten zu können“, erläutert Museumspädagogin Barbara Walter.

Auch interessant

Reese: „Kunstmuseum wird von der Bürgerschaft getragen“

Insgesamt also kann die Digitalisierung ein präziser und schneller Seismograph dafür sein, wie gut eine Ausstellung bei der Zielgruppe eingeschlagen ist. Los gehen die ersten Schritte zur Digitalisierung übrigens schon früher: Schon ab Frühling soll die Terminverwaltung und die Buchung von Führungen digital werden. Die dann immer noch laufende Sanierung des Kunstmuseums erweist sich zumindest hier als Vorteil, denn so kann man den Übergang von analog zu digital ausgiebig testen, während andere Museen im laufenden Betrieb umstellen müssen.

Verwaltung setzt auf Digitalisierung – und spart Personal

Nicht nur das Kunstmuseum setzt künftig auf elektronisches Buchen und Bezahlen. Das sechsköpfige „Team Digitalisierung“ der Stadt ist seit vergangenem November mit der Umsetzung digitaler Dienste beschäftigt.

So sollen die Ferienspiele und auch der standesamtliche Hochzeitstermin schon bald online buchbar sein. Und ebenso der Antrag für die Baugenehmigung und das Bezahlen der Knolle fürs Falschparken.

Warum das Ganze? Das neue Onlinezugangsgesetz verpflichtet Land und Kommune ihre Verwaltungsleistungen auch digital anzubieten. Zudem wird die Personaldecke in der Verwaltung knapper: Schon 2030 werden 1300 von 3200 städtischen Mitarbeitern in den Ruhestand gehen. Und nicht jede wird nachbesetzt. Digitalisierung soll diesen Stellenwegfall kompensieren.

Das Museum zahlte für die Neuerungen übrigens keinen Cent, denn die Maßnahme wurde durch einen Infrastrukturfonds zur Digitalisierung von Kultureinrichtungen durch das Land gefördert. Für den obligatorischen Eigenanteil sprang der Förderkreis des Museums ein. „Hier engagieren sich viele Bürger für das Kunstmuseum. Das hat uns noch einmal bestätigt, dass es von der Mülheimer Bürgerschaft getragen wird“, wertet Leiterin Beate Reese.