Mülheim. Die Mülheimer Narren haben den Rathausschlüssel erobert und den Straßenkarneval eröffnet. In der Innenstadt und in Saarn ging es richtig rund.
Altweiber um 11.11 Uhr gibt es für Karnevalisten und Stadtrepräsentanten traditionell null Verhandlungsspielraum. Der Rathausschlüssel wandert in Narrenhände, und so geschah es auch in diesem Jahr wieder mitten in Mülheim.
Gleichzeitig starteten farbenprächtig kostümierte Möhnen ihr feucht-fröhliches Weibertreffen auf dem Saarner Marktplatz. Sie tanzten und schunkelten drei Stunden lang mit Sekt, manchmal mit Selters, in der Sonne.
Bürgermeisterin Margarete Wietelmann, die den erkrankten OB Ulrich Scholten einmal mehr vertreten hat, wurde von einem wild entschlossenen Möhnenkommando aus dem Rathaus geholt. Sie kämpfte dann noch wacker um die Schlüsselattrappe, beeindruckte beim Jenga mit ruhiger Hand, versagte aber kläglich am „Heißen Draht“ und musste sich letztlich der jecken Übermacht auf dem Rathausmarkt beugen.
Mülheimer Narren übernehmen die Macht im Rathaus
Am Ende wurde Margarete Wietelmann noch in einen Kittel gesteckt. Denn, so tönte die Mülheimer Ober-Möhne Elli Schott: „Übers Wochenende einen neuen Job zu finden, ist nicht einfach. Darum nehmen wir dich in unsere Putzkolonne auf. Das Rathaus muss wieder blitzsauber werden.“ Da hatten die Roten Funken aus Duisburg in Saarn gerade ihren „Stippeföttkes-Tanz“ beendet.
Dezernent steigt gehorsam in Müllwerker-Kombi
Kulturdezernent Marc Buchholz wurden im Rathaus die gröberen Aufräumarbeiten übertragen. Er stieg gehorsam in eine orangefarbene Müllwerker-Kombi – greller Kontrast zu seiner ursprünglichen Kostümierung als roter Teufel, mit schwarzem Parteibuch, imposanten Hörnern und reichlich Schminke im Gesicht. Erst am Faschingsdienstag, nach der Schlüsselrückgabe, sollen die Stadt-Oberen an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.
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Auch Stadtdirektor Frank Steinfort war als Vertreter des Verwaltungsvorstands mittenmang im närrischen Treiben: Er trat auf als eleganter Agent mit schwarzem Anzug, Fliege und Handfeuerwaffe. Steinfort diente dann auch als Krawattenmodel – keine Weiberfastnacht ohne abgeschnittenen Schlips! Die Karnevalsprinzessinnen, groß und klein, griffen zur Schere.
Polonaisen über das regenfeuchte Pflaster
Schon bevor um 11.11 Uhr die Konfettikanone erstmals abgefeuert wurde, hatte Stimmungssänger Thomas Strassmann von der Bühne aus die Party auf dem Rathausmarkt angewärmt und die ersten Polonaisen übers regenfeuchte Pflaster ausgelöst. Bässe bollerten, Bierbecher schwappten, Federn auf Funkemariechenhüten wippten – sogar das Wetter spielte mit.
Auch in Saarn waren die Narren schon gegen 10.30 Uhr unterwegs. Einige alte Jungs bogen gleich in ihre Stammkneipe ab, „weil ich da sonst gleich keinen Platz mehr finde“. Die Frauen zogen weiter zum Pastor-Luhr-Platz, wo die Saarner Werbegemeinschaft und die KG Mülheimer Stadtwache zur Möhnenfete einluden. Elke Fischer und Lisa Arnold führten durch das drei Stunden dauernde Bütten-, Show- und Tanzprogramm auf dem Straßenpflaster.
Schicke Kostüme auf dem Saarner Markt
Der Marktplatz war wieder beliebter Treffpunkt für schicke Kostüme. Seit Jahren gehört die bunte Clown-Riege dazu. Blumenmädels in selbst genähten Outfits kippten zum Start die Limonade, die Flügel verleihen soll. „Der Tag wird lang“, so ihre viel sagende Ankündigung.
Auf der Bühne standen der Ladykracher 05 der Prinzengarde Rote Funken, das Juniorenmarichen der KG Mölm Boowenaan, bevor die Raudis der Mülheimer Stadtwache sich durch die 1980er Jahre tanzten. Die „Hinkemann-Saldote“ von Mölm Boowenaan rundeten die Männer-Revue ab. Thomas Strassmann war den Tollitäten von der Stadt ins Dorf gefolgt und bestritt das Finale für die schunkelnden Möhnen.
Nach der Möhnenfete in die Kneipen
Vom Dorfplatz aus eroberten später Möhnengruppen die Kneipen an der Dorfstraße. Dort wurde gefeiert bis in die Nacht. Das galt auch für die Sitzungen und Alt-Weiber-Ausklänge der Karnevalsvereine an den anderen Treffpunkten im Stadtgebiet. Überall lautete der Gruß: „Uss Mölm, Helau!“