Mülheim. Rohstoffe aus Batterien: Das Mülheimer Unternehmen Accurec ist spezialisiert auf Nickel-Akkumulatoren und recycelt umweltfreundlich in Heißen.

Smartphone, Laptop, Wecker, Taschenlampe und ebenso die vermehrt zunehmende E-Mobiltät haben eines gemeinsam: Sie können nicht funktionieren ohne den Einsatz von Batterien. Sind die Energieträger aufgebraucht, wandern sie in den Müll. Und dann beginnt die Arbeit für das in Heißen ansässige Unternehmen Accurec.

Seit 1997 kümmert sich die Firma um die Entsorgung von Batterien. Gewinnt dabei auf umweltfreundliche Weise wertvolle Metalle zurück, wofür man 2012 mit dem Deutschen Rohstoffeffizienzpreis ausgezeichnet wurde. Spezialisiert hat man sich in Mülheim auf Nickel-Akkumulatoren, die sowohl im Endverbraucher- als auch im Industriesegment Verwendung finden. Ihren Weg in das Recyclingunternehmen finden die Batterien über zwei getrennte Ausgangspunkte. „Zum einen haben wir für ein Rücknahmesystem die Logistik übernommen und sortieren in unserem Werk manuell die Altbatterien nach den verschiedenen Typen“, erläutert Albrecht Melber, einer von zwei Geschäftsführern.

Andreas Bungarz, Betriebsleiter des Recycling-Unternehmens Accurec, vor den Öfen, in denen die gebrauchten Batterien verarbeitet werden.
Andreas Bungarz, Betriebsleiter des Recycling-Unternehmens Accurec, vor den Öfen, in denen die gebrauchten Batterien verarbeitet werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Alles, was kein Nickel enthält, wie zum Beispiel Alkaline-Zellen, wird ausgemustert und an andere Wiederverwerter weitergeleitet. „Zusätzlich bekommen wir aber auch vorsortierte Chargen, die ausschließlich Nickel-Akkumulatoren enthalten, aus anderen Sammelsystemen“, so Melber weiter. Neben Nickel wird in den Batterien zur Energiegewinnung entweder Cadmium oder ein Metallhydrid eingesetzt.

Mülheimer Firma ist spezialisiert auf Nickel-Akkumulatoren

Der Gesetzgeber hat Ende 2016 ein weitgehendes Verbot von Nickel-Cadmium-Zellen verfügt: Nur im Industriebereich (etwa bei Notstromaggregaten) ist der Gebrauch des giftigen Schwermetalls noch zugelassen. Nickel-Metallhydrid-Akkus sind dagegen keinerlei Einschränkung unterworfen und werden häufig im Privatbereich benutzt. Für die Rückgewinnung der Rohstoffe bedient sich das Unternehmen eines besonderen Verfahrens. „Wir haben in unserem Haus das vakuumtechnische Recycling entwickelt, mit dem wir europaweit konkurrenzlos sind“, berichtet Melber.

Ein Mitarbeiter des Recycling-Unternehmens Accurec zerlegt den Akku eines Notstromaggregats. Anschließend werden in einem Spezialverfahren die Rohstoffe extrahiert.
Ein Mitarbeiter des Recycling-Unternehmens Accurec zerlegt den Akku eines Notstromaggregats. Anschließend werden in einem Spezialverfahren die Rohstoffe extrahiert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Kernstück dieser Technologie sind die vier Verbrennungsöfen, die in der Werkshalle am Wiehagen in Heißen stehen. Nach der Sortierung und der Entfernung von Kunststoffteilen kommen die Batterien in einen Stahlbehälter, der in den aus Quarz bestehenden Ofen eingeführt wird. Mit Hilfe von Induktionsspulen wird der Reaktor unter Vakuum auf 850 Grad Celsius erwärmt. „Cadmium verdampft bei 600 Grad und kann durch ein unten angebrachtes Rohr in ein Auffangbecken entweichen“, erläutert der Geschäftsführer den Prozess.

2000 Tonnen Batterien verarbeitet

Die Firma Accurec beschäftigt insgesamt 70 Mitarbeiter. 19 davon sind in Mülheim beschäftigt. 2019 wurden 1500 Tonnen Nickel-Cadmium- und 500 Tonnen Nickel-Metallhydrid-Batterien in der Wiederverwertung verarbeitet.

Geleitet wird die Accurec GmbH von zwei Geschäftsführen: Gründer Reiner Sojka hält 75 Prozent der Anteile; der 2005 hinzugestoßene Albrecht Melber besitzt die restlichen Anteile. Im letzten Geschäftsjahr betrug der Umsatz von Accurec 16 Millionen Euro.

Verbrennungsöfen in der Werkshalle in Heißen sind das Kernstück

Das so gewonnene Schwermetall wird gesammelt und anschließend mit Hilfe eines Krans in Fässer verfüllt. „Wir verkaufen es dann nach Asien, wo es weiterhin zur Herstellung von Batterien gebraucht wird“, erklärt Melber. Das in den Stahlbehältern verbliebene Nickel landet in der Produktion von Edelstahl. Hervorgehoben wird die nahezu völlige Emissionsfreiheit des Recyclingprozesses.

Dr. Ing. Albrecht Melber, Geschäftsführer des Recycling-Unternehmens Accurec.
Dr. Ing. Albrecht Melber, Geschäftsführer des Recycling-Unternehmens Accurec. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„In unserem Werk haben die Mitarbeiter keine Schutzmasken nötig“, ist Melber stolz. Zur Sicherheit werden bei den Abgasen Aktivkohlefilter eingesetzt. Als weiteres Standbein hat das Unternehmen vor vier Jahren damit begonnen, auch Lithium-Batterien zu recyceln. Dafür musste man nach Krefeld ausweichen. Für das Mülheimer Werk sieht Melber optimistisch in die Zukunft: „In den nächsten zehn Jahren werden die Rückläufe von Nickel-Cadmium-Akkumulatoren eher steigen als sinken.“