Mülheim. Hohe Konzentrationen des Schadstoffs PCB haben Messungen in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule ergeben. Dabei ist sie als PCB-frei erklärt worden.
Deutlich hohe Konzentrationen des Schadstoffs PCB hat die Stadt bei stichprobenartigen Messungen in einigen Flurbereichen der Gustav-Heinemann-Gesamtschule festgestellt.
„Es gibt aktuellen Handlungsbedarf“, verordnet das Gesundheitsamt vorsorglich „regelmäßiges Stoßlüften vor dem Unterricht“. Die Stadt steht vor einem Rätsel, denn die Schule ist vor 15 Jahren schadstoffsaniert worden und galt als PCB-frei.
PCB-Werte liegen teilweise um das Vierfache über dem Grenzwert
Doch nun hat man Werte gemessen, die teils um das Vierfache über den zulässigen Grenzwerten liegen. Woher die Konzentrationen des gefährlichen Umweltgiftes Polychlorierten Biphenylen vor allem in den Flurbereichen stammen, vermag man nicht eindeutig zu sagen. „Wir vermuten, dass PCB von den Außenfugen in den Beton eingezogen ist“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.
Doch auch in einem von 23 Unterrichtsräumen ist eine leichte Überschreitung des Grenzwerts von 300 Nanogramm pro Kubikmeter gemessen worden. Dieser Wert gilt als langfristig tolerabel. „Der Raum wurde vorsorglich aus dem Betrieb genommen“, meldet die Stadt.
Die Ergebnisse haben die Stadt im Zuge der seit geraumer Zeit geplanten Fassadensanierung überrascht. Eigentlich hätte man nach PCB gar nicht mehr gemessen, bestätigt der Stadtsprecher, denn als vor 15 Jahren die Gesamtschule umfangreich auf Schadstoffe geprüft hin und entsprechend saniert worden ist, hatte man auch das PCB beseitigt. So glaubte man zumindest. Aus einem Bauchgefühl heraus, prüfte man nun noch einmal nach und stellte in den Flurbereichen die vierfache Überschreitung des tolerablen Werts von 300 ng/m3 fest.
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Gesundheitsamt verordnet präventive Maßnahmen
PCB sind verboten, aber leider sehr langlebig
Polychlorierte Biphenyle oder kurz PCB sind zwar seit geraumer Zeit in Deutschland und EU-weit verboten. In vielen alten verbauten Baumaterialien findet man sie dennoch.
Eingesetzt hat man sie, weil sie schwer entflammbar sind und eine nur geringe elektrische Leitfähigkeit besitzen. PCB dienten etwa als Schmiermittel und als Weichmacher in Lacken und Dichtungsmassen zum Beispiel in Fugen.
PCB können über das Einatmen, über die Haut und über Nahrung aufgenommen werden. Die gelten als besonders langlebig und können sich daher über lange Zeitverläufe im menschlichen Körper anreichern.
Am 14. Februar 1989 wurde die Herstellung und Verwendung in der BRD verboten.
„Die aufgeführten Konzentrationsbereiche basieren auf der Bewertung der PCB-Aufnahme des Körpers während der Aufenthaltsdauer von 24 Stunden in den betroffenen Bereichen. Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von maximal acht Stunden in den Bereichen der Unterrichtsräume und einer wesentlich geringeren Aufenthaltsdauer in den Flurbereichen ist davon auszugehen, dass die täglich tolerable Aufnahmemenge aufgrund der bislang vorliegenden Messwerte in der Regel nicht ausgeschöpft wird“, erläutert Dr. Frank Pisani vom Gesundheitsamt der Stadt.
Dennoch verordnet das Gesundheitsamt weitere Maßnahmen: Regelmäßige Stoßlüftungen sollen vor den Unterrichtsstunden die Raumluftkonzentrationen von PCB verringern. Parallel arbeitet die Stadt daran, weitere PCB-Quellen ausfindig zu machen und zu beseitigen. In den Osterferien will man weitere Messungen in allen Räumen der Schule durchführen.
Die Stadt prüft derzeit, ob sie das Unternehmen rechtlich belangen kann, das vor gut 15 Jahren für eine umfassende Schadstoffsanierung verantwortlich war.