Welchen Wunsch Bärbel Fiebrich hat, ist nicht nicht schwer zu raten. Ihr Leben wird von den Rhythmen ihrer Dialyse-Behandlungen dominiert. Sie wartet auf eine neue Niere.
Was sie am Montagabend macht, was am Mittwoch- und was am Freitagabend, das weiß Bärbel Fiebrich, ohne auf den Kalender zu gucken. Sie wird im St. Marien Hospital mehrere Stunden mit der Dialyse verbringen, auch am ersten Weihnachtstag und auch zu Neujahr. Seit viereinhalb Jahren übernimmt das Dialysegerät die Funktion ihrer Nieren, reinigt das Blut der Mülheimerin von den giftigen Stoffwechselprodukten. Über vier Stunden dauert das jedes Mal. Dreimal in der Woche. Dreimal in jeder Woche.
Bärbel Fiebrich, eine attraktive, sportliche Frau Ende 40, hadert nicht mit ihrem Schicksal. Sie hat sich mit der Dialyse arrangiert. Sie sagt, dass es ihr, den Umständen entsprechend, ja noch ganz gut geht. Die Blutwäsche-Prozedur hilft ihr, zu überleben. Das Nierenleiden liegt in der Familie, auch ihre Mutter litt daran.
Doch bis Weihnachten 2002 hat Bärbel Fiebrich noch ganz normal gelebt. Musste nicht penibel aufs Essen achten. Hatte getrunken, wenn sie Durst hatte, musste nicht nachhalten, dass sie höchstens 1,2 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nimmt – „Wenn Sie dann mal einen Joghurt essen, müssen Sie das davon abziehen”. Sie musste auch keine Medikamente einnehmen, als ihre Nieren noch die Stoffwechselprodukte ihres Körpers selbstständig ausscheiden konnten. Jetzt bleibt fast alle Flüssigkeit in ihrem Körper – bis zur nächsten Dialyse.
Anstrengend wie ein Marathon
Solange es ging, arbeitete die Mülheimerin in ihrem Beruf als Zahntechnikerin. Heute geht sie, einige Stunden in der Woche, noch einer anderen Tätigkeit nach. Die Dialyse schwächt die Konzentration, sie schlaucht. Wie erklärt man das denen, die diese Erfahrung hoffentlich nie machen müssen? „Man fühlt sich schlapp am nächsten Tag. Eine Dialyse ist für den Körper ungefähr so belastend wie ein Marathonlauf,” sagt Bärbel Fiebrich. Dreimal in der Woche, nicht zu vergessen.
Sie hält sich fit, so gut es geht, arbeitet im Garten, macht Gymnastik, Pilates, Rückentraining, ein bisschen an den Geräten. Denn ein trainierter Körper, das weiß sie, kann eine Transplantation viel besser verpacken. Bärbel Fiebrich wünscht sich ein Spenderorgan, eine neue Niere. „Und ich wünsche mir, dass sich mehr Menschen für eine Organspende entscheiden.” Jeder könnte ja mal in eine Situation kommen, selbst auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein.
Bärbel Fiebrich hat sich zu einer Transplantation entschlossen, sie hat sich auf die Warteliste für eine Spenderniere setzen lassen. Ihr Lebensgefährte unterstützt sie, wo er nur kann: „Er ist so ein Schatz.” Ihre Einschränkungen sind ja auch seine. Freundschaften zu pflegen, Termine zu halten, wenn die Dialyse den Wochenrhythmus vorgibt – schwierig. Verreisen ist möglich, aber nur, wenn auch eine Dialysestation vorhanden ist.
Vielleicht Morgen, vielleicht in drei Jahren
Und man innerhalb weniger Stunden wieder zu Hause sein kann. Denn wann endlich ein gespendetes Organ für sie bereit steht, lässt sich ja nicht planen: „Es kann aus heiterem Himmel sein. Morgen schon. Oder erst in drei Jahren.”
Etwa sieben, acht Jahre, sagt Bärbel Fiebrich, müsse man warten, im Schnitt. Sie weiß, dass sie auch mit einer neuen Niere Medikamente wird einnehmen müssen, damit ihr Körper das fremde Organ annimmt. „Mein Herzenswunsch ist es, endlich wieder freier leben zu können.” Ohne die festen Verabredungen mit dem Dialysegerät. Jeden Montag, jeden Mittwoch und jeden Freitag.