Mülheim. Einen Yoga- und Tanzworkshop speziell für Frauen mit Brustkrebs gab es am Wochenende in Mülheim. Die beiden Lehrerinnen waren selber krank.

„Irgendwann machen wir mal einen Yoga- und Tanzkurs zusammen!“ Dieses Versprechen gaben sich sich Katrin Sandhöfer und Nadine Herber nicht etwa bei einem netten Kaffeeklatsch. Die Idee kam ihnen bei ihrer Behandlung in der Chemoambulanz.

Dort hatten sich die Inhaberin der gleichnamigen Mülheimer Ballettschule Katrin Sandhöfer und Yogalehrerin Herber während ihrer Brustkrebsbehandlung kennengelernt. Jetzt, über zwei Jahre später, wurde das Versprechen eingelöst. Gemeinsam mit acht Teilnehmerinnen stand der Nachmittag in der Ballettschule am Hingberg ganz im Zeichen einer „Seelenzeit“.

Erkrankung kann auch die Seele stark belasten


„Wir möchten den betroffenen Frauen einen Raum bieten, in dem sie zur Ruhe kommen und abschalten können“, sagt Katrin Sandhöfer, die weiß, dass die Erkrankung nicht nur den Körper, sondern auch die Seele sehr belasten kann. „Es ist wichtig, auch mal etwas nur für sich zu tun, einen Nachmittag zu genießen und Zeit miteinander verbringen.“ Außerdem ginge es auch darum, das Vertrauen in den eigenen Körper wieder aufzubauen.


Yogalehrerin Nadine Herber hat sich in Sachen „Yoga und Krebs“ fortbilden lassen. Sie möchte den Teilnehmerinnen auch fachliche Tipps geben, welche Übungen für sie geeignet sind und welche Begleiterscheinungen, wie etwa Nebenwirkungen der starken Medikamente, gelindert werden können.

Manche Teilnehmerinnen bekommen Chemotherapie, andere gelten als gesund

Die Teilnehmerinnen befinden sich in ganz unterschiedlichen Stadien der Erkrankung. Manche sind akut in Behandlung und bekommen Chemotherapie oder Bestrahlung. Andere wiederum gelten seit einiger Zeit als gesund. „Die Yogaübungen und mein Tanzpart sind individuell an die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Frauen angepasst“, sagt Tanzpädagogin Sandhöfer. „Jeder macht das mit, was im aktuellen Stadium möglich ist, es soll ja Spaß machen und Entspannung bringen und kein Druck aufgebaut werden.“


Katrin Sandhöfer hat selbst die Erfahrung gemacht, dass solche Workshops einen positiven Einfluss auf Seele und Körper haben. „Nach meinem ersten Kurs, bei dem ich als Teilnehmerin mitgemacht habe, konnte ich das erste Mal nach der Diagnose und Behandlung wieder eine Nacht durchschlafen.“ Denn auch wenn man als gesund gelte, die Angst vor einem Rückfall ist bei vielen Betroffenen groß.

Angst vor einem Rückfall ist bei vielen Betroffenen groß

Außerdem sei es eine komische Situation, wenn man auf einmal nicht mehr jeden Tag in die Klinik, zum Arzt oder zur Therapie in die Chemoambulanz müsse. Denn das sei in dieser Zeit auch ein Sicherheitsnetz und eine gewisse Struktur, die Betroffenen durch die Krankheit helfe. „Ich habe noch nie so einen Zusammenhalt unter Frauen erlebt, wie in der Chemoambulanz“, sagt Helen Huber, die an diesem Sonntag beim Workshop dabei war. „Das fehlt einem nach der Behandlung dann auch irgendwie.“

Für Helen Huber war der Nachmittag in der Heißener Ballettschule gewissermaßen ein Heimspiel. Lange Zeit war sie selbst Schülerin von Katrin Sandhöfer, die sie dann zufällig wieder bei der Chemotherapie getroffen hat. Auch wenn beim Workshop das Thema Krebs möglichst ausgeblendet wird, ist es doch ein unsichtbares Band, das die Teilnehmerinnen verbindet.

Weiterer Workshop folgt im Juni

Einen weiteren Workshop mit Yoga und Tanz werden Katrin Sandhöfer und Nadine Herber am Sonntag, 7. Juni, von 10 bis 15 Uhr anbieten. Ein Ziel haben die beiden Frauen jetzt schon erreicht. Es sei schön zu sehen, dass jemand, der gerade in der akuten Phase mit Chemotherapie oder Bestrahlung steckt, wieder ein bisschen Zuversicht bekommen hat und auch positive Momente wieder genießen kann.