Mülheim. Erst war es schneller Durchgangsverkehr, jetzt sind es Umwegfahrten, über die sich Anwohner ärgern. Im Herbst wollen Ortspolitiker neu beraten.
Zu viele fremde Autos und zu flotte Abkürzungsfahrer – das war den Anliegern des Schürenkamps nicht mehr geheuer. Also beantragte die SPD in der Bezirksvertretung 2 (Rechtsruhr Nordwest) ein Umdrehen der Einbahnstraße. Seit mehreren Wochen können Anlieger ihre Wohnungen nur noch über die Lüderitzstraße erreichen. Diese neue Verkehrsführung hat nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Sie fordern von den Ortspolitikern, die alte Einbahnregelung wieder einzuführen. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln?
Vorerst nicht. Die Bezirksvertreung 2 beschloss, die neue Regelung vorerst zu belassen. Bis nach der Sommerpause soll die Verwaltung die Fahrzeugbewegungen in den umliegenden Straßen prüfen. Danach soll das Thema im Ortsparlament wieder behandelt werden.
Bei mehr Ruhe seien Einbruchszahlen gestiegen
Zuvor hatte sich ein Freund der alten Regelung darüber beklagt, dass nach der neuen Verkehrsberuhigung die Einbruchszahlen sowie die Einbruchsgefährdung gestiegen seien. Die Änderung der Verkehrsführung in der Eppinghofer Wohnstraße sei auch nicht mit dem Siedlerbund abgestimmt worden.
Mit der neuen Regelung habe sich die Situation verbessert, entgegnete ein Befürworter der nun geteilten Einbahnstraße. Durchgangsverkehr zwischen Elisabeth-Selbert- und Lüderitzstraße finde fast gar nicht mehr statt. Umwege und damit Einschränkungen für einige Anwohner seien nicht zu vermeiden. Die Anwohner dieses Teilstücks würden entlastet.
Politiker nahmen an, Anwohner seien sich einig
Aber die Umwegfahrten verursachten zusätzliches Bremsen und Anfahren. Dies sei auch unter klimaschutzrechtlichen Aspekten zu betrachten und nicht umweltschonend, sagte ein Gegner der neuen Regelung.
Weitere Gespräche und Prüfungen
Vor einer erneuten Debatte über die Einbahnstraßenregelung auf dem Schürenkamp, sollen die städtischen Verkehrslenker die angrenzenden Straßen unter die Lupe nehmen. Dazu gehört auch eine Geschwindigkeitsmessung auf der Kreuzfeldstraße, regte die SPD an, um die Lage besser beurteilen zu können.
Die Grünen forderten die Anlieger auf, untereinander nach einer verträglichen Lösung zu suchen. Dies unterstützt Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon. Er schlug vor, diesen Austausch über den Siedlerbund herbeizuführen.
„Als wir im September 2019 die jetzige Einbahnregelung beschlossen haben, habe ich angenommen, dass alle Anwohner hinter dem Vorschlag standen. Nun wird klar, dass ein großer Teil mit der Umsetzung des Beschlusses nicht einverstanden ist“, sagt Axel Hercher (Grüne). Darum müsse die Bezirksvertretung 2 ihren Beschluss zurücknehmen.
Heute mehr Autos auf der Lüderitzstraße
„Der Schürenkamp war nie eine klassische Durchfahrtsstraße. Nun fahren sämtliche Anlieger über die Lürderitzstraße. Dort sind nun wesentlich mehr Autos als vorher unterwegs“, schilderte Ralf Trucksess (CDU). Das beträfe aber nur die Fahrtrichtung Schürenkamp, sagte der Befürworter der neuen Regelung. Vom Schürenkamp in die Lüderitzstraße könne aber niemand mehr fahren.
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„Wir haben den Antrag auf Initiative der Anwohnerschaft eingereicht“, erklärte SPD-Fraktionssprecher Holger Remming. Aus straßenverkehrsrechtlicher, verkehrsplanerischer und baulicher Sicht sei eine Änderung der Verkehrsführung grundsätzlich möglich, hatte Helmut Voß für die Verwaltung bereits beim SPD-Antrag im September 2019 erklärt. Die Drehung von Einbahnstraßen erfordere Umorientierung und sei „erfahrungsgemäß deshalb mit Kontroversen verbunden“.
Beide Verkehrsführungen haben Vor- und Nachteile
„Nach der Umsetzung des Beschlusses gab es Beschwerden der Anwohner des Schürenkamps und der anliegenden, jetzt stärker frequentierten Straßen“, fügt Sonja Knopke, Teamleiterin bei der Straßenverkehrsbehörde des Ordnungsamtes, auf der Sitzung hinzu. Schneller gefahren würde auf dem Schürenkamp jetzt nicht mehr. Knopke: „Beide Formen der Verkehrsführung sind trotz ihrer individuellen Vor- und Nachteile möglich und anordnungsfähig.“
Das Einbiegen der Lastwagen sei von der Lüderitzstraße in den Schürenkamp schwieriger, aber möglich“, antwortete Sonja Knopke auf die von Petra Seidemann-Matschulla (CDU).
Das Ziel der Verkehrsberuhigung wurde erreicht
„Es ist bedauerlich, dass es innerhalb der Nachbarschaft nun zu Spannungen gekommen ist. Bitte bedenken Sie, dass die Verwaltung nicht leichtfertig mit solchen Maßnahmen umgeht“, sagte Peter Vermeulen.
Die aktuelle Verkehrsführung sei nach vorheriger Prüfung und anschließendem Beschluss durch die Bezirksvertretung 2 umgesetzt worden, ergänzte der Dezernent. Das Ziel der beabsichtigten Verkehrsberuhigung sei erreicht worden. „Die Qualität der Verkehrssituation ist heute besser als vorher zu beurteilen.“