Mülheim. Für das Südviertel fordern Politiker Anwohnerparken. Bei Verkehrsplanern haben Autos nach wie vor Vorfahrt. Warum arbeiten sie gegen den Trend?
Die Staus in dieser Stadt werden länger – nicht nur dort, wo Baustellen den Verkehrsfluss hemmen. In Wohnstraßen wird die Jagd nach Parkplätzen nach Feierabend aggressiver. Ein Grund: Autos werden immer größer, die Parkflächen weniger, Straßenbreiten sind unveränderbar. Zweiter Grund: Viele Garagen sind als Lagerraum zweckentfremdet. Laut Landesbauordnung sind dafür Strafzahlungen fällig. Wer kontrolliert das schon.
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Als dritten Grund machen Autofahrer Radwege aus, auf denen sie nicht parken dürfen. Zu viele dicke Lastwagen auf Stadtstraßen sind ein vierter Grund. Ein fünfter in Mülheim ist die Unzuverlässigkeit der Ruhrbahn. Busse und Bahnen fahren oft mit Verspätung oder fallen komplett aus. Ja, sie stehen auch in den Staus der Privatwagen. Aber das ist für diesen Betrieb nur die halbe Wahrheit.
Es geht um mehr Lebensqualität für alle
Solingen – in der Größe vergleichbar mit Mülheim – hat 32 Bewohnerparkbereiche. Warum gehen in dieser Stadt nicht fünf oder acht? Haben Verkehrsplaner Angst vor Protesten und stemmen sich gegen den Trend? Politiker dagegen nicht? Mit welchem Recht erwarten Autofahrer fast überall einen freien und kostenlosen Parkplatz? Die Parkgebühren sind noch viel zu günstig, Bus- und Bahnfahrkarten zu teuer.
Es geht nicht um Einschränkung, sondern um mehr Lebensqualität für alle. Darum werden das Anwohnerparken und das Verdrängen der pendelnden Dauerparker ein spannendes Wahlkampfthema.