Mülheim. Früher haben ihre Trainingspartner über sie gelacht – jetzt ist Selin Hübsch dreifache deutsche Meisterin und das Talent des Jahres im Badminton.

Drei deutsche Meistertitel in der Altersklasse U15, das Mülheimer Talent des Jahres, dazu eine Reise nach Japan mit dem deutschen Badmintonnachwuchs. Selin Hübsch wird das Jahr 2019 in besonderer Erinnerung behalten. Für das Talent des TSV Heimaterde war es das bisher erfolgreichste ihrer Karriere.

Es gibt Sportler, die mit großem Talent gesegnet sind, denen alles nur so zufliegt. Das ist bei Selin Hübsch anders. Natürlich hat sie Talent, weiß mit dem Badmintonschläger umzugehen. Ihre größte Stärke ist allerdings ihr unbedingter Erfolgswille. Das ist es, was die 14-Jährige auszeichnet. Was sie erfolgreich macht.

Olympiasiegerin ist das Vorbild von Selin Hübsch

Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass sie sich ihren Erfolg hart erarbeiten muss. Klappt das – so wie im vergangenen Jahr – sind die Siege umso schöner. „Ich hole in jedem Spiel alles aus mir heraus. Egal ob im Einzel, Doppel oder Mixed. Badminton ist Badminton und ich möchte immer gewinnen“, sagt Hübsch.

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Ihr Vorbild ist Carolina Marin. Dreifache Weltmeisterin, vierfache Europameisterin, Olympiasiegerin. „In ihr erkenne ich mich selbst wieder. Sie kämpft und rennt um jeden Ball“, sagt Hübsch und hat ein Strahlen in den Augen, wenn sie an den Moment zurück denkt, als sie ihr großes Vorbild im Rahmen der Yonex German Open in Mülheim traf. „Ein Autogramm von ihr habe ich schon, geredet habe ich mit ihr aber noch nicht. Wenn sie demnächst wieder in Mülheim spielt, werde ich aber auf jeden Fall zuschauen“, sagt Hübsch.

Viele Eindrücke auf der Japan-Reise

Die Reise nach Japan war für Selin Hübsch sehr wertvoll. „Zu sehen, wie die Asiaten spielen, war sehr beeindruckend“, sagt sie. Mit der U15-Nationalmannschaft ging es nach Shonai.

Zwar konnte Hübsch dort kein Spiel gewinnen, da sie bei Turnieren in Europa aber nur selten auf Spieler aus Asien trifft, war die Erfahrung trotzdem sehr wertvoll.

„Wir hatten aber auch Zeit, um uns dort einiges anzuschauen. Das war richtig cool“, schwärmt Hübsch von der Reise nach Fernost.

Sportlerehrung war für die Mülheimerin ganz besonders

Marin kehrte nach einer langen Verletzung jüngst auf die Profitour zurück – und gewann gleich wieder ein Turnier. Verletzt war Hübsch in ihrer Laufbahn glücklicherweise noch nicht, der Weg zum Erfolg aber trotzdem nicht immer leicht. Bis zu dem Moment, als sie im vergangenen März im Scheinwerferlicht der Medl Nacht der Sieger saß, wo sie als Talent des Jahres ausgezeichnet wurde, musste sie viel investieren.

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Selin Hübsch gibt auf dem Feld keinen Ball verloren.
Selin Hübsch gibt auf dem Feld keinen Ball verloren. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Vor dem Auftritt war ich sehr nervös. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Mein Trainer hat mich einfach nominiert und als ich dann erfahren habe, dass ich gewonnen habe, konnte ich das gar nicht glauben“, sagt Hübsch und fügt an: „Ich fühle mich total geehrt. Es ist nicht selbstverständlich, so etwas als 14-Jährige zu gewinnen.“

Das Lachen der Trainingspartner war ihre Motivation

Wer Selin Hübsch so reden hört, nimmt ihr jedes Wort ab. Der Grund für die Bescheidenheit könnte in ihren Anfängen liegen. Schon im Grundschulalter wurde sie entdeckt. „In der Schule gab es einen allgemeinen Sporttest. Ich bin dann zum Probetraining gegangen und habe den Schläger seit diesem Moment nicht mehr weggelegt“, sagt Hübsch. Damals war sie in der zweiten Klasse.

Die Anfänge waren schwer. „Die anderen haben mich beim Training ausgelacht, weil ich nicht so gut war“, erinnert sich Hübsch. Aufgeben? Für sie war das keine Option. „Ich habe daraus die Motivation gezogen, besser zu werden.“

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Training statt Urlaub in den Sommerferien

Während ihre Trainingspartner in den Sommerferien verreisten, trainierte Hübsch am Stützpunkt in Mülheim, schloss sich dem TSV Heimaterde an, dem sie bis heute treu ist. „Ich habe mindestens vier Wochen in den Ferien in der Halle verbracht“, sagt Hübsch.

Mittlerweile gehört sie zur nationalen Spitze, marschierte ohne große Mühe zum Einzeltitel. Im Doppel und Mixed war es etwas schwieriger. Ausgelacht wird Hübsch schon lange nicht mehr. „Wir sind mittlerweile gut befreundet“, sagt der Teenager.

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Neue Herausforderungen in der Altersklasse U17

Für das kommenden Jahr hat sich Hübsch, die die neunte Klasse der Mülheimer Luisenschule besucht und teilweise schon vor dem Unterricht trainiert, neue Ziele gesteckt. Der Altersklassenwechsel in die U17 bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich.

„Bei den internationalen Turnieren möchte ich so weit kommen wie möglich, bei der deutschen Meisterschaft ist das Halbfinale mein Ziel“, sagt Hübsch. Auch die Trainer halten große Stücke auf das Talent. Dirk Nötzel, U17-Bundestrainer beim Deutschen Badmintonverband (DBV): „Selin hat sich schon so viel erarbeitet. Warum sollte das nicht so weitergehen?“

Los Angeles 2028? Warum nicht

Geht es nach Selin Hübsch, geht es noch lange so weiter. Olympische Spiele sind ihr Ziel. 2028 finden diese in Los Angeles statt. „Da soll es ganz schön sein“, sagt Hübsch mit einem Grinsen.

Dann geht es auf das Laufband, die nächste Trainingseinheit steht an. Auch Talente des Jahres müssen für den Erfolg schuften.