Mülheim. Mülheims Kämmerer Frank Mendack hat sich von Beginn an gegen die VHS-Sanierung positioniert. Viele Mülheimer haben ihn dafür angefeindet.

Er stand unter Beschuss wie kaum ein anderer im vergangenen Jahr, war das Gesicht der Stadt in der VHS-Debatte. Beleidigungen in sozialen Netzwerken wie „Dummschwätzer“ und „personifizierte Katastrophe“ gehörten ebenso zu den Anfeindungen, wie die Forderungen, er solle abtreten. Von Beginn an hatte sich Kämmerer Frank Mendack gegen die Sanierung der VHS an der Bergstraße ausgesprochen, weil dazu die finanziellen Mittel fehlen. Mit seiner Positionierung machte er sich die Initiative zum Feind.

„Mit den Vorwürfen, die auf einen einprallen, kann ich selbst sehr gut umgehen“, sagt Mendack. Das sei Teil seiner Aufgabe. „Wenn ich nicht hingehe und zeige, was das bedeutet, wer macht das sonst?“ Es war vor allem die Informationsveranstaltung der Stadt in der Gesamtschule Saarn, bei der Mendack massiv angefeindet wurde, auch persönlich beleidigend. Die Stadt hatte plakativ in die Aula der maroden Schule eingeladen, provozierte so eine Debatte zwischen aufgebrachten Lehrern und Schülern und den Anhängern der VHS an der Bergstraße. Oberbürgermeister Ulrich Scholten hatte die gut 200 Besucher begrüßt, die restlichen knapp drei Stunden aber nichts mehr gesagt.

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VHS-Veranstaltung: „Es wäre schön gewesen, wenn wir dort zu dritt gestanden hätten.“

„Es wäre schön gewesen, wenn wir dort zu dritt gestanden hätten“, sagt Mendack. Er, Bildungsdezernent Marc Buchholz und Scholten. So sei der Eindruck entstanden, der Oberbürgermeister würde eine andere Position vertreten als er, der keine Chance für die Sanierung der VHS gesehen hat, ohne schmerzhafte Einschnitte an anderer Stelle. Sein Verhältnis zu Scholten aber – das ist kein Geheimnis – ist ohnehin kein gutes.

Zuständigkeit für Beteiligungsholding

Im April 2019 hatte Ulrich Scholten versucht, die Zuständigkeit für die Beteiligungsholding zu entziehen, in der sämtliche Stadttöchter organisiert sind.

Er scheiterte an der Politik: Viele werteten es als Racheakt, weil Mendack zum Quartett mit Ex-Sozialdezernent Ulrich Ernst sowie SPD-Fraktionsspitze Dieter Spliethoff und Claus Schindler gehörte, die Scholten im Mai 2018 zum Rücktritt aufgefordert hatten.

2017 wurde Mendack zum Kämmerer in Mülheim berufen, seiner Heimatstadt, in der der heute 56-Jährige seine Ausbildung und sein Studium absolviert, deren Stadtkanzlei er geleitet hat und wo er Referent der ehemaligen Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld war, bevor er 2014 Beigeordneter für Personal, Kultur, Brandschutz und Ordnung in Ratingen wurde. Drei Jahre später kehrte er zurück an die Ruhr. Es sei für ihn eine „Aufgabenstellung für seine Heimatstadt“ gewesen, den hiesigen desolaten Haushalt zu übernehmen. „Wenn du unten in der Tabelle bist, kann es nur besser werden.“

Im Mai 2018 entdeckte er Auffälligkeiten in den Spesenabrechnungen Scholtens. Ob ihm das nicht zupasskam? Viele sind immer noch der Meinung, er hätte die Anschuldigungen in der Schublade gehabt, um sie zum passenden Zeitpunkt hervorzuholen. „Ich hatte das nach Hinweisen aus der Mitarbeiterschaft zu prüfen und dem Rechnungsprüfungsausschuss anzuzeigen“, sagt er heute. „Was dort vorgelegen hat, war jenseits von parteipolitischer Betrachtung so umzusetzen.“

Wunsch für Mülheim: Wirtschaftsflächen, Wirtschaftsflächen, Wirtschaftsflächen

Ob er das alles nochmal so tun würde, den Prozess in Gang setzen, der zur Spaltung der SPD geführt, den Rat faktisch handlungsunfähig gemacht hat? „Das war alternativlos. Der politische Schaden war vorhersehbar und wäre nur durch einen Rücktritt vermeidbar gewesen. So haben wir nun überall verbrannte Erde.“ Er trat nicht zurück, und letztlich scheiterte der Versuch von Fraktionschef Dieter Spliethoff, den OB abzusetzen, an den eigenen Reihen.

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Dass er auf einen neuen Oberbürgermeister ab September hofft, kann man mutmaßen, dass manche relevante Entwicklung erst nach der Kommunalwahl möglich ist, scheint gewiss. Fragt man ihn nach seinen Wünschen, lauten sie: Wirtschaftsflächen, Wirtschaftsflächen, Wirtschaftsflächen. Durch sie entstehen mehr Einnahmen, mehr Arbeitsplätze, mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und dadurch wiederum mehr Landeszuweisungen. Einen Konsens über das von Wirtschaftsförderer Hendrik Dönnebrink vorgelegte Konzept ist aber kaum zeitnah zu erwarten.

Mendack: Soziale Medien spiegeln nicht die Mehrheitsmeinung wider

Ebensowenig scheint sich eine Lösung in Sachen Volkshochschule abzuzeichnen. Es herrscht Stillstand: Der Rat hat die nötigen Investitionsverschiebungen nicht gebilligt, die Initiative pocht auf die Einhaltung des Entscheids, für die aber die Mittel nicht zur Verfügung stehen. Gefehlt habe Mendack ein vernünftiger Dialog. „Allerdings war ein seriöser Dialog auch schwierig, weil immer wieder Behauptungen aufgestellt wurden, die nicht stimmen.“ Wie das Beharren darauf, eine Sanierung sei auch für zwei Millionen Euro möglich.

Vieles sei in sozialen Medien verbreitet worden, ein digitaler Ort, an dem sich Frank Mendack nicht aufhält. Manchmal schickt ihm seine 29-jährige Tochter Beiträge, meist Karikaturen oder Formulierungen aus dem Netz zu seiner Person. „Sie kriegen das gar nicht hin, dagegen zu wirken.“ Man dürfe nicht den Eindruck haben, die Meinungen auf Facebook spiegelten die tatsächliche Meinungsmehrheit wider. Und so kann er gelassen blicken auf die Anfeindungen, die ihm dort entgegenschlagen.