Mülheim. Gitarrist Peter Kroll-Ploeger und Sänger Michael Baum sorgen im Mülheimer Medienhaus mit ihrem Weihnachtsprogramm für eine besondere Stimmung.

Wie heißt es in „Asterix und die Goten“ so schön: „Man kann doch Barbar sein und trotzdem Blumen lieben“. Was sinngemäß natürlich auch für gestandene Rocker, Jazzer und deren musikalische Verwandtschaft gilt, die sich folglich gern im Laufe ihres Lebens auch mal an Christmas Songs delektieren. Oder vergreifen, je nachdem.

Was allerdings jetzt der Fingerpicking-Gitarrist Peter Kroll-Ploeger mit dem Sänger Michael Baum in der bestens gefüllten Stadtbibliothek im Medienzentrum unter dem schönen Titel „Der Weihnachtsverstärker“ präsentierte, das war von geradezu heiligem Ernst beseelt ein wunderbar stimmungsvolles Vergnügen. Woran das altersmäßig schwer gemischte Publikum – der jüngste Zuhörer war frische sechs Monate alt – allerdings auch seinen Anteil hatte. Denn es durfte, nein sollte mitgesungen werden, was schon beim thematisch völlig korrekten Opener „Macht hoch die Tür“ ohne Fehl und Tadel glänzend funktionierte.

Eine Hitparade der beliebtesten Weihnachtslieder zum Mitsingen

Nur die Zeile mit dem Herrn der Herrlichkeit paßte nicht ganz, denn schließlich waren derer zwei bereits auf der Bühne, um unter dem Motto „Alle Jahre wieder“ bereits zum sechsten Mal eine erstaunlich unnostalgische Hitparade der beliebtesten Weihnachtslieder genüsslich zu präsentieren. Dass sich Michael Baum dafür in einen unsäglichen Weihnachtsanzug von Charme & Anmut geschmissen hatte, war so ziemlich der einzige ironische Beitrag des Abends. Zwar ließ er auch mal als netten Kommentar ein „In the Ghetto“ aufjaulen, blieb ansonsten aber ausgesprochen sittsam dicht an den traditionellen Melodien, die er mit warmherziger Stimme schnörkellos vortrug.

Denn für die musikalischen Raffinessen war klar Peter Kroll-Ploeger zuständig, der mit fein-flirrendem Fingerpicking den gemeinsam intonierten Wohlklang beseelte. Und dabei etwa den Schnee à la Simon & Garfunkel rieseln ließ, was dem Subtext einen hübschen Twist gab. Zwischendurch frotzelten die beiden Herrn der Herrlichkeit immer wieder über ihre weihnachtlichen Lieblingslieder, etwa wenn Peter Kroll-Ploeger, vierfacher Vater und bald dreifacher Opa, verkündete, das nächste Lied sei ja so gar nichts für ihn. Es folgte prompt „Ihr Kinderlein kommet“.

Diverse Perlen des amerikanischen Christmas-Repertoires fehlten nicht

Etwas überraschend erwies sich, „nach Dekaden im Kindergarten“, sein absolutes Unlied aber nicht als das berüchtigte „In der Weihnachtsbäckerei“ (gab’s unvermeidlich auch), sondern als „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, wo er böse Miene zum guten Spiel machte. Man war „froh und munter“, sang lautstark unter stimmgewaltiger Führung des bekennenden Peter Alexander-Fans Michael Baum „Eine Muh, eine Mäh, eine Täterätätä“ bis zum aberwitzigen High-Speed-Finale und freute sich auch über diverse Perlen des amerikanischen Christmas-Repertoires, denen Peter Kroll-Ploeger leichtfingrig groovend von Ragtime bis Blues einen schönen Drive gab.

Nach einem farbenreichen Vergnügen von „Blue“ bis „White“ wünschten die beiden ihrem begeisterten Publikum „Have a merry little christmas“, würdigten den anrührenden Abend als „Stille Nacht“ und ließen ihn schließlich mit John Lennons „Happy Xmas (War is over“) besinnlich ausklingen. Eine grandiose, beeindruckend unprätentiöse Einstimmung auf die Weihnachtstage.