Mülheim. Was treibt Mülheims Karnevalisten an, Zeit, Geld und Herzblut in den organisierten Frohsinn zu investieren? Der M.C.C.-Vorsitzende erklärt es.

Sie werden bewundert und belächelt. Doch was treibt die 1300 aktiven Karnevalisten Mülheims an, Zeit, Geld und Herzblut in den organisierten Frohsinn zu investieren, und das nicht nur in der Fünften Jahreszeit. Der kaufmännische Angestellte Torsten Kowatzky (50), der seit April 2019 als Vorsitzender den Mülheimer Carnevalsclub Rot-Weiß 1959 leitet, erklärt es.

Was machen Sie als Vorsitzender einer Karnevalsgesellschaft?

Torsten Kowatzky: Man muss den Haufen zusammenhalten und bespaßen. Man muss Veranstaltungen planen und darauf achten, dass die Finanzen stimmen.

Auch interessant

Vieles funktioniert nur mit Sponsoren und viel ehrenamtlicher Eigenleistung

Welche Kosten kommen in einer Session auf eine Gesellschaft zu?

Das schwankt natürlich und lässt sich nur schwer genau beziffern. Aber wir reden von einer fünfstelligen Summe. Wir müssen Säle und Trainingsräume mieten, Veranstaltungsprogramme einkaufen, Festhefte drucken, Kostüme kaufen und das Catering für unsere Veranstaltungen stemmen. Das funktioniert nur mit Sponsoren und mit viel ehrenamtlicher Eigenleistung. Das fängt beim Auf- und Abbau in den Veranstaltungssälen an, geht über das Training der Tanzgarden und endet noch lange nicht beim Wagenbau für den Rosenmontagszug.

MCC hat aktuell 102 Mitglieder

Der Mülheimer Carnevalsclub (MCC) hat aktuell 102 Mitglieder, von denen 20 Prozent unter 18 sind. Die derzeit von 19 Ehrensenatorinnen und Ehrensenatoren unterstützte Gesellschaft wurde 1959 als Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß ins Leben gerufen.

Bis 2014 veranstaltete der MCC in der Stadthalle das Fest der Feste, kurz FedeFe. Die Tanzgarden bilden den Schwerpunkt der Gesellschaft, die auch freundschaftliche Kontakte zu den Majorettes in der französischen Partnerstadt Tours unterhält.

Das Durchschnittsalter im amtierenden Vereinsvorstand liegt bei 36 Jahren. Zuletzt sorgte der 18-jährige Wagenbauer Julien Wolter bei der Sessions-Eröffnung des MCCs als Hoppeditz für Furore.

Warum sollte man als Ehrensenator in die Arbeit einer Karnevalsgesellschaft investieren?

Weil wir als Karnevalsgesellschaft eine Jugend- und Sozialarbeit leisten, die Jugendliche von der Straße holt und auch den Senioren in Altenheimen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert, weil wir den Zusammenhalt, den Spaß und das kulturelle Brauchtum fördern und das über Generationsgrenzen hinweg. Das muss man einfach miterleben, am besten bei einer unserer Saalveranstaltungen.

„Es ist schwerer geworden, einen Festsaal mit 500 oder 600 Leuten zu füllen“

Warum kann sich heute nur noch der Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval leisten, im Festsaal oder im Theatersaal der Stadthalle Veranstaltungen über die Bühne gehen zu lassen?

Die Konkurrenz und Vielfalt der Kultur- und Sportveranstaltungen ist heute größer als früher. Und die MST steht unter dem Druck, mit der Stadthalle Geld verdienen zu müssen. Es ist schwerer geworden, einen Festsaal der Stadthalle mit 500 oder 600 Leuten zu füllen und mit entsprechenden Eintrittsgeldern Miet- und Veranstaltungskosten von mehreren 1000 Euro zu erwirtschaften. Das, wo wir in kleineren Sälen, die natürlich auch leichter zu füllen sind, mit Miet- und Veranstaltungskosten von einigen 100 Euro auskommen.