Mülheim. Beim „Extra-Konzert“ des Klavierfestivals Ruhr in Mülheim feiert das Publikum den Pianisten Martin Helmchen und den Geiger Frank Peter Zimmermann.

Ein „Klavierfestival Extra“ fand am Mittwoch in Mülheim statt: Der Geiger Frank Peter Zimmermann und der Pianist Martin Helmchen vollendeten ihren vor einem Jahr begonnenen Beethoven-Zyklus mit der Interpretation der drei mittleren Violinsonaten op. 24, 30/1 und 30/2.

Diese bieten für die Interpreten insofern eine interessante Problematik, als Beethoven hier (wie auch in anderen gleichzeitig entstandenen Werken) beginnt, die überkommene Struktur durch ein „poetisches Element“ aufzubrechen und den Weg zu einer individuellen „Bekenntnismusik“ einzuschlagen.

Stürmische „Frühlingssonate“

Den gingen Zimmermann und Helmchen konsequent mit. Schon die einleitende, erst später so genannte „Frühlingssonate“ hatte wenig mit dem oft zelebrierten frohen Spaziergang in warmer Sonne zu tun (um im Bild zu bleiben), sondern war drängendes, mitunter stürmisches Leben. Hier wurde schon ein charakteristischer Zug von Zimmermanns Ausdruckskunst deutlich: Sie ist unmittelbar, authentisch und direkt, ohne eine vordergründige Ästhetik mit einem parfümierten „schönen Ton“ zu bedienen. Damit ruft er Erinnerungen wach an das Spiel des großen Leonid Kogan.

Ein Glücksfall ist es, dass ihm mit Martin Helmchen am Flügel ein gleichrangiger Partner zur Seite steht, der es durch seine enorme Klangkunst erst ermöglicht, aus den Sonaten so etwas wie Sinfonien für zwei Instrumente werden zu lassen, was sich besonders in der Sonate op. 30/2 zeigte, die nicht zufällig in Beethovens „Schicksalstonart“ c-moll steht. Aus dunkel-lapidarem, enorm gespanntem Beginn entwickelt sich ein unerhörtes Drama mit explosiven Ausbrüchen, die schnellen Teile eher grimmig, bissig und trotzig, die Idylle etwa des langsamen Satzes durch untergründiges Grollen bedroht.

Stehende Ovationen für die zwei Musiker

Charakteristisch für das Niveau der Interpretation war die Fähigkeit, das dialektische „Sich-Selbst-Hinterfragen“ der Musik nicht nur in dieser Sonate deutlich herauszuarbeiten, eine nicht nur technische, sondern vor allem geistig-künstlerische Symbiose. Dafür gab es stehende Ovationen und zwei Sätze aus früheren Beethoven-Sonaten als Zugabe.