Mülheim. „Helft mit, Ssinter Mätes wiederzubeleben“, ruft Hanna Schenck auf. Warum an St. Martin Kinder von Tür zu Tür ziehen und Lieder singen sollen

Am Martinstag ziehen Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus. Sie klingeln an der Tür, singen Martinslieder für diejenigen, die ihnen öffnen. Dafür gibt’s dann Leckereien: Nüsse, Mandarinen. Doch die schöne Tradition wird kaum noch gepflegt. Die Mülheimerin Hanna Schenck will das ändern: „Helft mit, Ssinter Mätes wiederzubeleben“, appelliert die Saarnerin.

„Ssinter Määtes Stuppstatt. Schmiit dän Appel döar dat Chat“

Auf ihrer Facebook-Seite ruft sie zur Rettung auf, stellt Flyer mit ihrem Appell her und zeigt, wie eine Textlaterne gebastelt wird – damit auch die nicht so Textsicheren mitsingen können. Denn das „Ssinter Mätes Vögelsche“ ist vom Umfang her nicht mal so eben herunter zu trällern.

Natürlich: Umzüge mit Laternen gibt es zu Sankt Martin einige – Schenck, selbst Mutter, sieht das auch. „Die Kinder haben sich Mühe gegeben, eine schöne Laterne zu basteln, und Lieder auswendig gelernt“, umso mehr findet sie es schade, dass die Kinder ihre Kunst nicht auch etwa direkt in ihrer Siedlung zeigen. Zumal der Anlass doch ein schöner ist: „Im Gegensatz zu der ,Erpressung’ an Halloween, steht beim Singen mit der Laterne die Botschaft des Heiligen Martin und des Teilens im Vordergrund“, sagt sie.

Weit über den Rhein, wo die fetten Schweine sind

Was das alles mit dem „Vögelsche“ mit seinem „roat Kapögelsche“ auf sich hat, wird auf der Homepage der Stadt erklärt: Vermutlich handelt es sich um den Schwarzspecht, der eine rote Haube trägt. Welche Verbindung der Specht mit dem heiligen Martin hat, wird auch klar: keine! „Erst über das Brauchtumsfeuer mag auch der symbolische Vogel zum Martinsvogel geworden sein“, heißt es dort. Und vermutlich wurde das schwungvolle Bettelliedchen aus den Niederlande zu uns getragen, und ist dann auch hier zum Brauchtum geworden. Nicht umsonst heißt’s im Lied: „Cheflooge wiit öwer dä Rhin, wo de fette Färkee sinn.“ (Geflogen über den Rhein, wo die fetten Schweine sind)

Für die Mülheimer soll das kein Grund sein, nicht an der schönen Tradition festzuhalten: Hanna Schencks Aufruf geht deshalb auch an die Erwachsenen, die oft nicht mehr ihre Tür öffnen oder keine Belohnung für die Singenden im Haus haben: „Kauft Süßes, Nüsse, Obst und stellt im Idealfall noch eine Laterne oder Kerze vors Haus, so dass die Kinder sofort sehen, wo sie willkommen sind.“ Denn wie heißt so schön im Lied: Die Maat, die löpp de Trappe eropp, se pack waal en de Nöötesack, se pack waal nee doneewe, se sall us waal wat cheewe.“ (Die Magd, die läuft die Treppe hinauf, sie fasst in den Nüssesack, sie wird doch wohl nicht daneben fassen, und uns etwas geben)