Mülheim. Viele Neugierige und Schnäppchensammler kamen in der letzten Stunde an die Weseler Straße. Die Mitarbeiter setzten auf Galgenhumor.

Wie selbstverständlich schritt ein junges Pärchen am frühen Samstagabend auf den Eingang des Real-Marktes an der Weseler Straße zu. Einen Schritt weiter und die beiden wären schnurstracks gegen die Schiebetür geprallt. Denn die Türen des großen Supermarktes schlossen sich an diesem Abend für immer.

Ein Stück Mülheim ist von uns gegangen", sagt ein junger Mann zu seinem Begleiter, als er vom Ausgang in Richtung seines Autos geht. Drinnen ist die Atmosphäre gespenstisch. Die Theke der Bäckerei ist bereits geräumt und abgedunkelt, der frühere Asia Imbiss ist bereits verschwunden. Im vorderen Bereich des Supermarkts ist bereits alles leer gefegt. Ganze Reihen sind bereits verschwunden, die Regale abgebaut und in schwarzen Kisten verpackt. Auch die Tiefkühltruhen sind bereits leer geräumt, ein paar Eis am Stiel und Crushed Ice sind übrig geblieben. In der Fleischtheke liegen nur noch zwei einsame Würste.

Kunden sind auf der Jagd nach letzten Schnäppchen

Obwohl nur noch eine Stunde von der Öffnungszeit übrig geblieben ist, sind einige Kunden gekommen. Selbst nach 17.30 Uhr kommen immer wieder Menschen in den Laden. Viele hat freilich die Jagd nach Sonderangeboten an die Weseler Straße gelockt. Sie wollen die letzten Schnäppchen mit nach Hause nehmen. "An jedem anderen Samstag wären wir wahrscheinlich nicht gekommen", gesteht Manfred Hauffe. "Aber wenn man das hier sieht, ist das natürlich schon traurig", sagt er. Auch eine Mutter und ihre Tochter gehen kopfschüttelnd durch den großen Mittelgang. "Richtig schlimm", schimpft die Mutter.

Die Mitarbeiter versuchen derweil, es mit Humor zu nehmen. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Sie haben das Arbeiten längst aufgegeben und sich rund um die Info-Theke am Eingang versammelt. Es wird viel gelacht, die Fußballergebnisse des Nachmittags sorgen für Erheiterung. Es werden jede Menge Erinnerungsfotos geschossen. Alle Mitarbeiter tragen selbstgemachte Shirts. "Alles muss raus", steht vorne drauf. Und hinten: "Und wir jetzt auch."

Durchsage sorgt für Applaus bei den Mitarbeitern

Als eine Kollegin zum Mikrofon schreitet und die Schließung um 18 Uhr ankündigt, bricht unter den "Realern" Applaus aus. Sie wiederholt die Ansage später noch zweimal. "Wir schließen für immer", ergänzt sie beim ersten Mal und "für immer und ewig" bei der finalen Durchsage. Es schwingt eine Menge Bitterkeit mit. Einigen von ihnen sollen Wechsel zu einem anderen Standort zu deutlich schlechteren Konditionen angeboten worden sein. Offen äußern möchte sich niemand.

"Was bleibt einem noch zu sagen? Auf Wiedersehen", sagt ein Kunde und drückt einem Wachmann, der an einer der hinteren Kasse mehr in Gedanken schwelgt als wirklich aufzupassen, kurz die Hand. Der Sicherheitsmann guckt anschließend kurz auf die Uhr. Noch 33 Minuten ..

Kurz vor 18 Uhr werden keine Kunden mehr in den Laden gelassen, wenngleich später immer noch Menschen vorbei kommen und verwundert vor der verschlossenen Tür stehen. Die Mitarbeiter verschwinden nach und nach. Zwei Flaschen Sekt stehen schon bereit. Eine traurige Abschiedsfeier kündigt sich an.

Gerücht um Edeka

Die Currywurst-Bude auf dem Parkplatz vor Real wird bestehen bleiben. "Wenn das Schuhcenter weg ist, ziehen wir ein Stück weiter nach vorne", erklärt die Betreiberin. Auch die Apotheke wäre gern geblieben, bekam aber keinen Außeneingang.

Wie es sonst weitergeht? Ein Sprecher von Kaufland hat bestätigt, dass die Kette den Standort nicht übernehmen wird. Vor Ort hielt sich am Samstag das Gerücht, dass Edeka an der Weseler Straße einzieht.