Mülheim. Familie Giessner schnitzt jedes Jahr ganz passend zu Halloween besondere Kürbisse. Es gibt Mülheimer Stadtansichten und viel Kunst am Kürbis.
Für Familie Giessner gibt es sicherlich viele Traditionen, eine aber ist ziemlich besonders – und vor allem richtig schön anzuschauen. Schon seit vielen Jahren halten pünktlich zu Halloween die Kürbisse Einzug in ihr Heim. Nicht nur, um sie zu verarbeiten, sondern vor allem, um regelrechte Kunstwerke aus ihnen zu machen. Danny Giessner wählt für seinen „Ruhrpottkürbis“ – wie es der Name schon sagt – bevorzugt Ansichten aus dem Ruhrgebiet aus. In diesem Jahr hat es wieder ein Mülheimer Motiv auf knalliges Orange geschafft: die Silhouette der Stadthalle.
Mülheimer Familie schnitzt Kürbisse – „weil es einfach Spaß macht“
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Seine Frau Gerlinde Giessner ist da eher künstlerisch unterwegs: Noch im vergangenen Jahr war sie ziemlich beeindruckt von Vincent van Goghs Werk, in diesem Herbst hat sie Munchs weltberühmten „Schrei“ auf ihren Kürbis gezaubert. Und ihre beiden Töchter, 17 und zwölf Jahre alt, machen immer mit. Ganz selbstverständlich. Und warum? „Weil es einfach Spaß macht“, erklärt die Mutter der Familie. Mittlerweile sei ein Selbstläufer daraus geworden – oder eben ein lieb gewonnenes Familienritual.
Der Beginn aller Schnitzkunst liegt indes schon viele Jahre zurück. 2003 fing alles an – da „hatte der Kürbis noch das klassische Gesicht“, erinnert sich Gerlinde Giessner. Aber auch da schon hätten sie mit Hilfe einer Schablone gruselige Züge auf Kürbis gebracht. Seit 2013 schnitzt ihr Mann eben jene Ruhrpottkürbisse – mit Motiven wie der Zeche Zollverein, dem Dortmunder U, oder Tiger & Turtle. Vor drei Jahren gab es auch schon mal eine Mülheimer Ansicht: das Aquarius Wassermuseum und Luftschiff Theo.
Aus einem Schnappschuss in luftiger Höhe wurde der Mülheimer Ruhrpottkürbis 2019
Auf seinem Blog „Wahlheimat.Ruhr“ schreibt der Wahl-Mülheimer Danny Giessner über seine Motiv-Wahl für dieses Jahr: „Da ich dieses Jahr die Chance hatte, einmal den Rathausturm zu erklimmen, hat mich auch die Ausblick auf unsere grüne Stadt nachhaltig beeindruckt. Aus einem Schnappschuss in luftiger Höhe hat sich dann der diesjährige Ruhrgebietskürbis entwickelt.“
Ganz ähnlich arbeitet die Familie auch heute noch: Per gedruckter Vorlage kommt das Motiv auf die Außenschale. Und dann folgt das manchmal grobe, meist aber eher ganz leichte und filigrane Werkzeug. „Wir nehmen natürlich verschiedene Messer, aber auch das klassische Linoleum-Schnitzwerkzeug und einen Kratzlöffel“, erklärt Gerlinde Giessner. Und dann werden Erinnerungen an den Kindergarten wach: Denn die feinen Linien und Strukturen werden oftmals auch geprickelt. „Dann sieht man erstmal gar nix“, sagt die 44-Jährige. Bis ein Licht den Kürbis füllt.
Das Innere der Kürbisse wird komplett verarbeitet
Etwa anderthalb Stunden arbeiten sie – meist gemeinsam am Ende des Tages – an den Kürbissen. „Das ist eine schöne Abendbeschäftigung“, so Gerlinde Giessner. Ihre beiden Töchter hingegen legen oft noch einen drauf: „Sie machen das mit einer Engelsgeduld.“ So hat es sogar schon mal der berühmt-berüchtigte Jack Sparrow auf den Kürbis gebracht.
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Und was passiert mit dem Inneren, mit all den Kernen und all dem Fruchtfleisch? „Das wird alles verarbeitet, es gibt viele leckere Gerichte und Rezepte mit Kürbis“, so Gerlinde Giessner. Und auch ihre Kollegin freue sich immer über Kürbis-Nachschub. Die Kürbisse stammen übrigens aus lokalem Anbau, vom Buchholzhof, der auch in diesem Jahr wieder Sponsor für die „Familienkürbisse“ war.
Was sie sich für das nächste Jahr vornehmen, will Familie Giessner indes noch nicht verraten. Es wird mit Sicherheit wieder in Richtung Ruhrpott und Kunst gehen. „Denn Kunst am Kürbis finde ich gut“, sagt Gerlinde Giessner ganz mehrdeutig und lacht.