Mülheim. Die Lieferengpässe bei Medikamenten nehmen auch in Mülheim zu. Mülheimer Apotheker geben Tipps, wie Patienten dennoch gut versorgt werden können.
Blutdruckmittel, Antidepressiva und sogar das Schmerzmittel Ibuprofen: Lieferengpässe bei Arzneimitteln haben deutlich zugenommen. 529 Arzneimittel listet das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) aktuell auf, die schwer und nicht binnen zwei Wochen zu bekommen sind. Teilweise müssen Patienten monatelang darauf warten. Es gibt aber oft noch Möglichkeiten, die helfen, wenn das verschriebene Medikament nicht verfügbar ist. Darauf weisen die Apotheker in Mülheim hin.
Weit entfernte Produktionsstätten im Ausland
Gründe für zunehmende Liefer-Engpässe sind immer weiter entfernte Produktionsstätten im Ausland und Rabattverträge mit den Krankenkassen, wie Nikola Hofer-Hebeda, Sprecherin der Apotheker in Mülheim, erklärt. Welche Alternativen gibt es, wenn das gewünschte Medikament nicht da ist? „Grundsätzlich handelt es sich immer um eine Entscheidung im Einzelfall“, so Hofer-Hebeda.
Wenn das Medikament des Herstellers, mit dem die Kasse einen Rabattvertrag abgeschlossen hat, nicht verfügbar ist, kann der Apotheker oft ein Präparat einer anderen Firma bestellen. Eine weitere Möglichkeit ist das Ausweichen auf eine geringere oder höhere Dosierung – also etwa Tabletten mit 10 Milligramm Wirkstoff statt 20 Milligramm, von denen der Patient dann die doppelte Menge einnimmt. Auch ein höher dosiertes Präparat, das entsprechend aufgeteilt wird, ist denkbar. Bei Ibuprofen 800, laut Nikola Hofer-Hebeda derzeit so gut wie überhaupt nicht verfügbar, könnte man auch zwei 400er-Tabletten einnehmen. „Die sind jedoch meist nicht verschreibungspflichtig. Deshalb werden die Kosten dann nicht von der Krankenkasse übernommen.“
Der Apotheker kann mit dem Arzt Kontakt aufnehmen
Ist der gewünschte Wirkstoff gar nicht vorhanden und bestellbar, wird der Apotheker mit dem Arzt Kontakt aufnehmen und ihm einen ähnlichen vorschlagen. Gegebenenfalls bedeutet das für den Patienten, dass er ein neues Rezept beim Arzt abholen oder sogar einen neuen Termin vereinbaren muss.
Nikola Hofer-Hebeda empfiehlt, sich gerade bei einer Dauerbehandlung frühzeitig um das entsprechende Rezept und Medikament zu kümmern, um im Bedarfsfall noch einen kleinen Vorrat davon zu Hause zu haben.