Mülheim. Pilzesammeln macht süchtig, meint der Mülheimer Daniel Zschocke (36). Wir begleiten ihn auf einer Sammeltour durch sein Revier: den Uhlenhorst.
Die Pilzsaison ist in vollem Gange. Vor allem die beliebtesten Sorten sprießen im Oktober aus dem Boden. Für viele Freunde der Waldbewohner heißt das Motto dann: „Rein in die Pilze gehen.“ Ein passionierter Sammler aus Mülheim nimmt uns mit in sein Lieblingsrevier.
Daniel Zschocke ist einer derjenigen, die aus Leidenschaft gerne Pilze essen und sich lieber in den Wald aufmachen als in den nächsten Supermarkt, um dort welche zu kaufen. „Es macht Spaß zu suchen“, sagt der 36-Jährige. „Das ist wie Ostern, wenn man nach den Eiern sucht.“ Und es mache geradezu süchtig, bekennt er.
Zwei Kilo pro Tag dürfen gesammelt werden
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 39) ist es erlaubt, in geringen Mengen Pilze „an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen“ für den persönlichen Bedarf zu sammeln. Laut Landesbetrieb Wald und Holz beträgt die Höchstmenge in Nordrhein-Westfalen zwei Kilo pro Person und Tag.
Zur Pilzbestimmung und zu möglichen Vergiftungen gibt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie Auskunft auf ihrer Website: www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen.
Zu seinem Revier auserkoren, hat Zschocke den Uhlenhorst. Dort ist er als kleines Kind schon unterwegs gewesen: „Mein Vater hat mich vor dreißig Jahren zum Pilzesammeln mitgenommen. Seitdem bin ich jedes Jahr im Wald und mache mich auf die Suche“, erzählt er. Nicht immer wird er fündig: „Im letzten Jahr gab es so gut wie gar nichts wegen der Dürre.“ Auch in diesem Jahr sah es anfänglich nach keiner reichlichen Pilzernte aus. Der häufige Regen sorgte aber Mitte Oktober dafür, dass die Fruchtkörper aus dem Boden schossen.
Im letzten Jahr wegen der Dürre kaum etwas gefunden
Bei seiner heutigen Pilzjagd, die Reporter und Fotograf mitverfolgen dürfen, fallen kurz nach Betreten des Waldes schon die ersten Objekte des Begehrens in den Blick. „Das sind Schwefelpilze“, weiß Zschocke. Und die gehören nicht auf seinen Speiseplan. Außerdem wachsen sie am Wegesrand: „Da können ja Hunde drauf gemacht haben, deswegen nehme ich nur mit, was abseits der Wege liegt.“
Rund zehn Minuten später treffen wir auf einen Fliegenpilz. Der ist zwar nicht essbar, aber: „Da, wo Fliegenpilze sind, findet man meist auch essbare Pilze“, verrät Daniel Zschocke. Nach Durchstreifen des Areals müssen wir leider feststellen, dass der Rothut in diesem Fall als Hinweisgeber versagt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Waldboden mit einer dicken Schicht herabgefallener Laubblätter bedeckt ist.
Wo Fliegenpilze wachsen, gibt es meist auch essbare Sorten
Unter den ersten Nadelbäumen kann Zschocke nach zwanzig Minuten endlich einen Pilz, den Maronenröhrling, in seinen Korb bugsieren. „Wo einer ist, müssen auch noch andere sein“, lautet eine weitere Pilzsammler-Weisheit des Speldorfers. Es finden sich tatsächlich noch andere Exemplare. Jedoch sind sie zu verwurmt und bleiben im Wald.
Bei seiner letzten Exkursion einige Tage zuvor, stieß Pilzfan Zschocke auf einen Steinpilz. Er führt uns zu der Stelle seines Fundes. Denn er vermutet, aufgrund des feucht-warmen Wetters könnten mittlerweile einige Vertreter dieser Art dazugekommen sein. Am vermeintlichen Hotspot angekommen, wird die Vermutung bitter enttäuscht: Kein einziger Steinpilz weit und breit.
Vorsichtig sein: Nur mitnehmen, was man wirklich kennt
Eigentlich stehen genug Pilze im Wald herum. Auch welche, die Champignons ähneln. Bei seiner Auswahl ist Zschocke vorsichtig: „Ich nehme nur das mit, was ich wirklich kenne.“ Bei vier, fünf Sorten ist er sich sicher. Alles andere lässt er stehen: „Macht man da einen Fehler, könnte es der letzte gewesen sein.“
Inzwischen befinden wir uns nach anderthalb Stunden auf dem Rückweg, doch die Ausbeute ist noch mehr als ernüchternd: Nur vier Röhrlinge und zehn kleine Hallimasche sind im Korb gelandet. Zschocke will die letzte Chance nutzen, und begibt sich abseits des Weges nochmals in den Wald hinein. Das Glück ist ihm hold: Zehn große Röhrlinge machen den Korb schließlich voll und werden später mit Sahnesauce, Speck und Spätzle auf dem Tisch serviert werden.