Mülheim. Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners kostet Zeit und Geld. Die Stadt Mülheim hat in diesem Jahr mehr Nester entfernen müssen als 2018.

„Im Grunde kann man sagen, dass die Stadt Mülheim relativ viel Glück gehabt hat“ – mit dieser Einschätzung zieht Peter Schuhmacher Bilanz nach einem Sommer, in dem der Eichenprozessionsspinner auch die Schlagzeilen in Mülheim beherrscht hat. Und die passenden Zahlen liefert der Abteilungsleiter der Unterhaltungspflege beim Amt für Grünflächenmanagement gleich mit: 328 Nester seien im Auftrag der Stadtverwaltung in diesem Jahr bekämpft und vernichtet worden. 2018 waren es genau 273.

In Mülheim sind die Nester bislang immer abgenommen und vernichtet worden

Immer noch eine hohe Zahl, aber gegenüber den Zahlen anderer Städte vergleichsweise niedrig. „In Oberhausen berichtet man von etwa 3000 Nestern“, so Schuhmacher. Im Verlauf der vergangenen Wochen habe es Treffen mit Vertretern anderer Städte, vor allem von Mülheims Nachbarstädten gegeben. Kollegen aus Oberhausen, Duisburg, Essen und Bottrop hätten sich zu einer Art „Erfahrungsaustausch“ gemeinsam an einen Tisch gesetzt. Auf die Frage nach den Ursachen für den starken Befall kann Schuhmacher schnell Antwort geben: „Das sind definitiv die Trockenheit und die hohen Temperaturen“, so seine Erklärung.

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In Mülheim habe man die gemeldeten Nester des Prozessionsspinners bislang immer abgenommen und vernichtet, sprich verbrannt – „wir wollten noch nicht spritzen“, betont Peter Schuhmacher. Und er fügt hinzu: „Spritzen hat immer einen fahlen Beigeschmack.“ Denn allzu oft treffe man damit beispielsweise auch andere Schmetterlingsarten, außerdem habe das gespritzte Gift etwa auch einen „sehr begrenzten Wirkungszeitraum“ und es dürfe nicht regnen. Und dennoch: „Vielleicht kommen wir im nächsten Jahr aber an einen Punkt, wo wir darüber nachdenken müssen“, schränkt Peter Schuhmacher ein.

Vögel gegen Eichenprozessionsspinner

In der niederländischen Stadt Groesbeek wird auf natürliche Weise gegen den Eichenprozessionsspinner gekämpft.

An einer Straße wurden bereits im April 26 Nistkästen an den dort stehenden Eichenbäumen befestigt. Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen sollten dort nisten und als Fressfeind den Bestand der giftigen Raupen angreifen.

Die Arbeitsgruppe Umweltschutz Groesbeek (WMG) hatte im Juni festgestellt, dass die Bäume von deutlich weniger Raupen befallen wurden.

Drei Sportplätze mussten im Juni in Mülheim gesperrt werden

Die Kosten für das Entfernen durch eine Spezialfirma liegen bei etwa 70 Euro pro Nest, gibt Schuhmacher an. Vor Ort saugen die Mitarbeiter, ausgestattet mit Schutzanzügen, die Nester von den Eichen ab. Dabei werden auch die leeren Nester abgenommen, denn die Raupen hinterlassen auch dort ihre Härchen, die für Atemwegsprobleme und Hautreizungen sorgen können.

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So geschehen auch Mitte Juni, als neun Kinder bei einem Sportfest auf der Sportanlage Wenderfeld in Dümpten durch eben diese Härchen verletzt wurden. Die Stadt hatte den Sportplatz sofort gesperrt. Einen Tag später wurden bei einer regelmäßigen Kontrolle rund um die Sportanlage Schildberg ebenfalls Eichenprozessionsspinner entdeckt. Auch dort kam es dann zu einer Sperrung, ebenso an der Sportanlage an der Mintarder Straße. Die Jugendfußballer des TuSpo Saarn mussten daraufhin für ihr Training auf die große Wiese der Müga ausweichen. Auch der TSV Heimaterde, der SV Raadt und der Dümptener TV boten den Sportlern kurzerhand ihre Anlagen zum trainieren an.

„Vielleicht haben wir 2020 ja ein bisschen mehr Glück“

„Wir müssen leider damit leben“, betont Ralf Wind, stellvertretender Amtsleiter des Mülheimer Sport Service, mit Blick in die Zukunft und auf das kommende Jahr. „Wir kontrollieren regelmäßig und schauen genauer hin, man ist da sensibilisiert“, fügt er hinzu. „Die Frage ist, ob es im kommenden Jahr zurückgeht und inwiefern wir wieder tätig werden müssen.“ Peter Schuhmacher fasst seine Hoffnung in diese Worte: „Vielleicht haben wir 2020 doch noch ein bisschen mehr Glück.“