Mülheim. Beim Sprachcamp der Caritas in Mülheim verbessern Flüchtlingskinder spielerisch ihre Sprachkompetenz. Eine Handpuppe hilft, Hemmungen abzubauen.
Janoschs Quasselkasper kennt fast jedes Kind. Aber die Quasselfee ist wohl nur Mülheimer Kindern bekannt, die bei der Sprachförderung der Caritas in den Ferien mitmachen. Die Handpuppe, die die Kinder am ersten Tag des Sprachcamps selbst gestalten, hilft den Kindern, anfängliche Sprachhemmungen zu überwinden und über die Quasselfee mit den anderen Kindern und den Mitarbeitern des Ferienprojektes ins Gespräch zu kommen.
In diesen Herbstferien treffen sich die Kinder in der Grundschule am Klostermarkt. Doch das Sprachcamp soll auf keinen Fall eine Verlängerung des Schulunterrichts sein. Es ist ein Ferienerlebnis, das ganz spielerisch und mit allen Sinnen die Sprachkompetenz von Kindern aus zugewanderten Familien verbessern soll.
Melodien und Musik: Eine Sprache, die alle sprechen
Um die Kinder in der leeren Schule am Klostermarkt in Saarn zu finden, muss man nur die Ohren spitzen. Xylophontöne weisen den Weg in einen Klassenraum, in dem acht Kinder zusammen um das große Schlaginstrument sitzen. Sie stellen sich einander vor, indem sie die Silben ihrer Namen auf dem Holzxylophon spielen. Gemeinsam wird der Name dann nachgesungen.
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Melodien und Musik sind eine Sprache, die alle Kinder sprechen können. Unabhängig von ihrer Herkunft. „Es ist eine schöne Art, sich kennenzulernen, ein musikalischer Eisbrecher“, sagt Lese- und Literaturpädagogin Marlott Rotthoff-Wiegel, die das Projekt seit Anfang an mitgestaltet und betreut. „Auch die Quasselfee ist eine große Hilfe für die Kinder, besonders wenn sie traumatische Erfahrungen in ihren Herkunftsländern machen mussten.“
Als das Ferienprojekt 2015 zum ersten Mal angeboten wurde, waren viele Kinder gerade erst aus Kriegsgebieten nach Deutschland gekommen. Sie hatten Familienmitglieder und ihr Zuhause verloren. „Gemeinsam mit der Quasselfee wurden damals viele neue Häuser gebaut, symbolisch und aus ganz unterschiedlichen Materialien“, erinnert sich Rotthoff-Wiegel. „Es hatte für die Kinder eine große Bedeutung, es war für sie, wie ein bisschen anzukommen in dem fremden Land.“
Nächstes Camp in den Osterferien
Das nächste Sprachcamp der Caritas findet in den Osterferien 2020 statt. Von 9 bis 13 Uhr können Kinder ganz spielerisch ihre Sprachkompetenz verbessern.
Seit 2015 gibt es das Projekt, das abwechselnd in Schulen und Jugendzentren in Mülheim stattfindet.
Wer das Projekt finanziell durch eine Spende oder als Mitarbeiter unterstützen möchte, kann sich bei Georg Jöres unter 3000850 melden. Anmeldungen zum Sprachcamp bei Katja Arens unter 3000883 oder katja.arens@caritas-muelheim.de.
Zielgruppe sind Flüchtlinge, deutsche Kinder machen auch mit
Diesmal steht der Herbst im Mittelpunkt des Sprachcamps. Am Ende der Woche werden die Kinder ein Buch, das sie gemeinsam zusammengestellt haben, mit nach Hause nehmen. Sie haben gemeinsam Herbstlaub gesammelt, Bäume gemalt und Handpuppentheater gespielt. Gemeinsam gesungen, gelacht und ganz viele spielerische Sprachübungen mit der Quasselfee gemacht. Ein Sprachcamp, das so viel Freude macht, dass auch deutsche Kinder gerne mitmachen und quasi als Sprachpaten auf Augenhöhe fungieren.
„Zielgruppe sind natürlich Flüchtlingskinder“, sagt Literaturpädagogin Rotthoff-Wiegel. „Aber es sind natürliche alle Kinder willkommen, die Spaß daran haben.“ So wie die Schwestern Lotta und Ida, die immer wieder gerne beim Sprachcamp der Quasselfee mitmachen. Die 10-jährige Lotta hat sogar das diesjährige Logo für die Projektwoche entworfen. „Es ist ein Wörter-See“, erklärt Lotta. „Das passt doch gut.“
Weniger Anmeldungen als im Vorjahr
Für die Mitstreiter ist es schon eine Aufgabe, das Caritas-Projekt regelmäßig zu realisieren. „Das Projekt finanziert sich über Spenden und Zuschüsse des Landes NRW“, erklärt Georg Jöres, Bereichsleiter für Jugendarbeit und Schule bei der Caritas. „Für die Kinder ist das Angebot aber natürlich kostenlos.“ Denn je niederschwellig ein Angebot ist, desto besser wird es auch angenommen.
Dennoch gab es in diesen Herbstferien weniger Anmeldungen als im Vorjahr. „Es muss noch mehr Aufklärungsarbeit gemacht werden, damit das Projekt noch bekannter wird“, sind sich Jöres und Rotthoff-Wiegel einig. Denn sie möchten mit ihrem Sprachcamp so viele Kinder wie möglich erreichen und ihnen ein schönes Ferienerlebnis bieten, das ganz nebenbei die Sprachkompetenz fördert. Auch dank der Quasselfee.