Mülheim. Der VKJ ist der drittgrößte Kitaträger Essens, in Mülheim aber kaum bekannt. Das soll sich ändern: Bis 2022 entstehen zwei neue Kitas des VKJ.
Für Silvia Richter und Christian Völlmecke begann vor einem Jahr alles mit einem einfachen Anruf vom Essener Landespolitiker Frank Müller. In seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des VKJ fragte er ihre Unterstützung als ehrenamtliche Beisitzer im Vorstand an. „Was ist VKJ?“ lautete die erste Reaktion der beiden Lokalpolitiker, wie sie rückblickend offen erzählen. Hinter der Abkürzung VKJ verbirgt sich der Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet: Ein Bildungsträger, der besonders im Bereich der Kindertagesstätten breit aufgestellt ist. Von insgesamt 32 Einrichtungen sind 25 Kitas, davon 21 in Essen und vier in Mülheim gelegen. Was in Essen der drittgrößte Kitaträger ist, steckt in Mülheim noch in den Kinderschuhen.
Doch das soll sich künftig ändern. „Nachdem ich die ersten Informationen zum VKJ bekommen hatte, war ich relativ schnell Feuer und Flamme“, sagt Silvia Richter. Und diese Begeisterung für das Konzept des Trägers – so zumindest das Ziel – soll sich verbreiten. Nicht zuletzt auch, weil der Verein konkrete Wachstumspläne hat: Zu den bisher vier VKJ-Kitas in der Stadt sollen schon bald zwei hinzukommen.
Wahl der neuen Standorte fiel in Mülheim bewusst
An der Teutonenstraße sowie an der Papenbuschstraße entstehen bis 2022 rund 200 neue Betreuungsplätze. Gemeinsam mit der Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB) soll die Planung für das erste der beiden Bauvorhaben bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Im Herbst 2021 wäre die Stadt um eine Kindertagesstätte reicher. Sechs Monate nach Baubeginn an der Teutonenstraße soll die Papenbuschstraße folgen.
Auch interessant
Die Wahl der zwei Standorte fiel in Absprache mit der MWB bewusst, denn der Bildungsträger fokussiert sich auf sozial schwache Wohngegenden. Zu den bedeutendsten Werten des Bildungsträgers zählt etwa die Chancengleichheit. Hierin sehen die Mülheimer Beisitzer des Vorstands einen großen Vorteil gegenüber anderen Bildungsträgern. „Die Kita ist einer der wichtigsten Bausteine für die spätere Entwicklung“, erklärt Christian Völlmecke, der als Lehrer in der Sekundarstufe I tätig ist. Und auch Silvia Richter wisse aus ihrer Tätigkeit bei der Polizei: „Respektvoller Umgang beim Aufwachsen stärkt die sozialen Kompetenzen. Alles andere schlägt schnell ins Gegenteil um.“
Täglich frisch Gekochtes für die Kleinen
Ein weiterer Schwerpunkt der VKJ-Kita neben der Chancengleichheit ist ausgewogene Ernährung. In sogenannten Erlebnisgärten pflanzen die Kinder eigenhändig Obst und Gemüse an, das dann in der Küche weiter verarbeitet wird. Jede Kindertagesstätte verfügt über einen hauseigenen Koch, der täglich für die Kleinen Frisches und Gesundes zubereitet. In großen Einrichtungen ab fünf Gruppen aufwärts steht ihm oder ihr ein Beikoch zur Seite. „Zum Monatsende und nach Wochenenden merken wir, dass die Kinder oft deutlich mehr essen“, schildert Geschäftsführerin Vera Luber Beobachtungen, die im ersten Moment doch schockieren.
Umso wichtiger sei es, gerade in sozial schwachen Wohngegenden auch weiterhin präsent zu sein. „Eppinghofen und Styrum wären da sicherlich noch die ein oder andere Überlegung Wert“, erläutert Silvia Richter. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Erst mal muss der Bildungsträger aus den Kinderschuhen herauswachsen.