Mülheim. Im Kunstmuseum Temporär sind bis zum 10. November fotografische Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin Christine Erhard zu sehen.

Die fotografischen Arbeiten der Künstlerin Christine Erhard entstehen in einem mehrstufigen Prozess. Sie plant, zeichnet, sucht Fotos und Gegenstände zusammen, fertigt Objekte an, baut dreidimensionale Raummodelle - und fotografiert diese dann mit der Großformatkamera. Unter dem Titel „Building Images“ sind Werke der Düsseldorferin bis zum 10. November im Kunstmuseum Temporär in Mülheim zu sehen.

Sie plant, zeichnet, fertigt Objekte an, baut Modelle

Basierend auf einer intensiven Auseinandersetzung mit programmatischen Architekturen aus dem 20. Jahrhundert hat Christine Erhard eine besondere Bildsprache entwickelt, die skulpturale und installative Elemente mit dem Medium der Fotografie verbindet. Ihre Arbeiten beziehen sich auf die visionären Bauten der russischen Konstruktivisten und der Bauhaus-Architekten sowie auf die Beton-Bauten des Brutalismus aus den 50er und 60er Jahren.

Auf Reisen und bei Auslandsaufenthalten – etwa in Brasilien oder Russland - hat die studierte Bildhauerin viele Aufnahmen von Bauwerken gemacht. Von interessanten und ansehnlichen ebenso wie von tristen und heruntergekommenen Gebäuden. Aus diesen Aufnahmen konstruiert sie durch das Hinzufügen verschiedenster anderer Elemente dreidimensionale Raummodelle. Sie werden im Atelier oder vor den realen Architekturen aufgebaut.

Gespräch mit der Künstlerin

Die Ausstellung von Christine Erhard (geboren 1969, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf) läuft noch bis zum 10. November.

Ein Künstlerinnengespräch ist zur Finissage am Sonntag, 10. November, um 11.30 Uhr geplant. Christine Erhard und Kuratorin Simone Scholten laden dazu herzlich ein.

Das Kunstmuseum Temporär ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Modell wird auf den Kamerablickwinkel hin konstruiert

Jedoch: Nicht das Motiv bestimmt den Standort der Kamera. Das Modell wird von Beginn an auf den Kamerablickwinkel hin konstruiert. Durch das Fotografieren wird das Raummodell zurück in die Zweidimensionalität überführt. „Eine künstlerische Strategie, die die Methoden der klassischen Architekturfotografie aus den Angeln hebt“, nennt das Simone Scholten, Kuratorin der Ausstellung.

Christine Erhards Bilder wirken nur auf den ersten Blick flächig, auf den zweiten tun sich viele, auf verschiedenen Ebenen liegende Räume auf. Licht und Schatten oder farbige Elemente, oft digital eingearbeitet, lassen zusätzliche Ecken und Nischen entstehen oder schweben scheinbar im Raum. Auf den dritten Blick macht man das Ursprungsfoto aus.

„Bei dieser Arbeit interessieren mich die Klarheit der Formen und skulpturale Ausformungen, aber natürlich auch der soziale Aspekt“, sagt Christine Erhard. Es geht um Wohnen und Leben, um Gesellschaft und gesellschaftliche Utopien.

Ist unsere Vorstellungswelt von Bildern geprägt?

Mit ihren sorgsam komponierten fotografischen Objekten führe Christine Erhard dem Betrachter auch vor Augen, dass unser Blick auf die Architektur der Moderne fast ausschließlich von Fotografien bestimmt ist, kommentiert Simone Scholten. Mit den Mitteln der konzeptuellen Fotografie gehe sie der Frage nach, „inwieweit unsere allgemeine Vorstellungswelt viel mehr von Bildern als durch unsere eigene Erfahrung geprägt ist“.

Ihre Ausstellung hat die Künstlerin auch als raumgreifende Installation inszeniert, sie hat die Architektur des Museumsraums an der unteren Schloßstraße aufgegriffen und durch das Streichen von Wänden eine andere Raumwahrnehmung geschaffen.