Mülheim. Bootfahren auf dem Mülheimer Walkmühlenteich war früher keine Idylle, sondern wegen der Mückenplage selten möglich. Das Restaurant besteht noch.

Nach mehreren persönlichen Erinnerungen unserer Leserinnen und Leser gibt es weitere Informationen zur Walkmühle, ihrem Teich und zum Rumbach im Tal. Der Teich an der Walkmühle ist seit 80 Jahren Geschichte. Damals wurde er wegen der Mückenplagen im Sommer zugeschüttet. Die Besucher konnten nicht mehr auf der Restaurantterrasse sitzen. Das bei den Mülheimern beliebte Ausflugslokal machte in der warmen Jahreszeit weniger Umsatz. Weil die Mühle seit einigen Jahren nicht mehr arbeitete, war auch ihr Stauteich überflüssig.

Otto Barg schrieb Geschichten auf

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Dirk von Eicken kennt das Bild mit den Ruderbooten auf dem Walkmühlenteich, „der bereits Ende der 1930er Jahre zugeschüttet wurde. Was heute so idyllisch aussieht, war in den Sommermonaten in Wirklichkeit ein übelriechender, mückenverseuchter Ort. Heute stehen hier Wohngebäude. Geworben wurde trotzdem mit Kahnfahrten und exotischen Tieren.“

Die Werbung hat schon damals geflunkert. Zu Fuß war es schon ein längerer Spaziergang von der Stadt ins Rumbachtal.
Die Werbung hat schon damals geflunkert. Zu Fuß war es schon ein längerer Spaziergang von der Stadt ins Rumbachtal. © Sammlung: Dirk von Eicken

Von Eicken hat eine kolorierte Postkarte sowie ein Werbeplakat des „altrenommierten Sommerlokals“ mitgeschickt. „Sogar ein Büchlein in Mülheimer Platt und Hochdeutsch mit vielen Geschichten ‚Rund um Walkmühlensteich‘, geschrieben von Otto Barg, ist erschienen“, schreibt unser Leser.

Luftbilder zeigen den Wandel zum Naturschutzbereich

Den ehemaligen Walkmühlenteich hat Franz-Josef Hüls ebenfalls erkannt. Im großen Fachwerkhaus im Hintergrund ist seit Jahrzehnten das bekannte Walkmühlenrestaurant. In der Luftaufnahme des Regionalverbandes Ruhr (RVR) von Mitte der 1920er Jahre ist die Lage und Ausdehnung des Walkmühlenteiches gut zu erkennen“, schreibt unser Leser.

„Spätere Luftaufnahmen aus Mitte der 1930er Jahre lassen erahnen – und aus den 1950er Jahren eindeutig erkennen – dass der Teich abgelassen und verfüllt wurde. Ab den 1980er Jahren ist dort Wohnbebauung zu erkennen“, ergänzt Hüls.

Mehrere Wassermühlen standen einst am Rumbach

„Das südliche Gebiet der Stadt Mülheim ist eine leicht wellige, ländlich geprägte Landschaft. Sie wird von zahlreichen Bächen zerschnitten, die zur Ruhr fließen. In dieser Landschaft standen einst am Rumbach zahlreiche Wassermühlen, zu denen die Walkmühle in Holthausen gehört“, heißt es in einer Zusammenfassung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR).

„Die zur Mühle gehörenden Gebäude bilden einen Riegel, der quer in der breiten Talaue liegt. Mittelpunkt des Gebäudekomplexes bildet der Fachwerkbau der ehemaligen Mühle. An sie schließt sich auf der einen Seite der Fachwerkbau einer alten Scheune an. Auf der anderen befindet sich ein aus Sandstein errichtetes Haus.“

Zuerst Tuche gewalkt, danach Getreide gemahlen

„Die erste urkundliche Erwähnung der Walkmühle stammt von 1385 und steht im Zusammenhang mit dem Altenhof, einem Wirtschaftshof des Muhrenhofes in Mülheim. In der Mühle wurden zunächst Tuche gewalkt und später auch Getreide gemahlen. Ende des 17. Jahrhunderts wurde durch die finanzielle Unterstützung des Bürgermeisters von Duisburg eine neue Walkmühle gebaut. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den heute noch vorhandenen Fachwerkbau.“

Die Walkmühle in Holthausen.
Die Walkmühle in Holthausen. © FUNKE Foto Services | Repro: Jörg Schimmel

Bis ins 18. Jahrhundert habe ein Pächter die Walkmühle betrieben. Erst 1835 haben sie die Eheleute Siepmann übernommen und zur Frucht-, Farbholz- und Schnupftabakmühle umfunktioniert. 1880 kam das Sandsteingebäude hinzu und wurde mit in den Mühlenbetrieb einbezogen. „Nach einigen Jahren wurde es als Wohnhaus genutzt“, ordnet der LVR die Mühle historisch ein.

Fachwerkgebäude stehen unter Denkmalschutz

Ende des 19. Jahrhunderts sei zum Mühlenbetrieb eine Ausflugsgaststätte hinzugekommen. Der Mühlteich wandelte sich zum „Gondelweiher“. Der Mühlenbetrieb wurde 1934 endgültig eingestellt, 1939 der Mühlteich aus hygienischen Gründen zugeschüttet und an seiner Stelle ein Biergarten eingerichtet.

Ihre Erinnerungen und alten Fotos sind gefragt

Wer Erinnerungen hat oder Hinweise zu den gezeigten Bildern geben kann, schickt diese bitte an die WAZ-Lokalredaktion, Eppinghofer Straße 1-3, 45468 Mülheim Ruhr. Ihre E-Mails sind ebenfalls erwünscht an: redaktion.muelheim@waz.de

Ihre alten Fotoschätze schicken Sie per E-Mail im JPG-Format an die Redaktion oder bringen diese einfach bei uns vorbei. Ihre alten Bilder werden im Lauf der Serie in der WAZ veröffentlicht. Vielleicht können andere Leser bei der Einordnung helfen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kriegsschäden beseitigt und die Gebäude wieder hergerichtet. In dieser Zeit wurde auch das Mühlrad entfernt. Das zugeschüttete Teichgelände wurde mit Linden bepflanzt und ist heute ein Naturschutzgebiet. „Die Fachwerkgebäude der Walkmühle, in denen sich heute ein Restaurant und Wohnungen befinden, gehören zu den Baudenkmälern der Stadt“, fügen die Denkmalpfleger des LVR hinzu. (Denkmalliste, Nummer A 107)