Der Appell von Mülheims Wirtschaftsförderer Dönnebrink, dem Flughafen Essen-Mülheim Zukunft zu geben, findet im politischen Raum Sympathisanten.
Nach dem Plädoyer von Interims-Wirtschaftsförderer Hendrik Dönnebrink für einen Ausstieg aus dem Ausstiegsbeschluss zum Flughafen Essen-Mülheim springen ihm erste Befürworter zur Seite. Andere halten sich da noch bedeckt, zeigen sich aber gesprächsbereit.
Fraktion des Bürgerlichen Aufbruchs begrüßt die Initiative
Dönnebrink hatte in einem Beitrag für das „M&B Journal“ gefordert, das „ewige Hickhack um den Flughafen“ zu beenden. Der Flughafenbetrieb sei über die Jahre 2024 beziehungsweise 2034 hinaus fortzusetzen. So könne Mülheim über die Ansiedlung von flugaffinem Gewerbe „viel Potenzial freisetzen“. Auch die Essener CDU hatte sich im Sommer von den Ausstiegsbeschlüssen der beiden Betreiberstädte distanziert.
„Langsam, aber sicher geht es in die richtige Richtung“, kommentierte FDP-Fraktionschef Peter Beitz den Bericht über Dönnebrinks Appell in dieser Zeitung. Er kritisiert, dass die Stadt, bleibe sie stur bei ihrem Ausstiegsbeschluss, zukunftsfähiges Gewerbe in Raadt zerstöre, statt es zu fördern. Beitz fordert schon länger die Entwicklung eine Gewerbeparks am Flughafen mit flugaffinem Gewerbe.
Auch die Fraktion des Bürgerlichen Aufbruchs begrüßt die Initiative von M&B-Chef Dönnebrink. Neu über die Zukunft des Flughafens nachzudenken, sei „ein längst überfälliger Schritt“, so Fraktionschef Jochen Hartmann mit Blick auf die millionenschweren Neubaupläne der WDL Luftschiffgesellschaft und die politische Kehrtwende der Essener CDU.
Dringend brauche Mülheim neue Gewerbesteuereinnahmen, hier böte sich der Randbereich des Flughafens und das Grundstück auf der gegenüberliegenden Seite an der Lilienthalstraße an. Aus Hartmanns Sicht wäre dadurch die für die Innenstadt wichtige Kaltluftschneise nicht beeinträchtigt. Eine Gutachterin sah das kritischer.
Gewerbeansiedlungen bei Erhalt des Flugbetriebs, das könne „ein tragfähiger Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie“ sein, so Hartmann. Sollte sich der Stadtrat nicht bewegen, bringt der BAMH-Frontmann gar einen Ratsbürgerentscheid ins Spiel. Mit ihm würde der Stadtrat die Entscheidung über die Flughafen-Frage den Bürgern abtreten.
Nach einem Vor-Ort-Termin bei der WDL deutet sich jetzt auch bei der Mülheimer CDU Gesprächsbereitschaft an für einen Weiterbetrieb des Flughafens. „Ich verspreche Ihnen, dass wir die von ihnen heute in beeindruckender Weise präsentierten Planungen in der Fraktion eingehend diskutieren und gewissenhaft prüfen werden“, sicherte CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters nach dem Treffen der WDL-Geschäftsführung um Inhaberin Barbara Majerus und Frank Peylo sowie den Geschäftsführern der beiden ansässigen Flugschulen, Ulrich Langenecker und Christian Käufer, zu.
SPD-Fraktion hält sich bedeckt
Aber was macht Mülheims SPD, die sich einst mit dem Ausstiegsbeschluss von CDU, Grünen und MBI hatte düpieren lassen müssen? Aktuell hält sich die Fraktion noch vornehm bedeckt. Die Partei mit ihren zahlreichen Baustellen will wohl zunächst beobachten, wie sich die Politik ringsum positioniert.
Noch im August hatte Fraktionschef Dieter Spliethoff auf die Essener CDU-Signale überraschend erklärt, man halte am „Drittelkonzept“ des Masterplan-Prozesses zur Entwicklung des Flughafens fest, heißt: das Gelände künftig je zu einem Drittel für Wohnen, Gewerbe und Natur zu nutzen.
Im Gespräch mit dieser Redaktion wagte er sich dieser Tage aber doch ein wenig mehr aus der Deckung, auch wenn er vage blieb: „Wir sind für alle Überlegungen offen, die der Stadt nutzen, die mehr Gewerbesteuer generieren. Wenn es kluge Gedanken gibt, werden wir ihnen nähertreten.“
Städtebaulicher Wettbewerb steht an
Zuletzt hatte der Stadtrat Ende August noch die Weichen dafür gestellt, dass für die Nachnutzung des Flughafen-Geländes ein städtebaulicher Wettbewerb in Gang gesetzt werden kann.
Die Politik beschloss ein „Integriertes Handlungskonzept“, das nötig ist, um sich für den städtebaulichen Wettbewerb um EU-Fördergelder bewerben zu können.
In Workshops hatten Stadtplaner, Interessenvertreter und Politik der Städte Mülheim und Essen bereits drei Szenarien für eine Nachnutzung des Geländes entwickelt. Dabei wurde Raadt mitunter gar als neues urbanes Zentrum mit 7000 Neubürgern entworfen.