Mülheim. Rodion Bakum (28) soll nach Willen der SPD-Mitglieder die Mülheimer Partei aus der Krise führen. Das wird eine ordentliche Herausforderung.

Die SPD-Mitglieder haben sich entschieden und dem Parteitag für die kommende Woche eine Empfehlung gegeben: Rodion Bakum soll neuer Vorsitzender des Mülheimer Unterbezirks werden – und auf OB Ulrich Scholten folgen, der dieses Amt sei Start des Ermittlungsverfahrens gegen ihn im September 2018 hatte ruhen lassen und auch nicht wieder aufgenommen hatte, als die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellte, weil sie ihren Anfangsverdacht der Untreue nicht bestätigt sah.

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Nun soll also, einen entsprechenden Parteitagsbeschluss vorausgesetzt, Bakum das gelingen, an dem Interims-Parteichefs Silvia Richter und Cem Aydemir zuvor verzweifelt waren. Der 28-Jährige muss es schaffen, die in der Folge der OB-Affäre immer tiefer zerstrittene SPD wieder zu einer Einheit zu formen.

Tiefe Gräben sind zuzuschütten

Tiefe Gräben sind zuzuschütten. Viele Einzelgespräche, viele vertrauensbildende Maßnahmen nötig sein. Dabei hat die SPD keine Zeit zu verlieren. In einem Jahr sind Kommunalwahlen. Die OB-Affäre hat zuletzt gar die Arbeit an einem neuem Mülheim-Plan der Genossen erlahmen lassen. Es ist also Zeit. Höchste Zeit.

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die mitglieder wünschen sich bakum als spd-vorsitzendenDie SPD muss in einer Zeit, in der sie allerorten unter Druck steht, schleunigst in die Programmarbeit kommen, Profilschärfe zeigen. Da sind weitere Grabenkämpfe nicht zu gebrauchen. Es wird eine Herkulesaufgabe für den jungen Bakum, für Frieden in der Partei zu sorgen.

Marionetten erneuern keine Partei

Die unterlegene Kandidatin Sina Breitenbruch-Tiedtke gratulierte am Freitag ihrem Kontrahenten Rodion Bakum.
Die unterlegene Kandidatin Sina Breitenbruch-Tiedtke gratulierte am Freitag ihrem Kontrahenten Rodion Bakum. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ob nun Breitenbruch-Tiedtke oder Bakum: Beide stehen für einen Generationenwechsel. Klar war schon, als sie sich ins Rennen schicken ließen: Sie würden sich beweisen müssen im innerparteilichen Ringen um die Deutungshoheit mit den „alten Hasen“. Lassen sich die Jungen zu Marionetten degradieren, werden sie die Partei nicht erneuern können.

Bakum ist mit dem Versprechen ins Rennen gegangen, mit jedem in der Partei ins Gespräch kommen zu wollen, der Streit um die OB-Affäre soll der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig ist Bakum aber mutig genug, ein neues Fass aufzumachen, indem er auch schon klarmacht, dass er sich ein Votum der Basis auch dazu wünscht, mit welchem Spitzenkandidaten die SPD in die nächste Wahl zum Stadtrat gehen soll. Fraktionschef Dieter Spliethoff wird das vernommen haben.