Mülheim. Leon Bilo aus Mülheim tourt in seiner Freizeit im Ellenator durch halb Europa. Einen Pkw-Führerschein braucht der 17-Jährige dafür nicht.
Leon Bilo ist 17 und kaum zu bremsen. Das kommt bei Jungs in seinem Alter häufiger vor, bei ihm manifestiert es sich allerdings auf eine spezielle Art: Er düst mit einem umgebauten Fiat 500 umher, einem Ellenator. Seit gut einem Jahr geht das so, rund 69.000 Kilometer stehen schon auf dem Tacho.
Der kuriose Wagen verfügt über vier Räder, die unter dem Heck so eng nebeneinander stehen, dass er als dreirädriges Fahrzeug eingestuft wird. Um Ellenator zu fahren, braucht man nur einen Motorradführerschein A1, den bereits 16-Jährige machen dürfen. Dann kann es eigentlich losgehen.
Schon 16-Jährige dürfen Ellenator fahren
Und so verbringt Leon eine Menge Zeit am Steuer seines Mini-Mobils. Das fängt an beim täglichen Weg zur Arbeit – er macht im familieneigenen Unternehmen in Heißen eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Doch das sind nur Kleckerstrecken, die die beachtliche Kilometerleistung des Ellenators nicht ansatzweise erklären.
Auslandsreisen im weiß-blauen Dreirad sind Leons liebste Freizeitbeschäftigung. In Paris ist er schon gewesen, in London, Amsterdam, Mailand, in Südfrankreich und in der Schweiz. Oft seien das spontane Touren gewesen, berichtet der 17-Jährige, nicht groß geplant, einfach gestartet.
Spontane Touren nach Paris, London oder Mailand
Letztens kam ihm in den Sinn, nach Spanien zu fahren – Barcelona. Am Freitagnachmittag, nach der Berufsschule, hat er den 20-PS-Motor angeworfen. „Auf dem Hinweg hab ich an einer Raststätte im Auto geschlafen“, sagt Leon, „einfach den Fahrersitz zum Liegesitz gemacht“. Normalerweise kommt er aber in Hotels unter, nächtigt nicht zwischen Schalthebel und Fahrertür.
In Barcelona hat es Leon „nicht so gefallen“, darum sollte der Rückweg über Saint Tropez führen. Er liebt die Côte d’Azur, „die Strände, das klare Wasser“, letztlich ist es dann doch eine Großstadt geworden, die nicht nur malerische Ecken hat: Marseille.
An einem Wochenende 3470 Kilometer zurückgelegt mit einem 80er-Schnitt
Insgesamt hat Leon an jenem Wochenende 3470 Kilometer zurückgelegt, ein Foto der Bordcomputeranzeige dokumentiert es. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Dreirads lag bei 80 km/h, der Fiat verbrauchte im Schnitt 4,2 Liter Super.
Vierrädriges Dreirad
Leons Wagen ist ein umgebauter Fiat 500, der zwar vier Räder besitzt, aber als Dreirad gilt. Er wurde umgebaut von der Firma Ellenrieder im Allgäu, daher der Name Ellenator. Die Leistung der Miniautos wird gedrosselt auf 15 KW/20 PS und eine offizielle Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h.
Fahren darf man einen Ellenator mit einem Motorradführerschein der Klasse A1, also schon ab 16 Jahren.
In Mülheim sind diese Mini-Mobile nur vereinzelt unterwegs. Sie werden beim Straßenverkehrsamt angemeldet, dort aber in einer Kategorie mit anderen Zwei- und Dreirädern erfasst. Genaue Zulassungszahlen für Ellenatoren hat die Stadt Mülheim daher nicht.
Exzessives Ellenator-Fahren ist kein Hobby, das den Klimaschutz voranbringt, und auch keine preiswerte Angelegenheit, nicht nur wegen der Verbrauchskosten. Allein der Umbau kostet 5500 bis 6000 Euro, vorher muss man sich einen geeigneten Kleinwagen anschaffen. Dennoch fände Leon es gut, wenn sein Beispiel Schule machen würde. Zum Thema „Führerschein ab 16“, das auch in Deutschland immer wieder diskutiert wird, hat der junge Mülheimer eine klare Meinung: „Autofahren sollte ab 16 erlaubt werden.“ Leider würden Jugendliche oft „für blöd erklärt“.
Jugendliche sollten mal was anderes machen als Computerspiele
Noch eine andere Mission treibt den 17-Jährigen an: „Ich möchte Leute aus meiner Generation motivieren, etwas anderes zu machen als Computerspiele oder Abhängen. Wenn ich mich mal mit Leuten treffe, dann sind sie die ganze Zeit am Handy.“ Bisher konnte er noch keine Gleichaltrigen für Ellenator-Touren begeistern.
„Ich fahre immer alleine.“ Als nächstes Ziel schwebt ihm Biarritz vor an der französischen Atlantikküste, dicht an der spanischen Grenze, von Mülheim etwa 1300 Kilometer entfernt.
Mit dem Autoführerschein hat Leon Bilo noch nicht angefangen, und sein Interesse hält sich offenbar auch in Grenzen. Begleitetes Fahren reizt ihn nicht: „Da hätte ich ja immer jemanden auf dem Beifahrersitz.“