Mülheim. Mülheimer Stadtelternrat: Mangel an Fachkräften führt zu weniger Flexibilität in den Betreuungszeiten. Doch gerade das wird dringend benötigt.

In Mülheim fehlen spürbar pädagogische Fachkräfte in der Kinderbetreuung für unter und über Dreijährige – das registriert der Stadtelternrat mit großer Besorgnis: Der Mangel führe dazu, dass Kitas und Co nur wenig flexibel auf Arbeitszeiten etwa alleinstehender Mütter und Väter eingehen können, schildert der Elternratsvorsitzende Daniel Steinbring jetzt zur öffentlichen Info-Veranstaltung des Rates. Der Mangel allerdings ist auch hausgemacht.

Mangelnde Flexibilität durch massiven Fachkräftemangel

Viele Eltern sind an diesem Abend im Haus des Sports nicht gekommen, obwohl der Schuh drückt. In der Regel seien deutlich mehr Mütter und Väter da, versichert Steinbring, und macht anschaulich, wie Angebot und Nachfrage auseinander gehen können: „Wenn eine Kita die Betreuungszeit von 7 bis 14 anbietet, kann ich mein Kind nicht um 14.30 Uhr abholen, selbst wenn ich es aus beruflichen Gründen auch erst um 8 Uhr vorbeibringen könnte.“ Ideal wäre ein Zeitkorridor von 6 bis 18 Uhr – doch das könne die Stadt derzeit nicht leisten.

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Die mangelnde Flexibilität bei vielen Angeboten hat jedoch Ursachen, die nicht nur in der finanziellen Ausstattung der städtischen wie privaten Träger von Kitas liegen. „Es gibt in NRW einen massiven Fachkräftemangel“, führt Nicole Gensinger an, die den Mülheimer Elternrat auf Landesebene vertritt.

Befristete Verträge werden oft erst in letzter Sekunde entschieden

Katrin Rose, Nicole Gensinger, Daniela Heimann, Daniel Steinbring und Harald Reschke (von links) vom Mülheimer Stadtelternrat.
Katrin Rose, Nicole Gensinger, Daniela Heimann, Daniel Steinbring und Harald Reschke (von links) vom Mülheimer Stadtelternrat. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Umso weniger verständlich ist es für den Elternrat, dass bestehende Fachkräfte befristete Verträge bekämen, deren Verlängerung nicht selten in letzter Sekunde entschieden werden. „Ich kenne aktuell einen Fall, bei dem der Vertrag diese Woche ausläuft – bis heute hat die Pädagogin keine Sicherheit, wie es weitergeht“, sagt die stellvertretende Stadtelternratsvorsitzende Daniela Heimann.

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Der Mangel ist also auch hausgemacht. Fehlende Übersicht über Verträge und Organisation, vermutet der Stadtelternrat – und manchmal auch eine allzu beamtische „Egal“-Haltung in der Verwaltung. Die Konsequenz: Fachkräfte bewerben sich anderswo, „für die Kinder heißt das aber, dass ihre Bezugspersonen häufig wechseln“, erläutert Heimann – in manchen Fällen vier Mal in kurzer Zeit.

Gremium Elternrat ist ohne politische Entscheidungsmacht

Neuwahl des Stadtelternrates im November

Jedes Jahr wird der Stadtelternrat aus den Elternbeiräten der Kitas neu gewählt: 13 Mitglieder hat er in der Regel. Neuwahl ist in diesem Jahr im November.

Infos zum Stadtelternrat: www.muelheim-ruhr.de/cms/werden_sie_aktiv_im_elternrat_.html

„Müssen etwa Kita-Leitungen immer Pädagogen sein?“, glaubt Heimann, dass man vorhandene Fachkräfte besser einsetzen oder durch vermeintlich fachfremdes Personal unterstützen könnte, um Pädagogen für ihre Kernaufgaben freizuschaufeln: Zu Essenszeiten Tische auf- und abdecken, Stühle am Tagesende hochstellen – viele ,sonstige Arbeiten’ könnten etwa auch Langzeitarbeitslose erledigen.

Vorschläge und Ideen hat der Stadtelternrat viele, als Gremium ist er aber ohne politische Entscheidungsmacht. Also wirkt er mit dem Ohr am Bürger diplomatisch in die Verwaltung hinein. So auch in Fragen der Personalausstattung, Öffnungszeiten, Elternbeiträge und beim Catering. „Die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt ist ausgezeichnet“, lobt Steinbring. „Das ist auch notwendig, denn Eltern wollen immer stärker mitbestimmen“, stellt der Vorsitzende fest.

Komplizierte Regularien bremsen den Elterneifer

Manchmal habe das kritische Dimensionen – wenn etwa Eltern eine Bodenprobe verlangen, um eine Belastung in der Kita ausschließen zu können. Anderswo bremsen komplizierte Regularien den Elterneifer. Der Vater Harald Reschke hat das erlebt. Als er mit anderen Eltern in einer Kita streichen wollte, stellte sich zunächst die Stadt bürokratisch quer. Verantwortlich dafür sei der Immobilienservice. Der Stadtelternrat nutzte den guten Draht in die Verwaltung. Dann klappte es.