Mülheim. Den Gondelteich an der Walkmühle haben mehrere Leser erkannt und sich an ihre Kahnpartien erinnert. Verliebte trafen sich dort im hohen Gras.
Wieder sind wir mit unserer Serie im Rumbachtal unterwegs. Obwohl der „Gondelteich“ seit 80 Jahren aus dem Stadtbild verschwunden ist: Er hat vor dieser Zeit viele Mülheimerinnen und Mülheimer begeistert.
Opas luden ihre Enkel zu einer Kahnpartie ein. Verliebte ruderten mit den kleinen Boot ans andere Ufer und verschwanden dort im hohen Gras. Das können Sie sich nicht vorstellen? Aber sicher: Die Menschen waren stets erfinderisch, wenn es darum ging, etwas zu tun, was andere nicht mitbekommen sollten. Es war also am Walkmühlenteich fast immer etwas los. Das Lokal galt stets als gehobene Adresse.
Die Farbe blättert schon von den Booten ab
„Mein Großvater hat mich oft mitgenommen zu einer Kahnpartie auf dem Teich der Walkmühle“, kann sich Margret Einighammer an ihre Kindheit erinnern. „Wir sind sehr oft dort gewesen. Das Lokal gab es damals schon. „Ob die kleinen Boote dem Restaurantbetreiber gehörten, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich war das so. Die Boote sahen aber nicht besonders gepflegt aus. Die Farbe blätterte schon vom Holz ab.“
Die Leserin, Jahrgang 1925, ist in der Gegend rund um Wetz- und Walkmühle aufgewachsen. „Die Leute ruderten fast immer mit den Kähnen über den Teich, nicht nur im Sommer. Das war ein Erlebnis und auch für die Nachbarschaft etwas Besonderes“, blickt Margret Einighammer mehr als 85 Jahre zurück.
Mit Leiterwagen Getreide zur Mühle gebracht
An Hüte mit Federschmuck kann sich die Seniorin jedoch nicht erinnern. „Die haben die Leute sicher extra für den Fotografen getragen. Oder es war ein besonderer Anlass. Viele sind damals, in den 1920er und 1930er Jahren, aus der Stadt bis zum Walkmühlenteich und dem Restaurant gelaufen.“ Mit zehn Minuten „über schattige Fußwege“ aus der Stadtmitte, wie das „altrenommierte Sommerlokal Walkmühle“ in einer Anzeige offerierte, war das wohl nicht getan.
Mit dem Leiterwagen hätten Bauern der Umgebung ihr Getreide zum Mahlen zur Walkmühle gebracht. „Es hat aber nicht mehr lange gedauert, bis der Betrieb aufgegeben wurde. Danach wohnte dort die Familie Rieseberg, die den Wasserbahnhof ab Mitte der 1930er Jahre bis lange nach dem Krieg betrieb. Die Häuser stehen heute noch. Der Teich wurde vor dem Zweiten Weltkrieg wegen der vielen Mücken und des Gestanks zugeschüttet“, erinnert sich Margret Einighammer. Das dokumentieren auch historische Quellen.
Teich war Anlaufstelle für Verliebte
Heinz Moseler, 1951 im Rumbachtal geboren, erzählt: „Persönlich kann ich mich an den Teich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass meine Großeltern (vor 35 Jahren verstorben) immer gesagt haben, sie hätten sich als junges, verliebtes Paar gerne am Teich aufgehalten.“ Das bestätigen auch andere Anrufer aus den Erzählungen ihrer einst verliebten Großeltern.
„Ich selber kann mich nicht an die dort gezeigte Idylle erinnern“, schreibt Peter Rombach (Jahrgang 1954). „Aus den Erzählungen meiner Schwiegereltern, die auf der Hölterhöhe wohnten, weiß ich aber, dass es sich um den Teich an der Gaststätte Walkmühle im Rumbachtal handelt. Sie ist im Hintergrund zu sehen.“
Mit Bunker-Aushub Teich zugeschüttet
„Damals war es nur ein normales Lokal. Heute stehen auf dem Grundstück des Teiches mehrere Reihenhäuser. Der Teich wurde vor oder während des Zweiten Weltkrieges zugeschüttet. Das Material stammte aus der unmittelbaren Umgebung. Der bei dem Bau eines Bunkers unter den Häusern der ,Hölterhöhe’ – oberhalb der Walkmühle gelegen – angefallene Aushub wurde dort eingebracht“, erläutert unser Leser.
„Der Bunker führte von der Nähe des damaligen Teiches bis zu den heutigen Grünanlagen hinter den Häusern der Hölterhöhe. Da mein Schwiegervater, wie viele andere Männer aus der Umgebung auch, an den Arbeiten beteiligt war, hat er oft davon erzählt. Genauere Daten kann ich leider nicht nennen“, bedauert Peter Rombach.
In den 1920er Jahren Wintergarten angebaut
„Es handelt sich um die Wetzmühle mit dem Restaurant „Zur Walkmühle“ im Rumbachtal. Das große Gebäude mit der Esse [Feuerstelle] war die Mühle. Daneben steht das Restaurant am Teich, ein Naherholungsgebiet“, ergänzt Gerd-Wilhelm Scholl. „Als Anfang der 1920er Jahre die Mühle nicht mehr gebraucht wurde, baute man an ihrer Front einen Wintergarten und vergrößerte damit das Restaurant. So entstand für die Mülheimer ein großes Ausflugslokal mit Teich und Ruderbooten.“
Immer mehr Einfamilienhäuser wurden gebaut
Scholl schreibt: „So viel ich weiß, speiste der Rumbach den Teich und lief über den Mühlenkanal wieder in das offene Bachbett zurück.“ Er erinnert sich an die Heimatkunde in der Volksschule und an Schulwanderungen durchs Rumbachtal zum Liebfrauenhof oder Flughafen.
„Anfang der 1950er Jahre versuchten Pächter, das Restaurant wiederzubeleben. Aber die meisten Mülheimer hatten nach dem Krieg andere Sorgen als Essen zu gehen“, weiß Scholl. „Das Rumbachtal veränderte sich, weil immer mehr Einfamilienhäuser gebaut wurden. Es dauerte einige Zeit, bis die ,Walkmühle’ als Restaurant wieder angenommen wurde.“