Schwester Antonia hat viele Wünsche zum Fest, aber nur wenige für sich selbst. Seit vielen Jahren kümmert sie sich um junge und alte Menschen, die Hilfe und Beistand brauchen.

Nach materiellen Wünschen fragt man sie vergebens: Schwester Antonia, die Gemeindeschwester der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Saarn, lebt im Kloster der barmherzigen Schwestern von der Heiligen Elisabeth in Essen. „Wir leben dort nach Regeln”, erklärt sie. „Es gibt unter anderem das Gelübde der Armut – das bedeutet auch ein Stück Anspruchslosigkeit.” Also: keine Weihnachtsgeschenke.

Gemeindeschwester Antonia unternimmt einen Spaziergang auf dem Weihnachtsmarkt.
Foto: Roy Glisson / Waz FotoPool.
Gemeindeschwester Antonia unternimmt einen Spaziergang auf dem Weihnachtsmarkt. Foto: Roy Glisson / Waz FotoPool. © Waz FotoPool

Aber die 67-Jährige, die Energie und Tatkraft ausstrahlt, hat ohnehin nur wenige eigene Bedürfnisse. Viel lieber erfüllt sie die Wünsche ihrer „Schäfchen”: Mindestens 38 Stunden pro Woche ist sie im Dienst der Gemeinde unterwegs und besucht alte und kranke Menschen – „auch solche, die sich einsam fühlen” Sie spendet Trost und spricht mit ihnen. „Wichtig ist, dass ich ihnen auch zuhöre.”

Seit sieben Jahren ist Schwester Antonia in der Seniorenseelsorge tätig. Das war ein abrupter Schritt, zuvor hatte sie 23 Jahre lang das Kinderheim Raphaelhaus geleitet, nachdem sie in Styrum als Kindergärtnerin ihre Laufbahn begonnen hatte. „Ich habe mich entschieden, mit 60 Jahren aufzuhören. Das hatte ich mir immer vorgenommen – dann habe ich auch noch Zeit für etwas anderes”, erinnert sie sich. Im fortgeschrittenen Alter wollte sie, statt für die Jüngsten, für die Ältesten unter den Hilfsbedürftigen sorgen.

Auch in schweren Stunden eine Stütze

Das ist nicht immer leicht, berichtet die Schwester: „Wenn es nötig ist, bereite ich die Menschen auch auf einen Wechsel in ein Altenheim vor.” In vielen Heimen veranstaltet sie Singkreise, Kaffeenachmittage oder Ausflüge. Mit deren Planung ist sie dann auch zuhause noch beschäftigt: „Ich mache auch viel auf dem Computer – da gestalte ich dann zum Beispiel selber Geburtstagskarten.” Schwester Antonia stellt sich in der Seelsorgearbeit auch dem schwierigsten Thema: „Ich sehe es als meine Aufgabe an, alte Menschen auf das Sterben vorzubereiten”. Das ist nicht so unmöglich, wie es zunächst klingt: „Ich habe erlebt, dass ich durch viele Gespräche Ängste abbauen konnte.”

Die Mutter war das Vorbild

Die Entscheidung für ein Leben im Kloster fällte sie früh, und sie fiel ihr nicht schwer: „Ich war ganz aktiv in der katholischen Jugend tätig. Und ich habe bei meiner Mutter erlebt, wie sie immer etwas für andere übrig hatte, obwohl wir selbst durch den Krieg nicht mehr viel hatten.” So trat sie am 17. März 1962 als junge Frau in den Orden ein und hat es seitdem nie bereut. „Ich wollte einfach mein Leben für andere einsetzen, speziell für Kinder. Es ist kein Job, den ich erledige, sondern ein Dienst an den Menschen im Sinne des Evangeliums.”

Aber einige kleine Wünsche hat sie dann doch: „Dass ich mit meinem Alter gut zurechtkomme. Dass ich zufrieden bin und einen Menschen an meiner Seite habe, der mich versteht und der mich so annimmt, wie ich bin.” Also: dass jemand für sie tut, was sie so selbstlos für „ihre” alten Menschen leistet. Daran ist gut zu erkennen, wie zufrieden Schwester Antonia mit ihrem Leben ist. „Meine Arbeit mit den Kindern war sehr schön und meine Arbeit mit den Senioren füllt mich auch aus”, resümiert sie. Und gleich fallen ihr noch weitere Wünsche ein, wenn auch nicht für sich selbst: Ihren „Schäfchen” in der Saarner Kirchengemeinde wünscht sie, dass diese „eine gewisse Einsamkeit aushalten können, ohne dabei zu sehr zu vereinsamen”. Das gehe einfach nicht anders. Auch sollten sie ein würdevolles Altern erleben, selbst im Altenheim. „Ich würde mir wünschen, dass ältere Menschen auch politisch und gesellschaftlich mehr ins Blickfeld rücken.”

Weihnachten im Kreise der Schwestern

Das Weihnachtsfest wird die Schwester im Kreise ihrer Mitschwestern im Kloster verbringen. „Ich bin in der Gemeinschaft. Da ist natürlich der religiöse Aspekt der wichtigste. Am zweiten Weihnachtstag besuche ich dann meine leibliche Schwester.”