Mülheim. Keine Lust auf Tracht und Gewehr: Immer weniger Schützen bewerben sich für die Königsehren. Der älteste Mülheimer Verein zog die Reißleine.

Keine Lust mehr auf Trachtenjacke und Holzgewehr: Auch den Mülheimer Schützenvereinen fällt es immer schwerer, genügend Anwärter für den Titel des Schützenkönigs zu finden. Ein Trend, der um sich greift. Ein Grund sind oft die majestätischen Kosten von 2500 bis 5000 Euro, die ein König aufbringen muss.

Der andere: Paraden mit Dschingerassabumm und anschließendem Trinkgelage sind bei vielen out. Der dienstälteste Mülheimer Schützenverein von 1837 zog vor drei Jahren deshalb die Reißleine und schlug den Weg ein zum reinen Sportschützenverein.

Schluss mit Dschingerassabumm

„Wir haben Jahrzehnte lang viele Feste auf dem Saarner Kirmesplatz veranstaltet“, erinnert sich Lothar Stricker, der als Vorsitzender mit seiner Tochter den repräsentativen Teil als „amtierendes Königspaar“ vertritt. Doch vor gut drei Jahren ging dem Verein die sprichwörtliche Munition aus – die Mitglieder blieben zwar, aber es gab kaum jemanden, der noch Feste organisieren wollte. „Wir haben den Verein dann auf die sportliche Ebene gehoben“, erläutert der Vorsitzende.

Das Schießen findet nur noch intern statt. „Wären wir auf dem Land, wäre es sicher anders“, vermutet Stricker, doch in der Stadt und bei der Jugend scheint der traditionelle Marsch durchs Dorf im jägergrünen Kostüm kaum mehr anzukommen.

Mehr Interesse für das Sportschießen

Durch diesen Schritt zum Sport gewann der Verein von 1837 hingegen schnell Mitglieder und wuchs in kurzer Zeit von 90 auf 120. Der Vorstand stellte fest, dass die Menschen für den Schießsport zu interessieren sind, aber weniger für die Tradition. „Wenn es mal irgendwann anders kommen sollte, werden wir wieder Schützenfeste veranstalten“, hält Stricker die Tradition längst nicht für abgemeldet.

Im „landnahen“ Selbeck scheint die Schützen-Welt noch in Ordnung zu sein. Doch auch hier ist die Lage längst nicht so einfach wie einst: „Wir hatten vor Jahren Probleme, einen König zu finden“, räumt Marcus Bause, Vorsitzender der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Selbeck-Breitscheid ein.

Soli für den Schützenadel

Als Maßnahme hat der Vorstand „das Königsjahr überarbeitet und Kosten für den König runtergenommen. Der Verein zahlt dann“, erklärt Bause. Für den König bleiben Kosten von circa 100 bis 150 Euro im Monat bei der Schützenbruderschaft – etwa 1500 Euro für das Jahr. Der „Soli“ für den Schützenadel war hilfreich, „aber jedes Jahr ist es herausfordernd, dass es auch mindestens zwei Anwärter gibt“, räumt der Vorsitzende Bause ein.

Schützen feiern vom 19. bis 21. Juli

Großer Karaoke-Wettkampf

Der Gesangswettbewerb unter dem Motto „Karaoke-Party mit DJ Andy“ startet am Samstagabend, 20. Juli, ab 20 Uhr.

Eine Promijury mit Regi Jennings (Starlight Express Bochum), Kultpolizist „Toto“ (Toto & Harry), Sänger & Komponist Didi Landgrafe-Grimberg sowie die Musikproduzentin Karin Landgrafe entscheidet über den Gewinner. Ihm winkt eine professionelle Studioaufnahme.

Der Kartenvorverkauf hat begonnen bei Plönes Haustechnik
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sowie Firma Butz

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. Infos unter: www.schuetzen-selbeck-breitscheid.de

Gefeiert wird das Schützenfest wie immer: Für das dritte Juli-Wochenende, 19. bis 21. Juli, versprechen die Selbecker ein „Programm der Superlative“ mit Wettkampf an der Flinte und - ganz neu – mit der Stimme. Im Mittelpunkt steht noch immer der große Zapfenstreich am Samstag, 18.30 Uhr, auf dem Selbecker Kirchenvorplatz mit Blasorchester und dem Selbecker Spielmannszug. Doch abends geht’s ans Mikro zum Karaoke-Wettkampf.

Musikalisch stürmen „Die Fressköpp“ (Samstag, 20 Uhr), die „Kofler Buam“ (Sonntag, 11 Uhr) das Zelt. „Danny & The Chicks“ marschieren hingegen in Richtung 50er und 60er Jahre – Rock´n Roll geht immer. Und wo man gerade zeitlich dort ist: Die britisch-deutsche Pop-Legende Graham Bonney (Supergirl, 1966) schaut bereits am Freitagabend, 20 Uhr, mit seinen Hits vorbei. Außerdem begrüßt DJ Andy am Plattenteller seine Gäste zu Schlager und Charthits.