Mülheim. Die Critical-Mass-Bewegung will in Mülheim auf Defizite für Alltagsradler aufmerksam machen. Für Montag haben sich gut 70 Radler angekündigt.
Das alltägliche Abstrampeln mit dem Rad ist oft mühselig, wenn nicht gefährlich – darauf wollen Mülheimer mit der Rad-Protest-Aktion „Critical Mass“ aufmerksam machen. Im Ruhrgebiet gibt es die Aktion in fast allen Großstädten, Mülheim war bislang nicht dabei.
Gut 70 Radler haben über Facebook angekündigt, am Montag (8.7.) vom Hauptbahnhof aus eine Tour auf Mülheims Straßen zu wagen, darunter Mitglieder des ADFC und Parents for Future.
Kein aggressives Fahren, keine Provokation
Der Protest auf zwei Rädern soll friedlich verlaufen, „wir halten uns an die Straßenverkehrsordnung, kein aggressives Fahren, keine Provokationen“, sagen die Aktivisten. Die Critical Mass-Bewegung tritt bewusst nicht als Demonstration auf – die müsste ja einen abgezirkelten Weg nehmen –, sondern als eine Art „spontane Zusammenkunft“. Sie nutzt den §27 der Straßenverkehrsordnung, demnach bilden mehr als 15 Radler einen „Verband“ und dürfen entsprechend zu zweit nebeneinander auf der Straße fahren.
Eine rechtliche Grauzone, denn klar ist der Bewegung auch: Je nach Masse, hat die Aktion „kritische“ Auswirkungen auf den Straßenverkehr. In Essen, wo es die „Critical Mass“ seit rund neun Jahren gibt, stoppte die Polizei eine solche Tour mit 200 Radlern, die angeblich aus dem Ruder lief. Doch in der Regel verläuft sie friedlich, bestätigt die Essener Polizei.
Mehr Menschen aufs Rad bringen
„In Mülheim gibt es Leuchtturm-Projekt für das Fahrrad wie den RS1, aber abseits davon, im Alltag, wird es schwer“, schildert ein Aktivist. Mehr Menschen sollen aufs Rad, dafür müsse der Fahrrad-Alltag sicherer werden. An der Kaiserstraße, immerhin vierspurige Hauptverkehrsachse Richtung Holthausen, gibt es etwa keine Radspur. „Jahrzehnte lang hat man Mülheim zur Autostadt ausgebaut. Hier müsste man dem Auto den Raum nehmen“, schlägt er vor.
Unterstützung bekommt auch die Mülheimer Critical Mass vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub – zumindest mehrheitlich, räumt Axel Hercher vom ADFC ein. Denn intern wird die Aktion kontrovers diskutiert. „Mehrheitlich macht es aber für uns Sinn: Die CM zeigt Defizite im Straßenverkehr auf.“ Ähnlich hat auch die Gruppe „Parents for Future“ den Termin unter ihren Mitgliedern kommuniziert.
Start ist am Montag um 18.30 Uhr
Gut 70 Menschen haben ihr Interesse mitzufahren auf Facebook angekündigt, ihre Zahl könnte dreistellig werden, wenn sich Radler aus den Nachbarstädten beteiligen. Treff ist am Montag, 8. Juli, um 18.30 Uhr am Hauptbahnhof, Dieter-aus-dem-Siepen-Platz 3.